AlphaBay: Bericht aus Bangkok: Millionenschwerer Darknet-Boss erhängt in Zelle aufgefunden

    • AlphaBay: Bericht aus Bangkok: Millionenschwerer Darknet-Boss erhängt in Zelle aufgefunden


      Der größte Schwarzmarkt des Darknets ist seit Tagen offline. Jetzt wird immer deutlicher: Hinter Alphabays Ende steckt wohl eine internationale Polizeiaktion.

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      Die Darknet-Gerüchteküche explodierte binnen weniger Stunden: Am vergangenen Mittwoch, den 5. Juli, war der größte Schwarzmarkt des Deepwebs, Alphabay, plötzlich nicht mehr erreichbar. Eine schlüssige Erklärung der Betreiber dazu gab es nicht, doch die Seite, auf der anonym mit Waffen, Kreditkarten und verschiedensten Drogen gehandelt wurde, ist bis heute offline.

      Schnell füllten sich Reddit-Threads mit unzähligen Kommentaren: Nutzer fragten herum, auf welchen Seiten sie denn jetzt ihre Lieblingsdealer finden könnten. Andere brachen in Panik aus, da sie Bitcoins im Wert von tausenden Euro zu verlieren drohten. Das Problem: Sollte Alphabay wirklich von einer Sekunde auf die nächste für immer verschwunden sein, könnten sie nicht mehr auf die in ihrem Account hinterlegten Bitcoins zugreifen. Wieder andere Nutzer spekulierten über einen sogenannten Exit Scam: Das würde bedeuten, dass sich die Betreiber in einer koordinierten Aktion heimlich aus dem Staub gemacht und dabei auch die Millionenbeträge eingesteckt hätten, die in den offiziellen Wallets des Marktplatzes steckten.

      Rund eine Woche später könnte nun klarer werden, was tatsächlich passiert ist: Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf "mit den Vorgängen vertraute Quellen" berichtet, wurde Alphabay durch eine internationale Operation abgeschaltet. Ermittler aus den USA, Thailand und Kanada seien an der Aktion beteiligt gewesen. Tatsächlich schlug die Polizei just an jenem Tag zu, als Alphabay offline - und zwar in Kanada: Am 5. Juli durchsuchten Ermittler der "Technological Crime Unit" der kanadischen Bundespolizei mehrere Gebäude in Montreal und Umgebung. In lokalen Medienberichten hieß es schon damals, dass die Razzien etwas mit dem Darknet zu tun hätte.

      Am selben Tag schlagen Ermittler auch in Bangkok zu, wie die Bangkok Post berichtet: In einem Wohnhaus im Nordwesten der thailändischen Hauptstadt nehmen Polizisten den Kanadier Alexander C. fest. Der 26-Jährige wird vom FBI gesucht. Doch zu einer Auslieferung in die USA kommt es nicht mehr. Eine Woche nach seiner Festnahme wird Alexander C. tot in einer Gefängniszelle der thailändischen Drogenermittlungsbehörde aufgefunden.

      In dem Bericht der größten englischsprachigen Zeitung Thailands finden sich auch einige Details zum Tod des Mannes: Frühmorgens um sieben Uhr sei einem Gefängniswärter ein von der Toilettentür hängendes Handtuch aufgefallen. Der Insasse C. allerdings sei nicht zu sehen gewesen. Als die Wärter daraufhin die Zelle betraten, fanden sie C. tot in der Toilette vor. Wie spät es sei, habe C. noch gefragt, bevor er die Toilette in seiner Zelle betreten habe. Das berichteten eine Wärterin und eine Insassin der gegenüberliegenden Zelle gegenüber der Bangkok Post. C. sei allein in der Zelle gewesen, und auf Bildern der Überwachungskamera wären keine Anzeichen von Fremdeinwirkung zu sehen.

      Eine Sprecherin des kanadischen Außenministeriums hat den Tod von C. gegenüber dem Wall Street Journal bestätigt; Details zu den Ermittlungen oder einem Zusammenhang zu Alphabay wollte sie allerdings nicht kommentieren. Laut dem Wall Street Journal soll der Kanadier allerdings einer der Betreiber von Alphabay gewesen sein.

      Nach dem Ende von Silk Road und dem Marktplatz Agora galt Alphabay seit Mitte 2015 als die größte Handelsplattform des Darknets. Die nicht über das Clear Web erreichbare Plattform, auf der Händler und Kunden im Stil von Amazon oder eBay ihre Deals abschlossen, verzeichnete die meisten Produktangebote aller Darknet-Schwarzmärkte. Experten schätzen, dass auf der Seite jeden Tag Waren im Wert von 500.000 bis 700.000 Euro umgesetzt wurden. Auch die Betreiber der Seite, die die technische Infrastruktur zur Verfügung stellten, verdienten über Gebühren und einen Kommissions-Service an jedem Geschäft mit. Klar ist, dass sich allein in zwei digitalen Wallets, die Beobachter der Seite den Administratoren zurechnen, Bitcoin in Höhe von mehreren Millionen US-Dollar befanden.

      Wie eine Polizeiquelle der Bangkok Post berichtet, wurden im Zuge der Festnahme von Alexander C. auch vier Lamborghini und 10 Millionen US-Dollar Bargeld beschlagnahmt. Wir haben eine Anfrage zu Alexander C. und der Betreiberschaft bei Alphabay an die kanadische Polizei und das FBI geschickt. Sobald wir eine Antwort erhalten und weitere Details bekannt werden, werden wir diesen Artikel entsprechend updaten.

      Quelle: motherboard.vice.com/de/articl…angt-in-zelle-aufgefunden

      Die Ironie ist die Lust an der Distanz zu Dingen, deren Nähe Unlust erzeugt.
    • Bei solchen Summen -- Kein Wunder.
      Ich denk da gleich an NSU und Ähnliches. Cosa Mostra. (evtl. fasch geschrieben?)
      NSU - Zeugensterben ohne Ende. Vor allem sterben V-Männer an mysteriösen Krankheiten und natürlich Selbstmord.
      Wer daran zweifelt, ist selbst dran Schuld.

      Die Tür, die zufiel.
      Wer "zufiel" weiß, ist selbstmordgefährdet.
      Das gabs damals schon im wilden Westen. (USA.)