"Fraudsters"-Admin festgenommen

    • "Fraudsters"-Admin festgenommen

      Der Spiegel - 04.07.2019 schrieb:


      Drogen- und Arzneimittelhandel, Tipps für den Kreditkartenbetrug: Um solche Themen ging es im Onlineforum "Fraudsters". Ermittler wollen nun zwei der Verantwortlichen identifiziert haben.

      Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz haben am Mittwoch den mutmaßlichen Administrator eines einst recht bekannten deutschsprachigen Online-Schwarzmarkts festgenommen.
      Dem 34 Jahre alten Hauptverdächtigen aus dem Landkreis Pinneberg werde unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, erklärten die Ermittler am Donnerstag. Auch der mutmaßliche Gründer des Forums, ein 44 Jahre alter Mann aus Sachsen-Anhalt, sei identifiziert worden. Ihm werde ebenfalls die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
      Die Ermittlungen wegen des Forums "Fraudsters", das seine Betreiber als "Underground-Marktplatz" inszenierten, laufen den Angaben zufolge seit Ende 2017. Über das Forum heißt es, dort seien häufig illegale Güter und Waren zum Kauf angeboten worden, etwa Betäubungsmittel, gefälschte Arzneien, gestohlene Daten oder gefälschte Urkunden. Zuletzt seien dort 30.000 Nutzer registriert gewesen, für Zahlungen wurde die Kryptowährung Bitcoin genutzt.
      Bis April sei das Forum auch über das Darknet erreichbar gewesen, sagten die Ermittler. "Fraudsters" war aber auch im World Wide Web präsent, also mit gewöhnlichen Internetbrowsern ansteuerbar. Der Name des Forums spielt auf das englische "Fraudster" an, das "Betrüger" bedeutet.


      Erfahrungen und Tipps zu Straftaten

      Gleichzeitig mit der Festnahme des mutmaßlichen Administrators sind den Ermittlern zufolge zwei Wohnungen im Kreis Pinneberg in Schleswig-Holstein und im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt durchsucht worden. Dem Hauptverdächtigen werde auch der dringende Verdacht der Beihilfe zu Betäubungsmittelstraftaten in mehr als 1700 Fällen, Datenhehlerei, Urkundenfälschung und Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen.

      Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz schreibt, Plattformen wie "Fraudsters" würden dem Austausch von Erfahrungen, Hinweisen und Tipps vornehmlich zur Begehung von Straftaten im Internet dienen. Daneben seien die Angebote gewissermaßen schwarze Bretter, "wo Angebote und Gesuche eingestellt werden können". "Fraudsters" habe zusätzlich die Möglichkeit zum Kauf illegaler Waren und Dienstleistungen geboten.
      Auf "Fraudsters" gab es, so zeigt es eine ältere Aufnahme der Seite, zum Beispiel Unterforen zu Themen wie "Hacking", "Malware", "Drogen" und "Kryptowährungen". Unterforen wie "Biete" und "Suche" wiederum hatten Kategorien wie "Server", "Waren", "Drogen" und "Kreditkarten". Diskutiert wurde in dem Forum unter anderem auch über Phishing, Dokumentenfälschung und Offshore-Gesellschaften.
      mbö/AFP

      Quelle: spiegel.de/netzwelt/netzpoliti…mmen-a-1275749-druck.html
    • tarnkappe.info schrieb:

      Gestern wurde der Administrator des Untergrund-Forum Fraudsters festgenommen. Zudem wurden zwei Wohnungen in Schleswig-Holstein und eine in Sachsen-Anhalt durchsucht und zahlreiche Gegenstände beschlagnahmt. Ein weiterer Verdächtiger lebt in Maastricht, Niederlande.
      Im Ermittlungsverfahren gegen vier Verdächtige wurden gestern auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz zwei Wohnungen durchsucht und die Computer bzw. Smartphones beschlagnahmt. Die Festplatte eines Notebooks wurde an Ort und Stelle auf einen USB-Stick kopiert. Zwar war die Festplatte verschlüsselt, doch das Gerät war zum Zeitpunkt der Razzia geöffnet.

      Fraudsters: Razzia betraf Ebola, b0ris, Rediz & Daago
      Die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz, die Landeszentralstelle Cybercrime (LZC) und das Dezernat Cybercrime des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz führen seit Ende des Jahres 2017 umfangreiche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen des Forums Fraudsters durch. Den insgesamt vier Verdächtigen wirft man vor, eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben. Gemeint sind die Nicknames Ebola, b0ris, Rediz und Daago, die gemeinsam für den Betrieb von Fraudsters.se (später Fraudsters.to) verantwortlich gewesen sein sollen. Einem Durchsuchten wird vorgeworfen, permanent gebannt worden zu sein, weil er das Team um Treuhand-Gelder betrogen.

      Aufsteiger zur Kasse gebeten
      Das Team verdiente nach Ansicht der Ermittler an den Transaktionsgebühren von Fraudsters. Das Forum war laut dem Erkenntnisstand der Ermittler streng hierarchisch aufgebaut. So gab es Pre-Member, Member, 1st Level und 2nd Level Members, Vendoren (Händler) und Trial-Mods. Wer in der Hierarchie aufsteigen wollte, musste in das gemeinsam genutzte Depot-Wallet einen Betrag von 5.000 bis 10.000 EUR hinterlegen. Den Verdächtigen wird zudem Beihilfe zum gewerbsmäßigen unerlaubten Handel mit Betäubungsmitteln und falschen Pässen und Ausweisen vorgeworfen. Weitere Vorwürfe sind Beihilfe zur Datenhehlerei und der Verkauf von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.

      TKÜ im Vorfeld
      Der Tatverdacht soll sich aus den bisherigen Ermittlungen, insbesondere einer Zeugenaussage und der Telekommunikationsüberwachung der Festnetz- und Mobilfunkanschlüsse der Verdächtigen ergeben haben. Einem Beschuldigten wird zudem der Upload von urheberrechtlich geschützten Werken bei myGully.com und Boerse.sx im November und Dezember 2017, bzw. im Januar und Februar 2018 vorgeworfen. Der vierte Verdächtige hält sich in den Niederlanden auf. Ob auch der mutmaßliche Mitbetreiber gestern in Maastricht Besuch von der dortigen Polizei erhalten hat, geht aus der Pressemitteilung des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz leider nicht hervor.

      Routine ist in diesem Geschäft der Todfeind
      Im Interview von vor zwei Jahren schrieben uns führende Mitglieder von Fraudsters, es sei „gut und richtig“ eine gewisse Angst vor einem Bust zu haben. „Diese Angst ist es, die uns schützt. Ohne Angst wird man leichtsinnig und man macht Fehler. Angst bewahrt einen davor.“ Wer auch immer behauptet, keine Angst zu haben, würde früher oder später vor einem Richter sitzen. „In unserem Geschäftsbereich ist Routine der Todfeind. Ein gewisses Maß an Angst schützt davor, dass Routine entsteht.

      Am Ende war die Angst bzw. Umsicht der Betreiber offenbar doch nicht ausreichend, um sich vor einer Aufdeckung zu schützen.

      Quelle: tarnkappe.info/fraudsters-mehr…zien-und-eine-verhaftung/