GSP-Gebühren bei ebay-Einkauf in den USA

    • GSP-Gebühren bei ebay-Einkauf in den USA

      habe eine Goldkronen-Münze in den USA gekauft, der Import in die EU ist zoll- und umsatzsteuerfrei. Dennoch werden von GSP (Pitney Bowes) Gebühren für Einfuhrabgaben von fast $ 70 verrechnet, die gar nicht anfallen können. Produkt war nicht als GSP-pflichtig angeboten worden. das ist reine Abzocke - oder erhält man von Pitney Bowes eine Abrechnung und Refundierung??
      Habt Ihr damit Erfahrungen? Danke im voraus. :(
    • die Münze ist gekommen, soweit in Ordnung.
      die GSP-Abwicklung funktioniert wie folgt:
      der US-Verkäufer versendet die Ware an eine US-Adresse (wofür er dem EU-Käufer das internationale Porto verrechnet, hier $ 22,-, und sich die Differenz einsteckt), der US-Versanddienst verrechnet eine Pauschale, die die Einfuhrabgaben umfasst und versendet an den EU-Käufer. Der erhält weder eine Abrechnung noch Einfuhrpapiere, er kann als Gewerblicher dann nicht einmal die Einfuhr-Umsatzsteuer absetzen.
      Dazu kommt, dass bei den üblichen Goldmünzen weder Zoll noch Einfuhrumsatzsteuer anfällt, weil diese pauschal befreit sind.
      Rechtsgrundlage dafür: RICHTLINIE 98/80/EG DES RATES vom 12. Oktober 1998 zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Sonderregelung für Anlagegold.
      Diese RL ist in Ö im § 6 Abs 1 Z 8 lit j sublit bb Umsatzsteuergesetz 1994 umgesetzt. In D muss das ähnlich sein, weil ja auch dort die EU-Richtlinie gilt.
      Im Ergebnis läuft der GSP-Versand auf eine Abzocke hinaus, zudem haben gewerbliche Importeure einen nicht unbeträchtlichen Steuernachteil. Wie schön, das eBay GSP anbietet, wird wohl nicht umsonst sein.
    • ri2302 schrieb:

      die GSP-Abwicklung funktioniert wie folgt:
      der US-Verkäufer versendet die Ware an eine US-Adresse (wofür er dem EU-Käufer das internationale Porto verrechnet, hier $ 22,-, und sich die Differenz einsteckt)
      Nein.
      Der Verkäufer gibt in seinem Angebot die Versandkosten innerhalb der USA an. Und nur diese bekommt er dann auch von den Versandkosten über die Kaufabwicklung direkt. Der Rest der Versandkosten mit GSP geht direkt an Pitney Bowes für den Weitertransport zum Empfänger. Schau mal in Dein Paypal, dort in der Übersicht wirst Du 2 Buchungen sehen, erstens die an den Verkäufer und zweitens die an Pitney Bowes. Die Zahlung an Pitney Bowes düfte erkennbar höher sein als nur die die Import- + Zollgebühren, die im Angebot angegeben waren und die an den Verkäufer niedriger als Verkaufspreis + 22 $.
      Die Inlands-Versandkosten solltest Du sehen können, wenn Du im Angebot den Reiter "Versand und Zahlungsmethoden wählst und dort die Versandkosten innerhalb USA abfragst. Der Verkäufer erhält von den Versandkosten über GSP nur die Summe, die er dort für den Inlandstransport angegeben hat.
      Der Verkäufer hat vom GSP keinen finanziellen Vorteil, es erspart ihm nur den Papierkram wie Zollerklärungen etc beim Versand an einen Käufer im Ausland.


      ri2302 schrieb:

      Dazu kommt, dass bei den üblichen Goldmünzen weder Zoll noch Einfuhrumsatzsteuer anfällt, weil diese pauschal befreit sind.
      Rechtsgrundlage dafür: RICHTLINIE 98/80/EG DES RATES vom 12. Oktober 1998 zur Ergänzung des gemeinsamen Mehrwertsteuersystems und zur Änderung der Richtlinie 77/388/EWG — Sonderregelung für Anlagegold.
      Diese RL ist in Ö im § 6 Abs 1 Z 8 lit j sublit bb Umsatzsteuergesetz 1994 umgesetzt. In D muss das ähnlich sein, weil ja auch dort die EU-Richtlinie gilt.
      Im Ergebnis läuft der GSP-Versand auf eine Abzocke hinaus, zudem haben gewerbliche Importeure einen nicht unbeträchtlichen Steuernachteil. Wie schön, das eBay GSP anbietet, wird wohl nicht umsonst sein.
      Äh. Wohin wurde denn die Münze nun versendet, nach Deutschland oder Österreich?
      Also der deutsche Zoll schreibt zum Thema "Teure Sammlermünzen" ziemlich unmissverständlich:
      zoll.de/DE/Fachthemen/Steuern/…euerbefreiungen_node.html
      Von der Erhebung der Einfuhrumsatzsteuer befreit sind hiernach alle Gegenstände, deren Lieferung auch im Inland keiner Umsatzsteuer unterliegt. Diese Waren sollen bei ihrer Einfuhr nicht höher belastet werden als gleichartige Inlandswaren.
      Hierzu gehören
      # gesetzliche Zahlungsmittel, d.h. im Kurs befindliche Münzen und Banknoten sowohl in Euro als auch in anderer Währung;
      nicht dagegen Zahlungsmittel, die wegen ihres Metallgehalts oder Sammlungswerts umgesetzt werden, d.h. wenn sie mit einem höheren Wert als ihrem Nennwert geliefert werden

      Angesichts von Zollgebühren in Höhe von ca 70 $ gehe ich mal davon aus, daß der fett hervorgehobene Teil auf Deine Münze zutrifft, der Kaufpreis muss bei mehreren hundert $ gelegen haben...

      ri2302 schrieb:

      zudem haben gewerbliche Importeure einen nicht unbeträchtlichen Steuernachteil. Wie schön, das eBay GSP anbietet, wird wohl nicht umsonst sein.
      Kein Verkäufer ist gezwungen, für internationalen Versand das GSP anzubieten oder zu nutzen. Du hättest Dich also im Vorfeld mit dem Verkäufer in Verbindung setzen und nach einem internationalen Versand ohne GSP fragen können, bei dem Du dann die Zollabfertigung selbst übernehmen musst.
      Ich bin bisher mit dem GSP sehr zufrieden. Anstatt bei Bestellungen aus Übersee evtl zum nächsten Zollamt zu fahren und mein Paket dort auszulösen, wird es mir ohne großes Brimborium direkt an die Haustüre geliefert.
      Außerdem gewährleistet das GSP auch, daß ich im Falle eines Verlustes auf dem Transportweg tatsächlich Käuferschutz habe !!
      Das ist bei Käufen in sowie Verkäufen nach den USA nicht immer gewährleistet, weil die Käuferschutz-Richtlinien dafür nur ganz bestimmte Versandunternehmen akzeptieren (und das sind größtenteils auch die teuersten).

      ri2302 schrieb:

      der US-Versanddienst verrechnet eine Pauschale, die die Einfuhrabgaben umfasst und versendet an den EU-Käufer. Der erhält weder eine Abrechnung noch Einfuhrpapiere, er kann als Gewerblicher dann nicht einmal die Einfuhr-Umsatzsteuer absetzen.
      Das ist in der Tat ein Problem. eBay sagt dazu, daß sie nicht zuständig sind, da der Versand nicht von eBay selbst, sondern einem Versanddienstleister abgewickelt wird:
      ebay.de/help/buying/shipping-d…%20f%C3%BCr%20K%C3%A4ufer
      Zollgebühren und Einfuhrabgaben
      Diese Abgaben basieren normalerweise auf dem Preis, dem Gewicht, den Abmessungen und dem Ursprungsland des Artikels und sind abhängig von den lokalen Steuern, Zoll- und sonstigen Gebühren. Diese werden Ihnen als ein Gesamtbetrag angezeigt, jedoch nicht einzeln aufgeschlüsselt. Die genaue Aufschlüsselung kann eBay nicht erbringen, da ein Dienstleister die Verzollung übernimmt.


      Sofern Du tatsächlich gewerblicher Händler bist (und Deine Anmerkung nicht nur theoretischer Natur war), würde ich Dir empfehlen, Dich direkt mit Pitney Bowes in Verbindung zu setzen
      pitneybowes.com/de/kontakt-office-locations.html
      und nach den benötigten Zoll-Unterlagen zu fragen. Ich gehe mal davon aus, daß die nicht nur mit privaten, sondern auch mit gewerblichen Käufern bei eBay regelmäßig zu tun haben und daher die entsprechenden Papiere mindestens auf Anfrage auch bereitstellen.
    • 2 getrennte paypal-Buchungen sind richtig
      die Versandkosten betrugen EUR 19,32 und wurden zusammen mit dem Kaufpreis mittels paypal dem Verkäufer gutgebucht. Das ist das Überseeporto und nicht das US-Inlandsporto.
      An Pitney Bowes wurden EUR 61,11 gutgebucht, keine Aufgliederung in Porto und Abgaben.
      Der Kaufpreis der 20-Kronen-Münze Jahrgang 1902 betrug EUR 253,51 (US $ 288,-).
      Nach Art 26b lit A sublit ii der obgenannten EU-RL sind von allen Abgaben befreit (Originaltext):
      "Goldmünzen, — die einen Feingehalt von mindestens 900 Tausendstel aufweisen, — die nach dem Jahr 1800 geprägt wurden, — die in ihrem Ursprungsland gesetzliches Zahlungsmittel sind oder waren und — die üblicherweise zu einem Preis verkauft werden, der den Offenmarktwert ihres Goldgehalts um nicht mehr als 80 v. H. übersteigt. Für die Zwecke dieser Richtlinie gelten solche Münzen als nicht aus numismatischem Interesse verkauft."
      Der 20er hat 900/1000 fein, wurde 1902 geprägt und war bis 1923 in Ö gesetzliches Zahlungsmittel (Kronenwährung ab 1892) und wurde zu einem Preis deutlich unter 180 % des Goldwertes gekauft. Also eine klare Sache - nur nicht für GSP, die mit Unterstützung durch ebay eine nicht existierende Steuer als Körberlgeld einstecken.

      Für Interessierte: Für steuerfreie Originalgoldmünzen gibt es in jedem EU-Staat ein Verzeichnis jener Goldmünzen, die die Kriterien der Steuerbefreiung gemäß § 6 Abs. 1 Z 8 lit. j Umsatzsteuergesetz 1994 im Kalenderjahr 2019 jedenfalls erfüllen.
      Die aktuelle Verordnung ist BGBl II 2019/33. Der 20er steht natürlich drinnen.

      Mag sein, dass GSP für abgabenpflichtige Artikel praktisch ist. Ich handle nebenbei (kleingewerblich) seit Jahrzehnten, bin aber gottseidank noch nie so verarscht worden. Einmal und nie wieder; die Höhe des Lehrgelds ist erträglich.
      Für eine Abrechnung oder gar für Einfuhrpapiere gibt's bei Pitney Bowes praktischerweise keinen Ansprechpartner, das verhindert von vornherein eine ergebnislose Zeitverschwendung.