Tarifstreit bei der Bahn - Toleranz überschritten

    • Krennz schrieb:

      die Arbeitgeber wollen aus unserem Land ein Billiglohnland machen
      Die Politik machts ihnen aber auch sehr einfach. Die Anzahl unserer rechtlosen Wander- äh Leiharbeiter hat sich seit 1997 vervierfacht. "Equal Pay" und "equal Treatment" sind eine reine Mär, die Ausnahmeregelung zu Lasten des AN ist die Regel. Dazu immer weiter forcierte Globalisierungsbemühungen, die nicht für Einwanderung qualifizierter Mitarbeiter, sondern für die Auslagerung von Produktion und Arbeit in Offshore-Zentren sorgt.
    • Krennz schrieb:

      die Arbeitgeber wollen aus unserem Land ein Billiglohnland machen um sich selber die Taschne füllen zu können
      So generell kann man das nun nicht sagen... vor allem im Handwerk oder (wenn mittlerweile auch nur noch in geringem Umfang) mittelständischen Betrieben, die noch eigentümergeführt sind, werden durchaus gute Löhne gezahlt, weil sich diese Unternehmer noch an "alten Werten" orientieren. Die wissen, dass man gute, motivierte Mitarbeiter braucht, wenn der Betrieb "brummen" soll.
      Leider werden diese Unternehmer weniger.... man glaubt an (von Saeschau ja angesprochen) den Verlockungen der Globalisierung. Deshalb auch der Widerstand gegen die (im internationalen vergleich geringen) Mindestlöhne.
      Und dann wundert man sich über "Schwarzarbeit" oder mangelnder Binnennachfrage oder moniert, dass die Leute lieber bei Discountern einkaufen anstatt beim "Markenkonzern"....

      Krennz schrieb:

      Von fairer Entlohnung kann schon in etlichen Berufen nicht merh die Rede sein.
      Yep.... in zunehmendem Maße.... aber Entlohnung ist ja nicht alleiniges Merkmal guter "Arbeitsentlohnung". Auch die restlichen Arbeitsbedingungen spielen eine grosse Rolle. Und das ist ja eine der Forderungen der GdL, dort Änderungen herbeizuführen....

      Paketversender aus OHV schrieb:

      europaweit gesehen sind wir die die am meisten an Löhne bekommen. Aber es gibt Bereiche wie Transport und Logistik oder Gastgewerbe die zahlen Hungerlöhne ...
      Soso... und warum geht dann gerade in D die Schere arm/reich immer weiter auseinander? Warum geht's hierzulande dann (auch) dem Mittelstand, angeblich nach Aussage der Politik ja das Rückgrat der Gesellschaft, auch immer schlechter?
      Und es gibt viel mehr Bereiche, in denen Löhne gezahlt werden, von denen niemand leben kann.
      Vergess nicht "Aufstocker" und "1€-Jobber" z.B., die fallen z.B. voll aus der Arbeitslosenstatistik raus, sind im Grunde nichts weiter als direkte Subventionsmitbringer für Firmen, die keine normalen Löhne zahlen wollen und deshalb auf solche Leute zurückgreifen. Der Staat subventioniert also mit sowas direkt die Firmen, die sich nicht an Lohnstandarts halten wollen. Damit werden dann "normale" Firmen unter Druck gesetzt, entweder vom Markt zu verschwinden oder aber ebenfalls auf solche Mittel zurückzugreifen.
      Die rot/grüne Koalition unter Putins Gasableser hat damals Tür und Tor für Steuerverkürzungen geöffnet.... hierzulande werden durch McDreck, Wörgelbörger, Starbucks und Co Gewinne eingefahren, aber kaum oder garnicht versteuert. Die Knete wandert (fast) komplett in Steuerparadiese (man Google mal nach "Jean Claude Juncker"). Oder nach Subventionsheuschrecken wie z.B. Nokia....

      D ist in Europa Vorreiter in Sachen Minijobs und Minilohn....
    • monza30 schrieb:

      Und es gibt viel mehr Bereiche, in denen Löhne gezahlt werden, von denen niemand leben kann.
      Jup! Man könnte z.B. mal anfangen, bei Ausbildungsberufen im sozialen Bereich bis zu einer bestimmten Einkommensgrenze (z.B. 20.000 p.a.) weder Steuer noch Sozialabgaben abzuziehen. Könnte der Staat locker subventionieren, das dürfte auf einen Schlag eine 30%ige Lohnerhöhung sein und entsprechende Berufe attraktiver machen.
    • So Streik naht sich dem Ende. Der nächste ist ja schon fast ausgerufen. Nachdem parallel auch der Busverkehr im Land Brandenburg unbefristet streikt, hieß es letzte Woche viel viel Zeit und Geduld üben.

      Kommende Woche müssen nun die Eltern Ersatzbetruungen sich suchen, da die Erzieher unbefristet streiken.

      Ich warte auf den Tag das unsere Apotheken mal schließen wg Streiks. Aber denen wurde das ja untersagt die Patienten müssen versorgt bleiben ...
    • Paketversender aus OHV schrieb:

      Ich warte auf den Tag das unsere Apotheken mal schließen wg Streiks. Aber denen wurde das ja untersagt die Patienten müssen versorgt bleiben
      *amkoppkratz*

      In welcher Gewerkschaft sind denn die Apotheker organisert? Und kannst du mir vielleicht sagen, welche Lohn- oder Gehaltsforderungen die Apothekergewerkschaft (gegenüber wem eigentlich? Der Pharmaindustrie oder den verschreibenden Ärzten?) stellt?
    • ah ja.... ich frag mal etwas provokant: welche Apotheke müsste denn den Betrieb einstellen, wenn da der ein oder andere Angestellte streiken würde? Bei der Riesenanzahl von tatsächlich (betriebsnotwendigen) Angestellten dürfte das wohl kaum ins >Gewicht fallen.
      Apotheken sind die wohl schlechteste Beispielwahl....
      Und komisch... wie man sieht, regt sich über die Streiks der Kitas kaum jemand auf im Gegensatz zu den Lokführerstreiks. Obwohl gerade da die Frauen tatsächlich wieder die Leidtragenden sein dürften. Oder Oma und Opa einspringen müssen. Oder Firmen sich was einfallen lassen müssen (was auch Geld kostet).
      Ja... schon seltsam dieses gehirngewaschene Blödzeitungsverdummungsland...
    • Bei den Apotheken düfte VerDi zuständig sein.

      Bei uns in den Apotheken ist es üblich, dass die Betreibereheleute beide eine Apothekerausbildung haben. Ein gewisser Notbetrieb ist also gewährleistet. Anders wird es da schon beim Nachschub, oder speziellen Medikamenten.
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.
    • Der Streik der Erzieher ist überzogen. Schaut mal alle in den TVöD SuE was Erzieher verdienen. Das ist mehr als fair. Entweder werden sie standardmäßig in TVöD SuE S6 eingruppiert oder bei bestimmten Klientel in TVöD SuE S8.

      Würden die Erzieher mal auf die Straße gehen (langfristig und nicht wie letztens nach 1 Woche den Vorschlag akzeptieren) die nach TV-L bezahlt werden ... da sind nämlich Unterschiede. Erzieher im Landesdienst verdienen weniger als ihre Kollegen in den Nachbarländern da die Kommunen dort nach TVöD SuE bezahlen ... betrifft alle Stadtstaaten ...

      Achso eingruppiert werden sie in E8
    • Komisch.... anscheinend sind alle Streiks überzogen. Streikt eine Gewerkschaft weil der Arbeitgeber erst garnicht verhandeln will und den Mitgliedern der Gewerkschaft ihre grundgesetzlich verbrieften Rechte vorenthalten will, ist das überzogen. Streiken Kita-Ma für mehr Knete, ist das überzogen. Könnte es sein dass manche Leute in diesem Land Probleme mit demokratischen Massnahmen haben und sich lieber der Wirtschaft widerspruchslos beugen wollen? Etwa um "ihre Ruhe zu haben"?

      Ich stell mal zwei Links ein...
      focus.de/finanzen/news/arbeits…se-gehen-_aid_723692.html
      (auch Seite zwei lesen)

      und zum (Brutto-)Verdienst:
      erzieherin-ausbildung.de/content/gehalt-verdienst-Erzieherin

      Man möge sich ausrechnen, wie bei verschiedenen Konstellationen der Steuerklasse(n) Vatter Staat da noch was abknapst....
    • In Steuerklasse I bleibt da nicht mehr viel über, wenn ich auch noch Krankenkasse abziehe.
      Und wenn ich dann noch III - V habe ist das auch nicht mehr.
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.

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    • Zum Streik der GdL noch einen kleinen Nachtrag.... ein bemerkenswerter Kommentar aus der FAZ, einer ja nun nicht gerade arbeitnehmernahen Zeitung:

      faz.net/aktuell/wirtschaft/str…rchgeknallt-13585203.html

      Zitat daraus:
      In Wirklichkeit soll das Diktat der Mehrheit die Minderheit ersticken. Dabei hatten gerade die Arbeitgeberverbände noch nie ein Problem damit, durch Leiharbeit oder Werkverträge verursachte Lohnkonkurrenz in ihren Betrieben friedlich zu handhaben.
      Zitatende
      Bei der bahn wird ebenfalls mit "Leiharbeit" gearbeitet. Man Google nach "DB Zeitarbeit" oder "Beschäftigungsprojekte". Da wird dann der normale Arbeitsplatz/Dienstposten abgebaut, dann die MA ohne Dienstposten mal hierhin, mal dahin geschickt um eben genau diese Arbeiten trotzdem zu machen. Damit es nicht so auffällt müssen die MA dann rotieren und auch öfter reisen etc. Obwohl die Arbeit selbst nicht weggefallen ist. Der Personalplaner/Chef hat trotzdem seine Prämie bekommen, weil er seinen Betrieb "billiger" gemacht hat. Diese "Leiharbeiter" werden nämlich nicht mehr so bezahlt wie auf einer normalen Planstelle. Ein perfides System, gewerkschaftlich abgesegnet. Man Google nach "Demographievertrag DB" in Verbindung mit "EVG".
    • Etwas dazu passendes schrieb ich am 15.1. im Pegida-Fred:

      "...die Abschaffung der Demokratie durch die Ökonomie ist beschlossene Sache, und an ihre Wiederherstellung oder Verteidigung denkt ernsthaft niemand in den "oberen Etagen der Macht". --Georg Seeßlen


      Sehr schön darstellen läßt sich das an dem kürzlich stattgefundenen Streik der Lokführergewerkschaft GDL.
      Wahrgenommen wurde lediglich ein grundgesetzlich verbürgtes Recht, und der Streik wird umso verständlicher, wenn man folgendes berücksichtigt, nämlich den Hintergrund zur Geschichte der beiden Gewerkschaften EVG (die dem DGB angehört) und der Lokführergewerkschaft GDL. Denn während die GDL auf eine fast hundertjährige Geschichte zurückblicken kann – sie wurde 1919 gegründet, nachdem die Weimarer Verfassung endlich auch Beamten die Koalitionsfreiheit einräumte –, hat die EVG und ihre Vorgängerin Transnet alles andere als eine ruhmreiche Geschichte. Denn die DGB-Gewerkschaft Transnet um ihren Vorsitzenden Norbert Hansen (SPD) kämpfte zwar "geschlossen Seit’ an Seit’", aber nicht etwa mit den ArbeitnehmerInnen oder den BürgerInnen, sondern mit dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn, und zwar für die Privatisierung der damaligen Bundesbahn. Daß eine Gewerkschaft wie die Transnet zu den führenden Propagandistinnen einer Teil- bzw. einer Kapitalprivatisierung der Bahn zählte, ist so wohl auch nur in Deutschland möglich.


      Transnet ist beispielsweise dafür mitverantwortlich, daß die Deutsche Bahn systematisch Leiharbeiter als Lokführer einstellen konnte – erst Jahre später konnte die GDL durch ihre Streiks dieses Geschenk von Transnet an Bahnchef Mehdorn revidieren.


      Und 2007 kam es zum großen Zusammenstoß von Transnet und GDL, nachdem Transnet einen Tarifvertrag mit der Deutschen Bahn unterzeichnete, der es der Bahn gestattete, über fragwürdige Vertragsbedingungen neue Lokführer zu Stundenlöhnen von 7,50 Euro einzustellen. Nicht die "Lokführergewerkschaft", sondern Transnet war laut Vertrag für diese "Lokführer zweiter Klasse" verantwortlich, die formaljuristisch als "Mitarbeiter mit eisenbahnspezifischer Ausrichtung" bezeichnet wurden.


      Der Gewerkschaftsvorsitzende der Transnet, Hansen, wechselte ohne jegliche Übergangszeit mit fliegenden Fahnen die Seiten und wurde Mitglied just im Vorstand der Deutschen Bahn AG, für deren Privatisierung er sich als Gewerkschaftsboß so stark gemacht hatte, und zwar als Arbeitsdirektor. Für die nicht einmal zwei Jahre, die er dann im Vorstand der Deutschen Bahn AG verbrachte, überwies ihm das Staatsunternehmen inkl. Abfindung stolze 3,3 Millionen Euro.


      Natürlich waren "unsere" Medien so frei, ihre freie Medien von derlei Informationen frei zu halten. Stattdessen wurde eine ungeheure Schlammschlacht gegen den Vorsitzenden der GDL gestartet und bei jeder Gelegenheit die Bahnnutzer gegen die Streikenden gehetzt.


      Prompt meldete sich die Asozialdemokratin Nahles mit einer Gesetztesiniative zur Beschränkung grundgesetzlicher Rechte.

      Anmerkung: Wer das weiß und dennoch gegen den Streik und die GDL polemisiert, ist ein Schaaf, das sich nach der Schlachtbank sehnt.
      "What I Found Over The Years Is That Lots Of People Don't Agree With Me" -Bill Maher
    • so ist es.... bleibt noch der pikante Zusatz (wie oben schonmal geschrieben): die Transnet/EVG ist der Zusammenschluss mit der GdBA (Gewerkschaft deutscher Bundesbahnbeamter und Anwärter), einer ehem. Gewerkschaft des Deutschen Beamtenbundes wie die GdL.
      Zu Zeiten getrennter Wege wurde doch tatsächlich was für die Personale getan.... man kann überspitzt sagen, dass GdBA und (ehem.) GdED (aus der dann nachher TRANSNET/EVG wurde) sich "feindlich" gegenüberstanden und versuchten, für die jeweilige Klientel was zu erreichen. GdBA für Beamte, GdED für die anderen Personale. Die GdL spielte eine eher untergeordnete Rolle und wurde (fälschlicherweise) gerade durch die GdED, aber auch durch die GdBA als besserer Pausenclown betrachtet und behandelt.
      Erst nachdem die Bahn "privatisiert" wurde stellte man "plötzlich" und "unerwartet" fest, dass die Mitgliederzahlen fielen. Es wurde ja massiv Personal abgebaut oder/und nicht mehr nacheingestellt, aber auch durch das immer mehr aufkommende (wie im Vorpost angedeutete) Desinteresse, die Mitarbeiter gegenüber dem Arbeitgeber zu vertreten, gabs immer weniger Leute, die sich den beiden Gewerkschaften anschlossen. Die GdL "wachte" dagegen auf, wurde gerade bei den Lokführern führende Gewerkschaft, wobei sie sich auch den anderen Fahrpersonalen öffnete.
      Die beiden anderen Gewerkschaften fusionierten, was wiederum mehr Personal "in die Hände der GdBA trieb", weil sie sich eh gerade von der GdED/Transnet nicht vernünftig vertreten sahen. Und nun spielte auch die GdBA genau dort mit, war also keine Alternative mehr....
      Übrigends ist das auch der Anlass für das zugegebenermaßen sehr verunglückte Zitat aus der berühmt/berüchtigten "Fulda-Rede" Weselskys.... er wollte damit keinesfalls Behinderte beleidigen. Aber ein "glückliches Händchen" im Umgang mit den Medien oder eine hervorragende Selbstdarstellung mit Worten kann man dem Vorsitzenden der GdL ja nun nicht wirklich bescheinigen. Ist mir persönlich aber immer noch lieber als wenn man wie die Gegenseite (gerade durch Herrn Weber) offensichtlich die Wahrheit vorsätzlich verdreht und verschweigt....
    • monza30 schrieb:

      Komisch.... anscheinend sind alle Streiks überzogen. Streikt eine Gewerkschaft weil der Arbeitgeber erst garnicht verhandeln will und den Mitgliedern der Gewerkschaft ihre grundgesetzlich verbrieften Rechte vorenthalten will, ist das überzogen. Streiken Kita-Ma für mehr Knete, ist das überzogen. Könnte es sein dass manche Leute in diesem Land Probleme mit demokratischen Massnahmen haben und sich lieber der Wirtschaft widerspruchslos beugen wollen? Etwa um "ihre Ruhe zu haben"?
      Überzogen ist kein Streik. Aber ist es nicht ungerecht:

      - das Erzieher im TV-L deutlich weniger verdienen als ihre Kollegen im TVöD SuE und jetzt kämpfen die nochmal für mehr
      - TV-L er wollten mehr aber die Gewerkschaften nickten den unmöglichen Vergleich nach 1, 2 oder waren es 3 Streiks bei den Ländern ab ...

      Das meine ich nur

      Ich gönne auch den Bahnern ein Lohnplus in ihren Taschen und bessere Bedingungen ...