PEGIDA - Bürgerprotest

    • Auf den ersten Blick sieht das alles so aus, wie Jana schreibt,

      jana-berlin schrieb:

      Leider sind die oft nicht machtaffine, nicht laut genug, nicht mit der nötigen Ellenbogen-mentalität ausgestattet. Die Verlockungen verbunden mit dem Status reizen sie nicht.
      Der Typus Mensch den ich dabei im Auge hätte, der macht erst gar nicht "Politik" mit oder er versuchts mal und wendet sich alsbald angewidert ab oder wenn nicht, wird er in diesem "Geschäft" weggebissen, zermalen, zertreten und vorher ausgenutzt.

      Das "System" lässt derzeit nur Menschen mit sehr "spezifischen" und oft fraglichen Eigenschaften an die Spitze bzw. nach "Oben"gelangen.
      Überhaupt, "Oben", das impliziert schon Herrschaft; die da "oben", die "Eliten?", die Kings, die Unersetzlichen (für das sie sich wohl oft halten), die regieren das dumme Volk und führen es an der Nase herum.
      Die Instrumente der Macht dürften bekannt sein.


      Dazu von mir ein ABER, weil ich ja dass "OBEN" bzw auch "sich nach oben wählen lassen" als Alternative gegenüber Frustdemonstration und frustriertem Nichwählen genannt hatte:

      Es ist mitnichten so, dass die, die im Fernsehen auftreten auch "die Macht" hätten! Und ich glaube, höchstens die Hälfte derjenigen, die sich über "Inkompetenz" von Ministern aufregen wissen, wie Meinugsfindung und Gesetzgebung wirklich abläuft, wie viel da in Gremien, Ausschüssen läuft - eben unter Fachleuten (wenn auch leider zwangsläufig manchmal mehr unter Juristen als Fachleuten der Sache).

      Das was man meistens nur mitbekommt, sind nur die Abstimmungen über die (fast) fertigen Gesetzentwürfe, aber das ganze Verfahren ist so büro demokratisch abgesichert, dass man es nicht in ein oder zwei Sätzen abhandeln kann: de.wikipedia.org/wiki/Gesetzge…rfahren_%28Deutschland%29

      Wenn man sich als interessierte Bürger nur mal ein paar Lesungen zu ein oder zwei Gesetzentwürfen im Bundestag angehört hätte, wär einem aufgegangen, dass es eben nicht so einfach ist, mal eben ein "vernünftiges" Gesetz zu machen, dass der eine Ottonormalwähler (Jana oder ein anderer vernünftiger AH-Leser ;) ) gern hätte, die anderen Ottonormalwähler (die CSU-Anhänger im Wahlkreis Schwaben) politisch für tötlich halten, den aber das Vereinmitglied des Vereinfürungeborenes Leben aber auf keinen Fall akzeptieren kann ...)

      Damit nicht nur die Lobbyisten, die sich in der Lobby rumtreiben, darauf Einfluss nehmen, wie die Politiker ihrem Gewissen folgend Gesetze beschließen (das sollen sie ja) nimmt ja der Ottonormalwähler Einfluss auf die vorgelagerten Gremien. Wenns GUT läuft...

      Im Falle, dass alles optimal läuft, soll sich der Ottonormalwähler auch mal einbringen und hören lassen auf den vorgelagerten Versammlungen der Gemeindegremien

      und an der Basis der Parteien, die seiner Meinung nach seine Meinung am besten repräsentatieren-

      dann wird das von den Politikern, die gewählt = ausgesendet werden Volkesstimme Geldung zu verschaffen, den ABGEORDNETEN, ja auch weitergeleitet. Dazu muss man aber mit denen auch Tacheles reden und auch mal über andere Themen, als das, was grad dringend auf den Nägeln brennt. Denn wenn die eine Problemlösung Geld kostet, fehlt das u. U. beim nächsten Problem. Oder die Problemlösung schafft Folgeprobleme (billiger Atomstrom sollte ja Geld sparen, aber die Folgen kommen teurer - so in der Art)

      Natürlich muss sich davon verabschieden, dass alles durchsetzbar ist, was man will. Das anzunehmen ist kindlich naiv. Das weiß jeder der sich sein Geld zuhause auch einteilen muss, entweder Auto oder Urlaubsreise, wenns weniger ist, Fahrrad und Urlaub bei der entfernteren Familie oder auf Balkonien oder die allte Platten, CD-, Briefmarkensammlung wird verkloppt. Und dass das nur einmal geht, hat vielleicht auch die Erfahrung gebracht, dass Entstaatlichung "Silber verscherbeln" auch keine Defizitprobleme auf lange Sicht löst.

      Deshalb kann eben kein Problem solitär betrachtet werden, ein Rad greift ins andere, und sicher liegt es oft daran, dass sich die "einfachen Problemlösungen" auf dem Weg durch die Instanzen so verkomplizieren.

      Und ich hab mir gedacht, dass aber der Frust in Dresden (grundlos?) nun höher ist als anderswo, könnte vielleicht auch daran liegen, dass es da auch einfach an "staatsbürgerlicher Fortbildung" fehlt, an Demokratieverinnerlichung: dieser Hass auf die dort so betitelte "Lügenpresse" hat vielleicht auch damit zu tun, dass man noch als "Presse" das "Zentralorgan der SED" verinnerlicht hat, und gar nicht auf die Idee kommt, das Presse mehr sein kann als Neues Deutschland (wo ich Lügenpresse tatsächlich angebracht fände, oder Vertuschungspresse oder einfach "Zentralorgan der SED" :] :P )

      Der Sinn der freien Presse ist ja, dass eine Zeitung/ein Journalist alles sagen kann, was sie/er will und was nicht gegen das Presserecht verstößt, aber eben alle anderen Zeitung/Journalisten auch. Und wenn einem die Themenauswahl der einen Zeitung zu reaktionär ist, oder man kein Vertrauen hat, weil die BILD schon zig(tausend) mal überführt wurde manipuliert und/oder gelogen zu haben, ja um Himmels willen, dann kauft man andere Zeitungen, am besten drei oder vier und vergleicht, welche Darstellung logischer ist, besser begründet oder belegt.
      Bedenke: "Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt." ^^ Ringelnatz :D
      Was heißt das? Abkürzungen, "Forengeheimsprache" und "geflügelte Worte"

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    • testing* schrieb:

      jana-berlin schrieb:

      Es gibt so viele kompetente, kluge, begabte, erfahrene, vorausschauend und umsichtig denkende Menschen, Menschen mit Idealen und humanistischen Visionen, die geeignet(er) wären.
      Leider sind die oft nicht machtaffine, nicht laut genug, nicht mit der nötigen Ellenbogen-mentalität ausgestattet. Die Verlockungen verbunden mit dem Status reizen sie nicht.
      Der Typus Mensch den ich dabei im Auge hätte, der macht erst gar nicht "Politik" mit oder er versuchts mal und wendet sich alsbald angewidert ab oder wenn nicht, wird er in diesem "Geschäft" weggebissen, zermalen, zertreten und vorher ausgenutzt.
      Gegen dieses "Leider" hätte ich dann doch noch etwas einzuwenden: Wären sie all das, was dann in der Aufzählung folgt, würde sie ja nix mehr unterscheiden - von all denjenigen, gegen die Du wetterst.

      Vielleicht kommt es ganz wesentlich darauf an, wie WIR solchen kompetenten, klugen, begabten, erfahrenen, vorausschauend und umsichtig denkenden Menschen, die aber keine ausgeprägte Ellenbogenmentalität besitzen, begegnen und sie unterstützen.

      Ich denke dabei gerade als blödes Beispiel an dieses Forum, an Foren überhaupt, an das Thema hier von heute: an Provokation. Wer z.B. hier nicht provoziert, wird nicht gehört. 8)

      "Leider" nicht im Sinne von bedauerlicherweise und "sie sollten so sein".
      Das ist missverständlich, da habe ich wohl das falsche Wort gewählt.

      Es gibt aber Menschen und hat es in der Geschichte auch immer wieder mal gegeben, die nicht käuflich und bestechlich waren, die für ihre Ideale und Visionen gekämpft haben (dabei ggf. persönlichen Schaden erlitten), trotzdem aber in der Lage waren sich Gehör zu verschaffen, politisch zu wirken und mit dem Problem der Macht und all dem drum herum klarzukommen irgendwie.
      Nun ja, manche haben das nicht lange überlebt.

      In der Regel, nach meiner Erfahrung mit Menschen, werden eher besonnene, ruhigere oder sogar introvertierte Denker, Philosophen, Wissenschaftler (um nur mal Beispiele zu nennen) keine Rampensäue werden, sich nicht auf Machtkämpfe und intrigante Spielchen einlassen.
      Manche finden sich wohl in zweiter oder dritter Reihe hinter den Alphatieren; bezahlt, gekauft für ihr Tun, abhängig, den Einflüsterungen der Lobbyisten und anderer ausgesetzt.
      Das wären aber auch nicht die, die ich meinte....

      Der Satz sollte wohl besser lauten:
      Aber (oder "Jedoch") sind die oft nicht machtaffine, nicht laut genug, nicht mit der nötigen Ellenbogen-Mentalität ausgestattet.

      Sorry also für eventuelle Missverständnisse, hab mir gestern Nacht eben mal von der Seele geredet.
      Bin wohl grad auch bisschen angepickst ob der sich aktuell so trauernd in Szene setzenden "Politführer", die ansonsten offensichtlich kein Tränchen vergiessen oder sich mal äußern, wenn Hunderte Flüchtlinge vor den Grenzen der EU ertrinken, wenn beim "Freund" (USA) nicht verurteilte Menschen (unter Verdacht stehend), auf´s übelste gefoltert werden, und getötete Zivilisten durch US Drohnen sind auch kaum der Rede wert.
      Aber wir exportieren Rüstungsgüter und beteiligen uns an Kriegen gegen Länder, die uns nicht bedrohen, uns nichts getan haben. Was da im Ukraine-Russland Konflikt gefährlich mitgemischt wird, davon will ich gar nicht reden.

      PS: Rat der Weisen oder Ältestenrat kam mir noch in den Sinn, hab mal bissl tiefer geguckt, gibts ja tatsächlich schon, mehrere sogar....nur sitzen da die üblichen "Verdächtigen"; frei in der Person und direkt vom Volk gewählt, das wäre viellleicht mal was; nur. letztlich hälfe es auch nicht wirklich da die Wurzeln der aktuellen Krisen in den Widersprüchen des kapitalistischen "Ausbeutungs" Systems und des Geld"herrschafts"Systems zu liegen scheinen

      Jana
    • "Teile und Herrsche", uralte und offensichtlich immer wieder funktionierende Herrschaftsstrategie;
      heisst wohl soviel wie..bring die Menschen, die Schichten, die Klassen gegeneinander auf so dass sich ihre Wut, ihr Frust über das eigene Lebensunglück gegen den nächsten, meist den nächst Schwächeren richtet, dieser als Ursache für die eigenen Ängste und Verluste angesehen und bekämpft wird.
      Die wirklichen Ausbeuter und Verantwortlichen können dabei ungestört im Hintergrund und anonym bleiben und weiter herrschen, die Schafe fallen selbst über sich her und sind beschäftigt.

      "Angstmachen", auch eine wirksame Herrschafts- und Ausbeutungsstrategie.
      Man muss sich doch nur mal umschauen. Täglich, überall werden Ängste in uns erzeugt.
      Angst vor Terrorismus, Angst vor Altersarmut, Angst vor Arbeitslosigkeit, Angst vor Status- oder Ansehensverlust....Angst vor dem Leben mit all seinen Risiken.
      Das lähmt uns, läßt uns andererseits hektisch reagieren in unseren Absicherungsgedanken, das hält uns unfrei, wie soll man so ein freidenkender, selbstbestimmt lebender, aufgeklärter Mensch werden....Aber das ist wohl nicht gewünscht.

      Ich möchte mich nicht so manipulieren und "fern"steuern lassen.

      Auch kenne ich Zeiten (ich bin nicht mehr die Jüngste) wo man m.E. freundschaftlicher und respektvoller miteinander umgegangen ist als ich es heute zuweilen erlebe.
      Ich möchte das zumindest für mich bewahren.

      Ich finde es auch einfach total schön, wenn man achtsam und freundschaftlich miteinander umgeht; das mal nebenbei.

      Eine kleine Provokation, freundschaftlich gemeint, dem anderen an irgendeinem Punkt gedanklich "auf die Sprünge zu helfen", das ist doch okay und prima.
      Angriff, oder Provokation nur um der Selbstbestätigung des eigenen Egos, fände ich nicht gut.

      Diskussionen, die keinen der Beteiligten weiter bringen und insbesondere wenn man nicht in gleiche Richtung zielt und denkt, das ist wirklich Energieverschwendung oder baut nur die Energie des Gewinners der "Auseinandersetzung" auf. Egotrip halt...

      Wir, und hier (im Forum) ist ja nun nicht der Geld- und Feudaladel unterwegs, sollten m.E. immer im Auge, im Herzen und im Hinterkopf haben, dass wir nicht gegeneinander sondern für einander da sind.

      Ich freu mich, wenn es freundschaftlich weitergeht, ich mich gut hier fühlen kann und bei Fragen kompetente Tipps von euch bekomme.

      In diesem Sinne
      lg
      jana
    • Studie zum typischen "Pegida"-Anhänger

      Männlich, gebildet, gut verdienend

      Der "typische" Demonstrant bei den Protesten der Dresdener Anti-Islam-Bewegung "Pegida" kommt aus der Mittelschicht, ist männlich, gut ausgebildet, berufstätig und verfügt über über ein leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen. Das ist das Ergebnis einer Studio, die die TU Dresden veröffentlicht hat. Er gehöre keiner Konfession oder Partei an und komme aus Dresden oder dem Bundesland Sachsen.


      weiterlesen: tagesschau.de/inland/pegida-237.html
      ★ Lieber abwarten als gar nichts tun. ★
    • scharfmacher schrieb:

      Männlich, gebildet, gut verdienend

      Der "typische" Demonstrant bei den Protesten der Dresdener Anti-Islam-Bewegung "Pegida" kommt aus der Mittelschicht, ist männlich, gut ausgebildet, berufstätig und verfügt über über ein leicht überdurchschnittliches Nettoeinkommen. Das ist das Ergebnis einer Studio, die die TU Dresden veröffentlicht hat. Er gehöre keiner Konfession oder Partei an und komme aus Dresden oder dem Bundesland Sachsen.


      weiterlesen: tagesschau.de/inland/pegida-237.html
      Ich traue keiner Studie, die ich nicht selbst gefälscht habe... 8)
      "Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche)


    • Ich bin hier geteilter Meinung ... "Islamisierung des Abendlandes" ist natürlich völlig haltloser Quatsch, die gibt es nicht. Und selbstverständlich kommt so ein Schwachsinn genau aus dem Eck Deutschlands, das sowieso den geringsten Migrationsanteil hat: Dresden 7%, Frankfurt geht glaub ich langsam auf die 50% zu ... wo demonstrieren eigentlich in Frankfurt die Leute, die ja bei dem extrem hohen Anteil an Mitbürgern islamischen Glaubens schwer leiden müssten?

      Und wenn bei XXXida massenweise friedliche Bürger mitlaufen, haben die dafür zu sorgen, dass die dumpfen Glatzen, die sich das wohl mit Erfolg instrumentalisieren, schnell separiert und rausgeschmissen werden - das ist nicht passiert, die Presse hat sich draufgestürzt, nu isses in einigen Medien natürlich insgesamt eine braune Veranstaltung. Selbst schuld...

      Andererseits sind doch einige Punkte des Positionspapieres eigentlich recht vernünftig... selbst der TAZ fällt hier nur polemischer Blödsinn wie das da ein:
      12. Pegida ist für sexuelle Selbstbestimmung!
      (TAZ) Männer wissen schon, was wann für Frauen gut ist


      Und gehen vielleicht im deutschen Establishment die braun blinkenden Alarmlichter schon beim Wörtchen "Patriotisch" an? Als Deutscher darf man das nicht sein! Wer die Deutschlandflagge außerhalb von Fußball-Großereignissen aus dem Fenster hängen lässt, ist mindestens schwer suspekt, aber doch vermutlich schon halber Nazi.

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    • raundsi schrieb:

      Als Deutscher darf man das nicht sein!



      Ich hak da mal ein.... also ein patriotischer Deutscher latscht bei den patriotischen Europäern mit. Was meint der denn jetzt? Patriotisch deutsch oder patriotischer Europa? Hängt der keine Deutschlandfahne raus sondern eine Europafahne?

      Oder meinen die Marschierer, dass sich auch die Bürger anderer Staaten in Europa daran beteiligen sollen? Da wäre ich aber mal gespannt, was die Marschierer zum Thema "EU-Bürger aus den ehemaligen Ostblockstaaten" sagen.... da "kommen doch die ganzen Banden her, die hier abzocken".

      das sind also Gewissensfragen, die sich die Marschierer mal beantworten sollten....
    • Ja wie ist "Patriotischer Europäer" nu gemeint? Europa als Nation wäre ja toll! Eine große Familie ... genau wie unsere amerikanischen Freunde mit ihren 52 Staaten.
      Ich denke aber eher, dass der "Patriotische Europäer" die Obermenge aller Patrioten, also der "Patriotischen Franzosen" "Patriotischen Engländern" usw. ist... und dann muss man auch "patriotisch" nicht in Zusammenhang mit "Deutsch" bringen, das wäre ja schwer grenzwertig...
    • flugwapsch62 schrieb:

      und das zum Thema Lügenpresse

      t-online.de/nachrichten/auslan…t-sich-gegen-vorwurf.html

      Das Politiker nicht durch Menschenmassen schleichen ist klar, aber das es den Menschen suggeriert wird ist verwerflich.
      Hier noch eine Version des Fotos (Israelische Presse)
      Gibts keine Frauen mehr, selbst dat Merkel ist verschwunden...

      [Blockierte Grafik: http://4.bp.blogspot.com/-_7jdXoilrnU/VLTVVG5XIsI/AAAAAAAAZnQ/lLdubeBbWdw/s1600/HebdoZeitung1.jpg]


      Zum Vergleich (inkl. Merkel und Frauen):
      [Blockierte Grafik: http://4.bp.blogspot.com/-bTPz2wGF_Rw/VLTV2AKO9yI/AAAAAAAAZnY/N6hkAZ6fx9g/s1600/HebdoZeitung2.jpg]
    • ...die Abschaffung der Demokratie durch die Ökonomie ist beschlossene Sache, und an ihre Wiederherstellung oder Verteidigung denkt ernsthaft niemand in den "oberen Etagen der Macht". --Georg Seeßlen

      Sehr schön darstellen läßt sich das an dem kürzlich stattgefundenen Streik der Lokführergewerkschaft GDL.
      Wahrgenommen wurde lediglich ein grundgesetzlich verbürgtes Recht, und der Streik wird umso verständlicher, wenn man folgendes berücksichtigt, nämlich den Hintergrund zur Geschichte der beiden Gewerkschaften EVG (die dem DGB angehört) und der Lokführergewerkschaft GDL. Denn während die GDL auf eine fast hundertjährige Geschichte zurückblicken kann – sie wurde 1919 gegründet, nachdem die Weimarer Verfassung endlich auch Beamten die Koalitionsfreiheit einräumte –, hat die EVG und ihre Vorgängerin Transnet alles andere als eine ruhmreiche Geschichte. Denn die DGB-Gewerkschaft Transnet um ihren Vorsitzenden Norbert Hansen (SPD) kämpfte zwar "geschlossen Seit’ an Seit’", aber nicht etwa mit den ArbeitnehmerInnen oder den BürgerInnen, sondern mit dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn, und zwar für die Privatisierung der damaligen Bundesbahn. Daß eine Gewerkschaft wie die Transnet zu den führenden Propagandistinnen einer Teil- bzw. einer Kapitalprivatisierung der Bahn zählte, ist so wohl auch nur in Deutschland möglich.

      Transnet ist beispielsweise dafür mitverantwortlich, daß die Deutsche Bahn systematisch Leiharbeiter als Lokführer einstellen konnte – erst Jahre später konnte die GDL durch ihre Streiks dieses Geschenk von Transnet an Bahnchef Mehdorn revidieren.

      Und 2007 kam es zum großen Zusammenstoß von Transnet und GDL, nachdem Transnet einen Tarifvertrag mit der Deutschen Bahn unterzeichnete, der es der Bahn gestattete, über fragwürdige Vertragsbedingungen neue Lokführer zu Stundenlöhnen von 7,50 Euro einzustellen. Nicht die "Lokführergewerkschaft", sondern Transnet war laut Vertrag für diese "Lokführer zweiter Klasse" verantwortlich, die formaljuristisch als "Mitarbeiter mit eisenbahnspezifischer Ausrichtung" bezeichnet wurden.

      Hansen übrigens wechselte ohne jegliche Übergangszeit mit fliegenden Fahnen die Seiten und wurde Mitglied just im Vorstand der Deutschen Bahn AG, für deren Privatisierung er sich als Gewerkschaftsboß so stark gemacht hatte, und zwar als Arbeitsdirektor. Für die nicht einmal zwei Jahre, die er dann im Vorstand der Deutschen Bahn AG verbrachte, überwies ihm das Staatsunternehmen inkl. Abfindung stolze 3,3 Millionen Euro.

      Natürlich waren "unsere" Medien so frei, ihre freie Medien von derlei Informationen frei zu halten. Stattdessen wurde eine ungeheure Schlammschlacht gegen den Vorsitzenden der GDL gestartet und bei jeder Gelegenheit die Bahnnutzer gegen die Streikenden gehetzt.

      Prompt meldete sich die Asozialdemokratin Nahles mit einer Gesetztesiniative zur Beschränkung grundgesetzlicher Rechte.

      Bevor jetzt unsere big OT-Jägerin mich des Platzes verweist, schnell die Brücke zu Pegida.
      Die Gemeinsamkeit besteht darin, daß nicht die unerträglichen Verhältnisse, sondern die von diesen Betroffenen zum Abschuß und zur Denunziation freigegeben wurden und werden. Beim Streik waren es die um ihre Rechte Kämpfenden und bei Pegida sind es die Flüchtlinge. Der Islamismus dient nur als Alibi, denn warum wird sonst gegen genau die, die vor ihm geflohen sind, vorgegangen? Das Ausmaß der Verblödung sieht man daran, daß es nicht in die hohlen Birnen vordringt, daß u.a. die internationalen Aktivitäten "unserer" Regierung und des deutschen Kapitals exakt die Flüchtlingsströme stimmulieren, gegen die demonstriert wird. Und wer das hohle Geschwätz vom "christlich/jüdisch geprägten" Abendland für bare Münze nimmt, möge sich doch einmal mit der Fahne des einzigen Landes, in dem Juden willkommen und einigermaßen sicher sind, unter die Demonstranten begeben.

      Tatsächlich sind Islamismus bzw. IS und Pegida zwei Seiten derselben Medaille. Während der IS einen Vorgeschmack gibt von der Barbarei, die ein ungehindert weiteragierender Kapitalismus bei den zweifellos kommenden nächsten Krisen zur Folge haben wird, zeigt Pegida, wie die hiesige herrschende Klasse zu reagieren gedenkt, nötigenfalls nämlich mit einem Faschismus der Mitte. (Einschub: Wie weit die Merkel/Gabriel Bande bereits jetzt schon zu gehen bereit ist, demonstrierte Steinmeier in Kiew, als er kein Problem damit hatte, mit Faschisten zu kooperieren.) Der Indizien für die Faschisierung sind da einige: "Wir sind das Volk" bedeutet hier der konsequente Ausschluß jedes Fremden und Andersartigen aus der zusammenphantasierten Gemeinschaft, zur Not mit Gewalt und/oder (wieder) brennenden Asylantenunterkünften. In dieser Gemeinschaft gibt es dann entgegen der Realität kein "Unten" und "Oben" mehr, sondern nur noch der gemeinsame Kampf gegen "Außen". Daß die Teilnahme von rechtem Gesindel (NPD, etc.) nicht als Problem gesehen wird, ist nur eine Petitesse am Rande.

      Da es immer schwieriger wird, aus den zerfledderten Rändern der EU und in den Schwellenländern Exportgewinne zu erzielen, die Demontage Putins, mit dessen Beseitigung Rußland zum Selbstbedienungsladen und zur Werkbank für das deutsche Kapital zu machen geplant war, um die nächste Finanzkrise ein paar Jahre hinauszuschieben, nicht oder sehr schlecht vorankommt, wird der Nutzen von Pegida immer interessanter.
      Von den eigentlichen Ursachen der gegenwärtigen Lage wird abgelenkt, während gleichzeitig die Aggressionsbereitschaft der Volkseele gestärkt wird. Es braucht dann im Fall einer existenzbedrohenden Krise nur noch entschieden zu werden, wohin diese Aggressionsbereitschaft zu lenken sei. Daß es nicht die eigene herrschende Klasse sein wird, dürfte ja wohl klar sein.

      Die Regierenden können sich durch Verständnis für die "Sorgen der Bürger" gemäßigte Kritik, nötigenfalls auch mit Schmähungen als Verteidiger der Vernunft gerieren, weil der Feind, der weiterhin deutsche Autos, Maschinen und Waffen kaufen soll, dummerweise mithört.

      Wenn dann beispielsweise Schäuble die AfD als eine Schande für Deutschland bezeichnet, und es derselbe ist, der im Freiburger Münster am Sarg des Nazirichters Filbinger die Totenwache hielt, fällt hier niemandem auch nur das Geringste auf.

      "Der betroffene Bürger, der Mann der Straße, der Steuerzahler sind buchstäblich Charaktermasken, das heißt Akteure, die je nach Lage der Dinge oberflächliche Rollen zu spielen haben und deren Mission darin besteht, die essentialistische Trennung der sozialen Zellen voneinander aufrechtzuerhalten, die bekanntlich das ideologische Grundprinzip der bürgerlichen Revolution war" -Roland Barthes.

      Wenn die meisten Deutschen vom antiamerikanischen Ressentiment gebeutelt sind, auch wenn das falsche Bewußtsein in diesem Fall der Wahrheit näher ist als ein politischer Anstand, so ist es der Regierung und ihren Auftraggebern willkommen, denn der jetzige und zukünftige Gegner heißt USA, Rußland ist nur als Opfer vorgesehen.

      Das global wachsende Flüchtlingselend ist das Endprodukt der Weltkrise des Kapitals, das - an seinen inneren und äußeren Widersprüchen kollabierend - eine buchstäblich überflüssige Menschheit hervorbringt.
      Die Vertreter des Islamismus und von Pegida spüren, wissen das und die Antworten, die beide geben, sind zwar unterschiedlich, aber gleichermaßen durch und durch menschen- und zivilisationsfeindlich.

      Abschließend noch ein Zitat von T.W. Adorno:
      "Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten."

      P.S.: Wer die Begriffe Menschenrechte, Selbstbestimmung, Meinungsfreiheit, etc. vermißt haben sollte, möge sie ausdrucken, ausschneiden und großzügig über meinem Text verteilen.
      "What I Found Over The Years Is That Lots Of People Don't Agree With Me" -Bill Maher
    • Ist das ein Scheißsystem hier. Da kommt beim Übertragen die Meldung Serverfehler und Das Dokument ist verfallen und dann erscheint es beim Versuch der Wiedereinstellung doppelt. Hab's dann hier mit Tante Edith entfern. Dazu sage ich jetzt besser nichts mehr....
      "What I Found Over The Years Is That Lots Of People Don't Agree With Me" -Bill Maher

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von blue_ornament ()

    • blue_ornament schrieb:

      "Der betroffene Bürger, der Mann der Straße, der Steuerzahler sind buchstäblich Charaktermasken, das heißt Akteure, die je nach Lage der Dinge oberflächliche Rollen zu spielen haben und deren Mission darin besteht, die essentialistische Trennung der sozialen Zellen voneinander aufrechtzuerhalten, die bekanntlich das ideologische Grundprinzip der bürgerlichen Revolution war" -Roland Barthes.

      sueddeutsche.de/politik/neolib…on-moeglich-ist-1.2110256
    • Den Probest kannte ich noch gar nicht ... da versucht sich offensichtlich ein Rechtsaußen als Satiriker - mit vereinfachten Formeln wie Asylbewerber = Wirtschaftsflüchtlinge = Sozialschmarotzer = Moslems und mit erfundenen Fakten wie "Wer auf den Altar des Kölner Doms uriniert, der wird von unseren Medien als Held gefeiert". Dieses krasse Vergehen steht komischerweise gar nicht in der Liste der Kirchenschändungen: kcpm.de/index.php/Newsflash/Kirchenschaendungen.html :wallbash :wallbash :wallbash