Betrugsmasche bei Klarna trifft auch Menschen aus unserer Region

    • Betrugsmasche bei Klarna trifft auch Menschen aus unserer Region

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      CYBERCRIME
      Betrugsmasche bei Klarna trifft auch Menschen aus unserer Region

      17.11.2021, 14:47 | Lesedauer: 5 Minuten
      Kerstin Kalkreuter

      BRAUNSCHWEIG. Polizei und Verbraucherzentrale raten Betroffenen, Strafanzeige zu stellen und die Anbieter über Identitätsmissbrauch zu informieren.
      Letzte Mahnung“ – Andreas Bockmann aus dem Helmstedter Südkreis traut seinen Augen kaum, als er Ende September seine Post durchschaut. Das Schreiben der Klarna Bank im Auftrag von Voi Technology verwundert ihn. Mit der Bank – ein Zahlungsanbieter für den Online-Handel – hat der Diplom-Landwirt noch nie etwas zu tun gehabt, auch die Firma Voi – ein Leih-E-Scooter-Anbieter – kennt er nicht. „Im Vorfeld hat es weder eine Rechnung noch eine ,erste’ Mahnung gegeben“, berichtet er im Gespräch mit unserer Zeitung. Er wendet sich noch am gleichen Tag an eine befreundete Polizistin. Sie habe ihm geraten: „Bezahl da bloß nicht. Das ist eine Betrügerei.“ Die Polizistin nimmt sich des Falles an.
      Keine Woche später hat der 67-Jährige zwölf „letzte“ Mahnungen von Klarna in der Post. Die Beträge belaufen sich auf 5 bis 12 Euro. Insgesamt sind es nun rund 70 Euro, die Klarna im Auftrag von Voi einfordert. Bockmann wendet sich wieder an die Polizei und erstattet Anzeige. Per Einwurf-Einschreiben schickt er einen Brief an Klarna, weist auf die missbräuchliche Verwendung seiner Daten hin. „Bis heute gab es darauf keine Reaktion von Klarna“, sagt Bockmann mit Verärgerung.

      Vorfall ist kein Einzelfall

      Ende Oktober findet Bockmann dann ein Schreiben eines Inkassobüros in seinem Briefkasten. Dieses fordert nun im Auftrag von Klarna knapp 108 Euro ein. Dem Schreiben ist eine Auflistung zu den angeblichen Rechnungen und Kosten beigefügt. Bockmann schickt wieder per Einwurf-Einschreiben Briefe an Klarna und das Inkasso-Unternehmen, weist auf den Betrug und die gestellte Anzeige hin. Auf eine Antwort der Unternehmen wartet er allerdings bis heute: „Ich finde das total unseriös. Es geht mir nicht nur um das Geld, sondern um meinen Ruf beziehungsweise meinen Schufa-Eintrag.“
      Der Vorfall aus dem Helmstedter Südkreis ist kein Einzelfall. „Wir können bestätigen, dass es in Deutschland in einigen Fällen zu Fehlbuchungen im Zusammenhang mit unserem Service gekommen ist“, teilt ein Sprecher von Voi auf Anfrage mit. Dabei seien fälschlicherweise Beträge eingezogen worden, obwohl die betreffenden Personen keine Fahrten mit den E-Scootern gebucht oder sonstige Leistungen in Anspruch genommen hatten.

      Voi: Fehlbuchungen werden zurückerstattet
      Die Vorkommnisse stünden im Zusammenhang mit dem Bezahlservice Klarna. „Sämtliche Fehlbuchungen werden von uns und Klarna nachverfolgt und so schnell wie möglich an die Betroffenen zurückerstattet“, versichert das Unternehmen weiter. Interessanterweise ist der E-Scooter-Anbieter aus Schweden in unserer Region gar nicht vertreten.
      Der Bezahldienstleister Klarna teilt auf Anfrage mit, dass man natürlich für keine Leistungen zahlen müsse, die nicht in Anspruch genommen wurden. Das Unternehmen nutze hochentwickelte Technologie, um potenzielle betrügerische Aktivitäten bei jeder einzelnen Transaktion zu identifizieren. Dazu zählten Modelle zur Betrugserkennung in Echtzeit anhand von mehr als 180 Datenpunkten, Identitätsüberprüfung einschließlich einer Bonitätsprüfung sowie Echtheitsprüfung mit weiteren Authentifizierungsprüfungen. „Infolgedessen haben wir eine extrem niedrige Betrugsrate“, heißt es von Klarna.

      Wie Kriminelle an die Daten kommen
      Allerdings: „Identitätsmissbrauch, Bestellungen auf fremden Namen oder Job-Scamming (gefälschte Stellenanzeigen im Internet, Anm. der Red.) sind relativ häufig“, sagt Kathrin Körber, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Andreas Bockmann erzählt im Gespräch, dass er sich nicht erklären könne, wie die Betrüger an seine Daten gekommen sind. Denn er besitzt keinen Computer und auch sein Handy ist nicht internetfähig.
      Laut Expertin der Verbraucherzentrale bräuchten Kriminelle nicht viel, um die Identität eines anderen für ihre Zwecke zu missbrauchen: Name, Adresse und eine (gefälschte) E-Mail-Adresse. „Die Identität wird in vielen Onlineshops nicht wirklich überprüft“, erklärt Körber. Deshalb ist es laut Verbraucherzentrale auch wichtig, auf die Nutzung der persönlichen Daten im Internet zu achten. Einige Betrüger durchwühlten auch die Papiertonnen vor dem Haus oder läsen den Namen auf dem Klingelschild ab.
      Das raten Polizei und Verbraucherschützer
      Laut Polizei wird der Betrug mittels Mahnschreiben in der Kriminalstatistik nicht explizit erfasst, sondern je nach Art unter Computerbetrug, Warenkreditbetrug oder Warenbetrug eingeordnet. Hierunter fallen beispielsweise betrügerische Käufe auf Onlineplattformen unter falschem Namen und Zahlungsarten, bei denen die Opfer dann eine Mahnung erhalten. Bei einer weiteren Variante bestellen Betrüger Waren auf einer Onlineplattform mit falschen Daten und die Mahnung kommt direkt vom Onlinehändler. Auch gibt es unberechtigte Mahnerstellung trotz nicht vorhandener Verpflichtung und Weitergabe an Inkassounternehmen, die dann mittelbar unberechtigt die Schuld für den Betrüger einzutreiben versuchen.
      Jeder, der solche unberechtigten Forderungen erhält, sollte sich in jedem Fall an die Polizei wenden und Strafanzeige erstatten. Das betont auch die Expertin der Verbraucherzentrale. Zudem sollten Betroffene unbedingt auf Inkassoschreiben und Mahnungen reagieren, indem sie erklären, dass ihre Daten missbräuchlich verwendet wurden. Die Strafanzeige sollte diesen Schreiben beigefügt sein. Die Schufa bietet das sogenannte Einmelden eines Identitätsmissbrauchs auch auf ihrer Internetseite an. Betroffene können sich zudem eine kostenfreie Auskunft bei der Schufa und anderen Auskunfteien wie CRIF Bürgel über ihre Bonität einholen und die Eintragungen auf Richtigkeit kontrollieren.
      Ich und mein Horst ! :saint:

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    • Oh je, ein echt ärgerliches Problem, das da über Klarna gerade nicht nur Deutschland überschwemmt.

      Neben Voi verschickt Klarna auch z. B. die Zahlungsaufforderungen für die Neutron Holdings Inc. - Lime Bike. Es ist eigentlich so simpel, für Scooter nichts bezahlen zu müssen, man braucht dazu lediglich einen fremden oder falschen Datensatz für die App.
      Gleiches lässt sich auch z. B. über Joyn (amp.pcwelt.de/article/11147843) feststellen und immer wieder grüßt dann Klarna. Bleiben die Mahnungen unbeantwortet, kommt es in allen Fällen zum Inkassoversuch. Aktuell bemüht sich da zumeist die coeo Inkasso GmbH um die offenen Forderungen.

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