BuFi schrieb:
Meine Devise bei Ebay (ohne Paypal) und Ebay Kleinanzeigen ist die Grenze von etwa 100 €, wenn ich nicht 100 % sicher bin. Dieser Verlust wäre für mich verschmerzbar und ich würde das Ganze dann einfach als persönliche Dummheit abhaken.
"Als persönliche Dummheit abhaken" müssen ihren Verlust allerdings auch alle anderen, die 3- oder 4stellige Summen in den Sand gesetzt haben, nur daß man bei solchen Summen halt auf eine Strafanzeige bei der Polizei nicht verzichten kann und darf, ansonsten käme das einer offiziellen Kapitulation vor den Tätern gleich. Und jeder einzelne dieser ca 150 - 200 Geschädigten täglich, der hinterher zwar erklärt "ich weiß, daß das blöd war, aber..." erhöht den Mount Everest an Betrugsstrafanzeigen um mindestens einen weiteren gewaltigen Aktenordner.
Ich habe bereits etliche solcher Ermittlungsakten zu stinknormalen eBay-Betrugsfällen (Account gehackt, Geld überwiesen, Ware nicht geliefert) gesehen. Es ist unfassbar, welch einen Verwaltungsaufwand und Papierkrieg jeder einzelne dieser Fälle verursacht, was da für Zeit und Ressourcen gebunden werden. Anzeigenerstatter, Accountinhaber und Bankkontoinhaber wohnen meistens in 3 verschiedenen Bundesländern, die Akte wandert also mehrfach durch ganz Deutschland. Jedesmal soll ein anderer Beamter sich wenigstens halbwegs in die ständig dicker werdende Akte einlesen, um dem jeweils zu vernehmenden vorläufig Beschuldigten die richtigen Fragen zu stellen. Die Vernehmung dauert locker 2 Stunden oder mehr, die Vernehmungsprotokolle sind zentimeterdick. Es werden Anfragen gestellt an Paypal, Kleinanzeigenredaktion, Banken und neuerdings wahrscheinlich auch noch an IDnow (die erledigen für viele Banken das Video-Ident), durch deren Videomaterial sich der Ermittler dann auch noch kämpfen darf.
Am Ende ist der Sachverhalt zwar hieb- und stichfest dokumentiert (Accountinhaber fahrlässig hat sich Passwort abnehmen lassen, Kontoinhaber grob fahrlässig hat nicht mal gemerkt, daß er ein echtes Bankkonto freischaltet und Dritten überlässt), aber ein Tatverdächtiger ist nicht in Sicht und die Ermittlungen können nach Monaten fruchtloser Bürokratie vorläufig eingestellt werden. Ordner zu, ab ins Archiv und den nächsten fast identischen Fall angehen. Dafür wurden mindestens 150 Stunden Arbeitszeit der Ermittlungsbehörden aufgewendet.
Alleine in den 2 Stunden, in denen der merkbefreite unfreiwillige Kontoinhaber in seiner Vernehmung vehement beteuert hat, daß er doch nur ein armes unschuldiges Opfer sei, haben schon wieder mindestens 10 weitere Personen irgendwo in Deutschland eine Anzeige erstattet, weil sie irgendwie irgendwo im Internet auf irgendwas reingefallen sind...