Urteil zur Mehrwertsteuerpflicht privater Verkäufer auf ebay

    • *alte_eule* schrieb:

      Du meinst, ich diskutiere mit einem Juristen über OT? ;)

      Du kannst ja die wirtschaftlichen und steuerlichen Konsequenzen mit dem Betriebswirt Löschbert diskutieren. ;)

      *alte_eule* schrieb:

      aber ich unterstelle jetzt einfach mal, dass er in seiner Sammlung schon einen gewissen Wert sieht, der mit jedem Stück gesteigert werden soll.

      Und ich unterstelle Dir jetzt mal, dass Du kein Sammler bist. Sonst wüsstest Du, welchen Quark Du da gerade verzapft hast. :D

      BTW: Du bist Dir sicher, dass Du keine Sammlung zuhause hast? Eine ZIgarrenkiste (hilfsweise: Lebkuchendose) mit Muscheln vom jeweiligen Urlaubsstrand zum Beispiel?

      Der Wert einer Sammlung liegt in ihrer Dokumentation eines bestimmten Gebietes. Wenn Du dich mit einem Sammler z.B. alter Orden über ihre Eisernen Kreuze und so weiter unterhältst, dann hast Du eine Geschichtsstunde anhand von Beispielen aus der damaligen Zeit. Zeigst Du einem solchen Sammler ein Ritterkreuz, dann sagt der: ist ja so für sich ganz nett aber wem ist das denn verliehen worden? Hast Du dazu die Papiere? Oder Fotos? Eventuell private Bilder oder Korrepondenz? Feldpost? Wer war das denn?

      Das selbe hast Du beim Briefmarkensammler. Der schaut sich die Marke an und sagt dir wann sie wo ausgegeben wurde, bei Motivmarken, wieso es zu dem Motiv kam, wer es gestaltet hat und wieso es ausgerechnet zu der Zeit dieses Motiv sein sollte. Wenn Du einen Eisenbahnsammler nach seiner Sammlung befragst bekommst Du eventuell ganz nebenbei mit, dass 1927 der VDE gegründet wurde. Und als eine seiner ersten Handlungen hat der dafür gesorgt, dass die Eisenbahnen, die ihren Strom direkt aus der Lichtleitung bezogen haben (genau, da waren im "Idealfall" 220 Volt auf den Gleisen, im Fahrbetrieb aber maximal "nur" um die 60) in Deutschland nicht mehr verkauft werden durften. Ein Sammler von Militärspielzeug wird Dir dann erklären, dass die Kanone, die er da in der Vitrine hat, 1915 knappe 90 RM gekostet hat und das durchschnittliche Jahreseinkommen in dem Jahr bei etwa 1100 RM lag. Dass sie heute um die 8000 Euro kostet ist dabei eher nebensächlich, viel interessanter ist die technische Ausführung dieses "Spielzeugs", das damals sicher nicht für die unteren und mittleren Einkommensschichten erschwinglich gewesen ist, was auch direkt die Seltenheit erklärt. Und wer alte Blechschiffe sammelt kennt auch die Lausbubeng'schichten. Insbesondere die Sache mit dem Schwarzpulver im Linienschiff. Ein Mineraliensammler wird Dir haarklein erklären können, wieso er diese eine Druse nicht dort hätte finden dürfen, wo er sie gefunden hat und wieso er Buntsandstein nicht dort findet wo er den Muschelkalk herhat.

      Das ist der eigentliche Wert von Samlungen. Eine Sammlung kann im Wert nicht steigen, denn als Ganzes ist die in der Regel vollkommen unverkäuflich. Möglicherweise steigen einzelne Stücke im Wert. Oder eben auch nicht, das ist dann reine Spekulation. Als Spekulationsgewinn wäre es aber allenfalls unter bestimmten Umständen einkommensteuerpflichtig. In erster Linie ist aber jede Sammlung so was wie ein privates Museum und der Sammler ist der Museumsdirektor. Ich kenne übrigens Sammler aus den unterschiedlichsten Gebieten, die tatsächlich ein privates Museum unterhalten. In manchen Fällen bei sich zuhause, in den Hardcore-Fällen in separat dafür angeschafften und eingerichteten Häusern. Und damit Du nicht meinst, das wären Einzelfälle: bei mir im Umkreis von 5 Kilometern gibt es ein gutes Dutzend solcher privaten Museen.

      Um nun zu deinen Briefmarken zurückzukommen. Wenn ich eine Marke sehe, die mir fehlt und ich muss deshalb ein Konvolut aus zehn Marken kaufen, was mache ich dann mit den anderen neun Marken? Ich hatte schon darauf hingewiesen, wie Konvolute gerne aussehen: ein Teil interessant, der Rest mehr oder weniger Schrott. Sonst wird der Händler den Schrott nämlich auch nur schwer los. Selbst zum tauschen ist dieser Rest eher uninteressant. Altpapier?

      Wobei das bei Briefmarken noch eher angehen mag als bei z.B. bei Eisenbahnen. Die haben nämlich ausser als Sammelgegenstand noch eine zweite Funktion. Es gibt durchaus Sammler, die ihre Eisenbahnsammlung für das benutzen, wozu sie mal gemacht wurden: um damit zu spielen. Bei Briefmarken eher schwer vorstellbar - eine Hitler 6 RPf auf einer Postkarte von heute. Der Eisenbahner dagegen kauft das Konvolut wegen des Schnellzugwagens von 1950 der drin ist, die moderneren Güterwagen von 1980 interessieren ihn nicht. Was also damit machen? Eine zweite Sammlung anfangen? Güterwagen neuerer Produktion? Oder doch ganz einfach wieder verkaufen an jemand, der das haben will? Da kommt dann z.B. ebay ins Spiel. Oder eine Modellbahnauktion. Oder eine Modellbahnbörse. Nachteil bei ebay ist nur, dass der Umsatz hier auf den Cent genau nachzuweisen ist.

      Und das macht der Sammler nun nachhaltig, weil er immer wieder was mit reinbekommt, das ihn nicht interessiert. Also ist er nach der Definition des BFH gewerblich. Selbst dann, wenn er sich entschliesst, einen Teil der Sammlung aufzulösen, weil er sich z.B. auf einen anderen Schwerpunkt konzentrieren oder mit dem Sammeln insgesamt aufhören will. Und wenn Du nun die exotischen Muscheln, die sich aus deinen Sommerurlauben der letzten Jahrzehnte in der Lebkuchendose angesammelt haben über ebay verkaufst bist auch Du gewerblich.

      Ich habe meine Konsequenz schon vor Jahren gezogen. Meine Sammlung ist keine Sammlung, meine Sammlung ist Lagerbestand. Fahre ich zu einer Auktion oder Modellbahnbörse dann ist das eine Geschäftsreise. Nebenbei habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Und meinem Finanzamt wird regelmäßig schlecht, wenn ich meine Steuer mache. Kann ich jedem Sammler nur empfehlen. Spart mehr Steuern als die Umgruppierung von Steuerklasse I in Steuerklasse III und weniger Ärger macht es ausserdem.

      Ich bin nur persönlich der Ansicht, dass das so eigentlich nicht gemeint sein kann, denn privat meine ich, dass ein Sammler eben nicht gewerblich handelt. Aber nachdem der BFH meine Steuersparidee als grundsätzlich korrekt bestätigt hat, wird mein FA mit mir, meinen Steuererklärungen und der Rechtslage so klarkommen müssen wie es ist.
      Wenn Dir ein ebay-Mitarbeiter die Hand gibt und "Guten Tag" sagt, sind folgende drei
      Wahrheiten als self-evident zu erachten und als sicher gegeben anzusehen:

      1.) Zähle nicht nur deine Finger nach, sondern auch deine Hände. So Du welche hast auch die Füße.
      2.) Draussen ist es mitten in der Nacht und dunkel wie im Bärenarsch.
      3.) Der einzige Lichtschein dringt aus den Pforten der Hölle, die sich geöffnet haben weil die Welt untergeht.