Tim C. wegen Fake-Shops vor Gericht

    • Tim C. wegen Fake-Shops vor Gericht

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      Letzten Dienstag war Prozessauftakt vor dem Rostocker Landgericht. Tim C., wegen Urheberrechtsverletzungen vorbestraft, wird vorgeworfen, 183 Kunden systematisch abgezockt zu haben. Gegen Vorkasse wurden Strohmännern insgesamt 112.411,28 Euro überwiesen. Die verbilligten Geräte sind bei den Kunden nie angekommen. Die Verlesung der Anklage durch zwei Staatsanwälte dauerte nicht weniger als 100 Minuten.
      In Filesharingkreisen ist der mittlerweile 27-jährige Informatiker Tim C. aus Delmenhorst kein Unbekannter. Er betrieb früher unter anderem den Streaming-Hoster Duckload und den kino.to-Nachfolger Video2k.tv. Seine Firma Streaming Technology Services Limited soll einst eng mit den Machern von Kino.to zusammengearbeitet haben. Angeblich sollen darüber auch Zahlungen an diverse Uploader gelaufen sein.

      Seit Dienstag steht der Mann aus Delmenhorst erneut vor Gericht, wie NNN.de berichtet. Seit dem 7. März dieses Jahres sitzt Tim C. in Untersuchungshaft. Er ist aufgrund seiner Vorgeschichte wegen gewerbsmäßig begangener Urheberrechtsverletzungen vorbestraft. Unter nicht weniger als 36 verschiedenen Domains soll Tim C. in diversen Fake-Shops überaus preiswerte Elektroartikel und Potenzmittel zum Kauf angeboten haben. Die Käufer mussten ihre Waren in Vorkasse bezahlen. Die Gelder wanderten über Konten von Strohmännern zu Tim C., der die Produkte nie ausgeliefert hat. Das war von ihm auch nicht geplant.

      Tim C. legte am ersten Prozesstag ein umfassendes Geständnis ab. Er gebe alles zu, hieß es. Im Verlauf seiner Aussage beschrieb er ausführlich seine Vorgehensweise. Die Erfahrungen im Umgang mit dem Onlineshop seiner Eltern, sein Informatikstudium in Kombination mit den heutigen Möglichkeiten des Internets und der Unbedarftheit vieler Banken würde „alles gehen“. Oft seien Konten erst nach Monaten gesperrt worden. Ein Rostocker muss neben anderen Angeklagten mit einer Strafe wegen Betrugs rechnen, weil deren Konto gegen Zahlung einer Provision als durchlaufender Posten genutzt wurde, um die Überweisungen der Kunden zu verschleiern. Das Geld hat Tim C. nach eigenen Angaben für eine Fahrradtour quer durch Europa, den Kauf eines Autos und in seine Spielsucht investiert.
      Der Prozess wird am 27. Oktober fortgesetzt. Der frühere Duckload-Betreiber muss am Ende des Verfahrens mit einer weit härteren Strafe als zuletzt rechnen.
      Vorgeschichte: Die zahlreichen Fake-Shops des Angeklagten fielen einem Polizeibeamten aus Mecklenburg zufällig auf, der eigentlich im Internet auf der Suche nach einem preiswerten Smartphone war. Die lukrativen Angebote waren zu gut um wahr zu sein, weswegen er seine Kollegen beim Landeskriminalamt auf das Angebot aufmerksam machte

      Die Ironie ist die Lust an der Distanz zu Dingen, deren Nähe Unlust erzeugt.