Wenn der Nebenjob zur Geldwäsche wird - ARD Marktcheck

    • Wenn der Nebenjob zur Geldwäsche wird - ARD Marktcheck

      Du suchst nach einem einfachen Weg, nebenbei Geld zu verdienen und bist schon auf gut bezahlte Jobangebote gestoßen? Dann solltest du unbedingt dieses Video anschauen! Lotta Polter deckt darin Betrugsmaschen auf, mit der man sich durch einen Minijob strafbar machen kann – ohne es zu bemerken. In diesem Video zeigen wir die Geschichten von Menschen wie Christine und Michael, die durch Paketversand oder Überweisungen Geldwäsche für Kriminelle betrieben haben, ohne es zu wissen. Alle vorgestellten Personen haben eines gemeinsam: Sie wollten sich nur ein bisschen Geld dazuverdienen und wurden dabei Opfer einer raffinierten Betrugsmasche.

      WIE NEBENJOBS ZU EINEM ECHTEN PROBLEM WERDEN KÖNNEN

      Vorsicht bei Paket- oder Finanzagentenjobs: Sie könnten einen schnell in illegale Aktivitäten verstricken, ohne dass man davon mitbekommt. Nicht selten sind professionelle Betrüger am Werk, für die man dann Geldwäsche betreibt, ein Verbrechen mit ernsthaften strafrechtlichen Konsequenzen. Die Betrüger nutzen professionell gestaltete Websites und verhalten sich sympathisch und vertrauenswürdig, um ihre Opfer zu täuschen.

      DIE ERFAHRUNG DER BETROFFENEN

      Christine dachte, sie würde für ein seriöses Logistikunternehmen im Homeoffice arbeiten und Pakete nach Polen versenden. Irgendwann schöpft sie Verdacht und es stellt sich heraus: Sie betrieb unwissentlich Geldwäsche. Auch Lena versendete Pakete – vermeintlich bereits bezahlte Kekse und Winterkleidung für Kinder in Russland. Auch sie betrieb so Geldwäsche, ohne davon zu wissen. Jan überwies Geldbeträge von seinem privaten Konto in der Annahme, dass er Gewinne aus Geschäften mit Kryptowährungen für sich selbst anlegt.

      WAS SAGEN POLIZEI UND STRAFVERTEIDIGER?

      Selbst für die Polizei sei es schwer, solche Betrugsfälle aufzudecken, erklärt Hans Joachim Henschel vom LKA Niedersachsen. Zudem würden viele Betroffene zu leichtfertig handeln, ohne sich der Konsequenzen bewusst zu sein, erläutert Strafverteidiger Martin Jotschke.

      WAS KANNST DU TUN, UM DICH ZU SCHÜTZEN?

      1. Sei skeptisch bei Jobangeboten, die zu gut klingen, um wahr zu sein.

      2. Überprüfe Firmeninformationen gründlich und sei vorsichtig mit dem Teilen persönlicher Daten.

      3. Wende dich an die Polizei, wenn du unsicher bist und gehe im Zweifel lieber kein Risiko ein.


      viribus unitis semper et ubique
    • Ist zwar nichts wirklich neues, aber natürlich immer wieder mal gut, wenn das Thema auftaucht.

      In der Praxis werden solche Strafverfahren meistens eingestellt. Oft genug mit der Begründung, der Geldwäscher habe ja nicht wissen können, was er da macht.

      Wie lange hier aber Dummheit noch vor Strafe schützt, kann ich nicht beurteilen. Denn wie oben festgestellt, ist das kein neues Phänomen.

      Wenn ich schreibe, dass die Verfahren in der Praxis meist eingestellt werden, dann meine ich damit die Erfahrung aus den Zeitraum der letzten 15 bis 20 Jahre.

      Es könnte also durchaus sein, dass irgendwann irgend eine Staatsanwaltschaft der Ansicht ist, nach 20 Jahren Berichterstattung in den Medien und Warnhinweisen von BKA, LKA und PolD wäre nun langsam die Annahme berechtigt, dass das allgemein bekannt ist.

      Nun fehlt in dem Video oben ein sehr wichtiger Hinweis. Der steht zwar zwischen den Zeilen drin, aber ausgesprochen wird er (wieder mal) nicht.

      Sobald der Job es erforderlich macht, dass man mit seinen eigenen Konten oder seiner eigenen Adresse in Geschäftsvorfällen des Arbeitgebers agiert: Finger weg!

      Es gibt ganz einfach keinen Grund, warum man als "Paketagent" einer Firma Pakete mit der eigenen Adresse als Absender verschickt. Wenn eine Firma, wie gezeigt, meint, sie könne nicht selber nach Russland verschicken, kann sie das von einer Firmenanschrift aus machen, die das Problem nicht hat.

      Dazu müssen keine Pakete mehr umgepackt werden. Und wenn, dann an der Adresse. Oder zumindest mit dieser Adresse.

      Auch der einfache Weiterversand mit dem Umlabeln der Pakete ist einfach nur idiotisch. Wieso sollte ein zweimaliger Versand weniger kosten, als das Paket direkt zu versenden?

      Der Finanzagent soll in der Probezeit mit dem eigenen Konto arbeiten, bevor er Zugriff auf das Geschäftskonto bekommt?

      Wo ist das Problem, für die Probezeit den Mitarbeitern ein zweites Konto auf den Namen der Firma einzurichten? Ja, natürlich ist das für die Firma dann mit Kosten verbunden. Wenn sich das nicht trägt, war das Geschäftsmodell aber wohl nichts.

      Etwas schwieriger ist die Trennung beim Krypto-Betrug. Natürlich meint der Finanzagent hier, eigenes Geld anzulegen. Das absolute Warnsignal hierbei ist aber, dass die "Gewinne" sofort wieder wo anders hin überwiesen werden sollen.

      Die einzig passende Antwort dabei ist "Hör mal, Du hast in ein paar Tagen aus meinen 250 Euro 3000 Euro gemacht. Da ich nicht gierig bin, machst Du das jetzt einfach mal weiter und ich sacke die Gewinne direkt ein um mir damit einen faulen Lenz zu machen. 3000 alle paar Tage reichen mir dazu"

      Der solcherart bescheidene Anleger wird dann sehr schnell, nämlich nach den ersten 3000 Euro, merken, was es mit der Investition auf sich hat.

      Ein Problem bleibt natürlich noch. Denn auch ein seriöser Arbeitgeber hat naturgemäß ein Interesse daran zu wissen, wen e da einstellt. Auch braucht er Kontodaten, damit er ein Gehalt überweisen kann. Wohlgemerkt: Gehalt. Sonst nichts.

      Eine Kopie der Bank- oder Kreditkarte, wie im Video gezeigt, ist dazu nicht erforderlich.

      Und mal ganz klar gesagt: Den Personalausweis zu kopieren geht gar nicht! Auch dieser Hinweis fehlt im Video. Den Perso kopieren ist schlicht nicht erlaubt. Es sei denn, es ist ausdrücklich durch Gesetz erlaubt. Eine der Ausnahmen ist das Kopieren durch ein Geldinstitut im Rahmen einer Kontoeröffnung. Die Erlaubnis dazu steht explizit so im Geldwäschegesetz drin.

      Einfach mal so den Perso kopieren könnte einem dagegen sogar als Urkundenfälschung ausgelegt werden. Denn der Perso gehört einem gar nicht. Der ist zu jeder Zeit Eigentum der Bundesrepublik Deutschland. Da könnte man ebenso gut 100-Euro-Scheine kopieren.

      Der Arbeitgeber braucht auch keinen kopierten Perso. Wozu auch? Der hat den Namen und die Anschrift. Die braucht er für den Arbeitsvertrag. Damit weiss er auch, wohin er das Teil zur Unterschrift hinschicken muss. Und da sollte er dann ja auch ankommen.

      Natürlich kann ein Betrüger dann die Daten trotzdem für Bestellungen missbrauchen. Aber er kann zum Beispiel nicht mit der Perso-Kopie eigenständig Bankkonten bei anderen Banken eröffnen. Damit wird so ein "Mitarbeiter" für Betrüger eher uninteressant.

      Alle diese Warnsignale waren bei den im Video gezeigten Fällen in der einen oder anderen Form erkennbar.

      Ach ja... wenn einem die Wachtelmeister auf der kleinen Polizeiklitsche sagen, dass man weitermachen kann, weil das alles in Ordnung sei, sollte man sich das einfach schriftlich geben lassen. (Fun-Fact: Diese Erklärung wird man nicht bekommen...)

      Auch die Anzeige gegen Unbekannt, die die Dame im Interview erstattet hat, war richtig. Und statthaft. Sie hätte auch auf jeden Fall bearbeitet werden müssen, denn es obliegt nicht der Polizei, darüber zu entscheiden, welche Anzeigen erstattet werden "dürfen" und welche nicht. Die Polizei ist Exekutive. Ausführende Gewalt. Die hat auszuführen.

      Über die Verfolgung einer Anzeige hat die Judikative zu entscheiden. Also die Staatsanwaltschaft. Die bedient sich dabei dann der Exekutive, die für sie die Ermittlungen ausführt. Aber die Ermittlungsergebnisse rechtlich bewerten müssen die, die vom Staat zur rechtlichen Bewertung eingesetzt sind.

      Das auch mal allgemein für den Fall, dass euch so ein Wichtelmeister sagt, er könne eine Anzeige nicht aufnehmen. Kann er. Muss er. Dazu ist er da.

      Natürlich sollt ihr jetzt nicht loslegen und jemand anzeigen, weil er grüne Ringelsocken zu braunen Schuhen trägt. Obwohl das rein formal natürlich auch möglich ist. Ich kann aber glaubhaft versichern, dass die StA das Verfahren direkt einstellt.

      Und zu guter Letzt... Dieser Promi-Scam. Ich glaube, den kennt jeder, der auf den sozialen Medien unterwegs ist.

      Ist auch reichlich naiv. Nur weil irgend ein aufgeblasener Popanz mit regelmäßiger Erwähnung seiner Fickgeschichten in der BUNTE oder im Goldenen Blatt irgend etwas sagt, glaube ich das doch nicht. Die haben mir auch empfohlen, mich impfen zu lassen. Und von so jemand soll ich dann Finanztipps annehmen?

      Ich kenn' die Leute doch gar nicht. Also mit Ausnahme derer, die ich im Telefon auf Kurzwahl habe. Und die ich deshalb eben mal schnell anrufen kann. Wobei... die Queen ist ja inzwischen raus. Da geht mittlerweile immer der Kalli dran. ^^

      Also wenn so'n Promi im Netz öffentlich den ultimativen Geheimtipp (öffentlich im Netz und Geheimtipps? Eben mal schnell die Denkmurmel aktivieren...?) empfiehlt, ruft ihn kurz zurück. Sonst soll er euch den Buckel runterrutschen mit seinem Gelaber.

      Das gilt allerdings auch ganz allgemein beim Einsatz von "Promis" in der Werbung. Ich warte bei einem gewissen Auto-Aufkaufdienst immer auf den Spruch "Du willst wissen, wieviel dein Auo wert ist? Dreh' dich um und bück' dich, der Preis für die Karre ist im Arsch." Logisch - de leben ja auch von der Differenz zwischen Ankauf und Verkauf. Von anderen Assoziationen bitte ich abzusehen.

      Sind die vier vorgestellten Fälle naiv gewesen? Ja.

      Haben sie deutliche Warnzeichen übersehen? Ja.

      Hätten sie es besser wissen können?
      Ähhmmm... für uns hier ist das schwer zu beurteilen. Hier im Forum ist das Thema seit gefühlten Ewigkeiten auf dem Schirm.

      Aber auch das BKA ist da nicht ganz untätig.
      polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/finanzagenten/

      Die Pressemeldung des BKA zu Warenagenten ist allerdings schon so at, dass sie nicht mehr da ist:
      bka.de/pressemitteilungen/2008/pm081124.html


      torsten-fechner.de/Viren_Wurme…_Hoaxes/das_BKA_warnt.pdf


      Die Warnung war von 2008(!) Soviel zum Thema, man könne das nicht gewusst haben. Nach mindestens 16 Jahren der Information? Naja....

      Unschön - und auch nicht im Video erwähnt - können für die Waren- bzw Paketagenten allerdings sehr direkt auch die zivilrechtlichen Folgen sein.

      Denn die Waren wurden mit ihren Daten gekauft. Auf ihren Namen. An ihre Adresse geschickt. Strafrechtlich mögen die Staatsanwälte da derzeit immer noch den Idioten-Bonus gewähren.

      Die nicht bezahlten Rechnungen können aber dennoch von den Verkäufern gegenüber dem Warenagenten geltend gemacht werden. Das ist ein ganz gewöhnlicher zivilrechtlicher Anspruch. Und der liegt in der Summe insgesamt in der Höhe des Betrugsschadens. also dem Wert der weitergeleiteten Waren.

      So. Ich bin kein Promi, ich komm auch nicht im Fernsehen und ich stehe auch nicht in de BUNTE. (Na gut, ich stehe im Who is Who, aber wer liest das schon....) Es muss also auch niemand glauben, was ich geschrieben habe.
      :D
      Wenn Dir ein ebay-Mitarbeiter die Hand gibt und "Guten Tag" sagt, sind folgende drei
      Wahrheiten als self-evident zu erachten und als sicher gegeben anzusehen:

      1.) Zähle nicht nur deine Finger nach, sondern auch deine Hände. So Du welche hast auch die Füße.
      2.) Draussen ist es mitten in der Nacht und dunkel wie im Bärenarsch.
      3.) Der einzige Lichtschein dringt aus den Pforten der Hölle, die sich geöffnet haben weil die Welt untergeht.