Lehrerschelte

    • Von der Schule an die Uni, dann zurück an die Schule, das kennt man ja. Über die Praxisferne mancher Lehrer habe ich mich mit 14 schon sehr gewundert, aber die fetten Jahre sind so langsam vorbei und so heißt es für immer mehr angestellte Lehrer in den Sommerferien Urlaub in Hartz 4, zurück in die Lebenswirklichkeit.

      Das Problem der angegierten, unangepassten Lehrer habe ich immer darin gesehen, sich mit dem ganzen menschlichen Müll an Schülerschaft abfinden zu müssen, solche Leute gehören eher an die Uni, denn spätestens nach der dritten Runde garbage in, garbage out hätte ich auch kein Bock mehr.

      Wieso müssen Lehrer eigentlich verbeamtet werden? Das konnte mir noch keiner schlüssig erklären.
    • vanvog schrieb:

      Wieso müssen Lehrer eigentlich verbeamtet werden? Das konnte mir noch keiner schlüssig erklären.
      Der Grund liegt hier: Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.
      gesetze-im-internet.de/gg/art_7.html

      Und wie immer bei hoheitlichen Aufgaben werden die im Regelfall von Beamten erledigt. Der angestellte Lehrer kommt entweder in der Ausnahme der Privatschule vor oder im System ausserhalb der Schulpflicht, z.B. Berufsschule. Der verbeamtete Lehrer erkrankt dagegen in der staatlichen Schule.
      Wenn Dir ein ebay-Mitarbeiter die Hand gibt und "Guten Tag" sagt, sind folgende drei
      Wahrheiten als self-evident zu erachten und als sicher gegeben anzusehen:

      1.) Zähle nicht nur deine Finger nach, sondern auch deine Hände. So Du welche hast auch die Füße.
      2.) Draussen ist es mitten in der Nacht und dunkel wie im Bärenarsch.
      3.) Der einzige Lichtschein dringt aus den Pforten der Hölle, die sich geöffnet haben weil die Welt untergeht.
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      Hallo!

      Wusste gar nicht, dass es hier auch Sperren gibt. Schick. [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Girls/smilie_girl_158.gif]
      Vermutlich wollte der Herr P.G. einfach nur mal ein paar Fremdworte einbringen, das macht doch auch immer was her, gell?

      Zum Thema: Ich habe LA in einem Bundesland und für eine Schulform studiert, in der man sowohl einen Schwerpunkt auf das Fachliche als auch auf die Didaktik der jeweiligen Fächer legen konnte. Genau dieses habe ich getan. Oder es zumindest versucht, denn es gab zu meiner Studienzeit schon sehr wenige Fachdidaktiker an meiner Hochschule, an anderen sah es auch nicht besser aus.
      Ich hatte das Vergnügen, bei dem sog. Didaktikpapst Vorlesungen und Seminare über die allgemeine Didaktik zu besuchen. Immerhin.
      Die Profs für die Fachdidaktik wurden "ausgeliehen" aus Göttingen und Paderborn und Hamburg. Einer (Nebenfach) ist mir wegestorben und wir alle mussten glatt das Nebenfach deshalb wechseln. Das wiederum hatte Auswirkungen auf die Einstellung in dem Bundesland. Aber das ist ein anderes Thema.

      Was ich damit einfach erklären wollte: An vielen Unis ist das Lehramtsstudium eine Nebensache. Es interessiert sie nicht wirklich. Und es macht auch viel Mühe und schränkt die Freiheit ein. Die Landesprüfungsämter fummeln dauernd in den Kursangeboten herum, weil es dann bestimmte Erwartungen für das 1. Staatsexamen gibt.
      Ich müsste das wohl eher in der Vergangenheitsform schreiben - wie es derzeit ist, weiß ich ja gar nicht.

      Viele Seminare und Vorlesungen passen gar nicht für LA-Studenten. Damals studierte man mit den Magister-Studenten gemeinsam - die sollen aber nach Abschluss ihres Studiums in den seltensten Fällen Wissen vermitteln. Beim LA für Gym unterschied sich das Studium, wegen des starken Schwerpunktes auf Fachwissen, fast nicht vom Magisterstudium - bis auf eine gewisse Semesterwochenstundenzahl in Pädagogik. In den Zeiten, als Lehrer wieder vermehrt angestellt wurden, "qualifizierte" sich so mancher Magister noch "mal eben" zum Lehrer um. Und so unterrichten die dann auch.

      Die Bundesländer bestehen auf ihren Hoheitsrechten, versuchen diese auch auszuüben - da wird geplant, geändert, bestimmt. Fächerkombis werden vorgegeben, Bedingungen werden gestellt, Prüfunfsbedingungen vorgegeben. Ob das dann in den Uni-Alltag passt oder in den der Schule - egal.

      Heute ist es so, dass es diverse "Mangelfächer" gibt. Gut, die gab es immer mal, aber das hat dann immer Auswirkungen. Es gibt schon seit vielen, vielen Jahren zu wenige Lehrer für Latein und Altgriechisch. Folge zu meiner Studienzeit: Jemand, der Religion, Geschichte oder zwei Fremdsprachen studieren wollte, brauchte aber mind. das kleine Latinum. Wer das in der Uni nachholen musste, war echt gekniffen - viele brachen ab. Heute ist es schwierig, ev. Religionslehrer etc. zu finden.

      Wenn man den Kindern in der Schule Mathe und Physik verleidet - und das sagen auch diverse Zahlen (Nachhilfe, Sitzenbleiber), wird man später auch wenige Mathelehrer haben.
      Diesen Zustand haben wir heute.

      Die Englisch- und Bio-Lehrerin meines Sohnes, eine von den Guten, wird im kommenden Schuljahr mehr oder weniger eigenmächtig eine Biostunde für Englisch "abzwacken", weil sie weiß, dass die Kinder auf das Zentral-Abi zulaufen, aber diverse andere Schulen/teilnehmende Bundesländer nicht nur vier Wochenstunden Englisch haben, sondern wöchentlich sechs Stunden Englisch haben.

      Ich kann nur sagen, dass ich in den vergangenen zwei Jahren meinem Sohn Mathematik beibringen musste. In der Klasse selbst konnten mehrere Klassenarbeiten nicht gewertet werden. Konsequenz für die Lehrkraft - keine!
      Im Gegenteil - der wollte auch noch die Klasse meines Sohnes in den kommenden zwei Jahren als Klassenlehrer haben.
      Da die Schulleitung und auch die Schulämter/Bezirksregierungen/Landesschulbehörden gegen solche wirklich unfähigen Lehrer nichts tun, hat man als Eltern nur eine Möglichkeit, genau diese Klassenleitung zu verhindern:
      Man muss Stress machen! Damit er selbst keine Lust mehr auf die Klassenleitung hat.
      Genau das habe ich getan. Und es hat funktioniert.

      Es gibt in so mancher Behörde einen Spruch: "Solidarisch mit dem Unkraut!"
      Das soll nichts anderes heißen als: "Wir können uns über die Kollegen ärgern, wissen, dass sie total unfähig sind, aber offiziell stellen wir uns vor sie."
      Dazu kommt auch in Lehrerzimmern noch das Credo: "Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus." Wer das tut, wenn ein Kollege das "Nest beschmutzt" - und ich habe das auf der Lehrerzimmerseite sitzend mit erstaunter Distanz beobachten können, wird gnadenlos gemobbt.

      In den verschiedenen Bundesländern sind die Hierarchien zur Aufsicht und Qualitätssicherung für die Schulen und Lehrer sehr unterschiedlich geregelt. Aber diese Tests (PISA, VERA etc.) sind für alle Schüler/innen gleich.
      Es mag so sein, dass viele Dinge sich verbessern würden, wenn man zunächst den Verwaltungswasserkopf der Schulämter/Behörden/Bildungsministerien reformieren würde.
      Aber die werden sich kaum die eigenen Stellen absägen.
    • Aus dem aktuellen Programm des Kabarettisten Frank Lüdecke:

      Tochter kommt mit dem Zeugnis nach Hause, alles soweit ganz okay, nur hadert sie mit der Note in Ethik.
      Er meint, eine 2,5 sei doch ganz okay, darauf Sie, ja schon, aber wir hatten ja gar keinen Unterricht.

      Er also zur Schule um dieses nachzufragen - zur Anwort kommt, ja, aus Lehrermangel hat dieser Unterricht
      nicht stattgefunden, so hatte man im Zeugnis den Durchschnitt aus den Noten in Geschichte und Biologie
      genommen.

      8|

      Ich weiß jetzt nicht, ob die Geschichte wirklich wahr ist, er sagte es sei tatsächlich so passiert, aber ich kann
      es mir durchaus vorstellen.
    • seelachs schrieb:

      Aus dem aktuellen Programm des Kabarettisten Frank Lüdecke:

      Tochter kommt mit dem Zeugnis nach Hause, alles soweit ganz okay, nur hadert sie mit der Note in Ethik.
      Er meint, eine 2,5 sei doch ganz okay, darauf Sie, ja schon, aber wir hatten ja gar keinen Unterricht.

      Er also zur Schule um dieses nachzufragen - zur Anwort kommt, ja, aus Lehrermangel hat dieser Unterricht
      nicht stattgefunden, so hatte man im Zeugnis den Durchschnitt aus den Noten in Geschichte und Biologie
      genommen.

      8|

      Ich weiß jetzt nicht, ob die Geschichte wirklich wahr ist, er sagte es sei tatsächlich so passiert, aber ich kann
      es mir durchaus vorstellen.
      [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Girls/smilie_girl_149.gif]

      Hi!
      Das Thema ist zwar schon in den Tiefen der Thread-Liste versunken, aber zu dem Beitrag von seelachs, der sich gefragt hat, ob die Anekdote von Frank Lüdecke wahr sein könne, kann ich eine passende Sache beitragen.

      Mein Sohn ist an einer KGS - dort am Gymnasialzweig. Das K steht für "kooperativ". Das bedeutet, dass die Kinder ein paar wenige Fächer gemeinsam mit den Schülern der Realschule/Hauptschule/Oberschule, haben sollen.
      In der Jahrgangsstufe meines Sohnes betrifft das nur noch Musik und Kunst.
      Dafür wird die Klasse in vier Gruppen aufgeteilt. Es gibt zwei Kunstkurse und zwei Musikkurse. Also sind vier Lehrer/innen beteiligt.
      Nun ist dies passiert:

      Da die Schüler bislang nicht genügend Musikunterricht hatten, gibt es einen Lehrer für Musiktheorie. Der unterrichtet wöchentlich eine Stunde die gesamte Klasse.
      Dann hat die Hälfte der Klasse Kunst bei zwei unterschiedlichen Lehrkräften und die andere Hälfte "normalen" Musikunterricht bei ebenfalls zwei unterschiedlichen Lehrkräften. Dieser Unterricht findet also für die halbe Klasse an zwei Wochenstunden statt.
      Nun gibt es die ersten Schwierigkeiten - erst der Elternabend brachte dies nach "dummen" Fragen ans Licht.
      Die Herrschaften im Lehrerzimmer hatten das leider zuvor wohl nicht bedacht.

      Frage 1 nach der Zahl der Klassenarbeiten: Musiktheorie-Lehrer und Musiklehrer können sich nicht auf die Zahl der Klassenarbeiten einigen. Das soll noch geklärt werden.
      Frage 2 nach der Notengebung: Gibt es zwei Musiknoten?
      Antwort: nein
      Frage 3 danach, wie sich die Note denn dann zusammensetze. Das sei ganz einfach: Zwei Drittel "normaler Musikunterricht" - ein Drittel "Musiktheorie" - wahrscheinlich.
      Frage 4 war die nach den "Kunstschülern". Wie sich denn da die Note zusammensetze. Ja, das müsse genau gleich ablaufen. Gleiche Gewichtung. Sei doch logisch.
      Frage 5: Wie das denn gehen solle, wenn die Hälfte der Klasse gar keinen "normalen" Musikunterricht habe?
      Antwort: Äh, wie jetzt? Ja, dann eben nur die Theorie-Note.
      Frage 6: Ob das denn zum Gleichbehandlungsgedanken passe und ob das nicht einen Einfluss auf die Verteilung und Gewichtung der Klassenarbeiten im Fach Musik haben müsse.
      Antwort: Augenverdrehen. Das seien doch nur Details.

      Die Eltern wieder mit ihren plöden Fragen. Die sind so schrecklich kritisch, gell?

      Und nein - ich wohne nicht in Schilda. Zumindest steht es nicht auf dem Ortsschild.
    • Gott wat war dat früher einfach... da gab et Musik als Fach ("Ey... du brauchs abba nich mitsingen. Lass dat lieber, damit die anneren nich gestört werden") und Kunst ("Wat soll dat darstellen? Ach... ne Kuh... soso.. schreib dat mal lieber dabei ABBA IN SCHÖNSCHRIFT, sonz erkennt niemand dat Vieh").

      dafür gabs dann Noten.... ne 5 oder ne 6 gabs nicht oder nur dann, wennze auch noch stinkig faul warst. Ansonsten kriegteste durch diese Fächer dein zeugnis nicht versaubeutelt. Nichtbegabung für Kunst und Krempel... ääähh.... Gesang kannste ja nicht schlecht benoten :lach:
    • Nee, einfach ist jetzt nix mehr.
      Das nennt sich Qualitätssicherung oder Standardsicherung, da muss dokumentiert werden.
      Lehrer schreiben gerne Arbeiten, da kann man die Note im Zeugnis einfach begründen. Als o auch in Musik und Kunst!
      Ach ja, und dann gibt es noch die Mappen: Da muss ein Inhaltsverzeichnis rein. Mit Datum und Seitenzahl. Dann wird benotet, ob vollständig, richtige Reihenfolge, Datum und Überschrift oben drauf sind, Überschriften unterstrichen sind, Seitenzahlen unten drauf.
      Geht in die mündliche Note.
      Bildungsanstalt? Nö, nur noch Anstalt.

      Ich denke immer, dass mein Sohn einfach nur noch zwei Jahre hier abreißen und dann auf eine Privatschule gehen soll.
      Da ist er alt genug für den längeren Schulweg.

      In immer mehr Fächern wird ein Numerus clausus eingeführt und das nach Abiturklausuren, die immer mehr "gleichgeschaltet" werden.
      Und das werden die wenigsten an dieser Schule hier schaffen.
      Mein Sohn ist in Klasse 9 und die haben noch nie eine Inhaltsangabe durchgenommen oder geschrieben.
      In Erdkunde haben die bislang nur Klimazonen und Vulkanismus gehabt! Seit Klasse 7.
      In Geschichte sind sie wegen Schludereien der bisherigen Lehrer jetzt erst bei der Industrialisierung - aber frage mal lieber nicht, ob Kreuzzüge, Inquisition etc. wenigstens ordentlich abgearbeitet wurden. Natürlich nicht!
      Gymnasium und zwei Lektüren in Deutsch gelesen! In vier Schuljahren.
      In Physik in vier Jahren nur E-Lehre bis zu den Widerständen und Magnetismus. Sonst nichts. Keine Optik, keine Mechanik, keine Wärmelehre etc.
      Was glaubst du, was du da als Eltern liefern zu Hause musst, wenn du dir mal die Abianforderungen ansiehst und nicht willst, dass die Kinder auf die Nase fallen.

      Dafür bekommen engagierte Eltern dann neuerdings den Stempel "Helikopter-Eltern".