Knast für Schulschwänzer - oder ?

    • Das sind tolle Projekte. Alle Achtung für Diejenigen, die das ins Leben gerufen haben.

      Und @Damas, das was Du machst, auch hohe Achtung davor.

      Du bist ein Held des Alltags. :thumbsup: :thumbsup:

      Aber davon gibt es, leider, viel zu wenige.

      Statt die Probleme anzupacken, werden sie weggepackt. Und da sollne einige Schüler/Lehrer noch Lust am lernen/lehren haben?
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.
    • Damas schrieb:

      Ich weiß ja nicht in wie weit bekannt ist, dass mindestens ein Hauptschulabschluss die Berechtigung zum Besuch einer Berufsschule gibt und damit zu einer Berufsausbildung.
      Ohne den Hauptschulabschluss ist keine Berufsausbildung möglich.


      Das stimmt nicht, du kannst auch mit einem Förderschulabschluss eine Ausbildung beginnen. Wenn sich ein Ausbildungsbetrieb findet oder über eine Fördermaßnahme.
      Mit viel Glück gibt es in dem Beruf den man erlernt, sogar eine Förderberufschule, gleicher Schulstoff kleinere Klassen, in der die Jugendlichen unterrichtet werden.
      Kommt das vielleicht auf das Bundesland an?
      Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul.

      Christian Friedrich Hebbel
    • Rein formal benötigt man überhaupt keinen Abschluss für den Beginn einer Berufsausbildung. Ausreichend ist das Absolvieren der Pflichtschulzeit von 9 Jahren.
      In der Praxis wird es allerdings schwierig werden, einen Ausbildungsbetrieb zu finden.

      Genauso muss ein Auzubi überhaupt keine Berufsschule besucht haben, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Er muss nur die 1 1/2 fache Zeit der Ausbildungszeit in dem Beruf gearbeitet haben:
      perspektive-berufsabschluss.de/de/501.php
    • @krennz
      bevor es zu einem Missverständnis kommt: das habe ich früher gemacht. Ich bin schon seit ca. 17 Jahren aus dem Bildungssektor mehr oder weniger raus.

      Und ja, es ist korrekt, dass die Schulpflicht 9, bzw. in manchen Bundesländern 10 Jahre dauert und ein Abschluss nicht zwingend vom Gesetzgeber für eine duale Ausbildung vorgeschrieben ist.
      So zumindest steht es auch bei der Arbeitsagentur:
      arbeitsagentur.de/nn_450826/Na…usbildungsberufe-Nav.html

      Nur sieht die Realität seit bereits Jahrzehnten völlig anders aus. Einen Ausbildungsbetrieb zu finden, der bereit ist, einen jungen Menschen ohne Schulabschluss auszubilden, geht fast gegen 0. Da brauchst Du Beziehungen und/oder ein ungeheures Engagement seitens der Eltern. Ein Teufelskreislauf für die jungen Menschen, die in sozial schwachen Strukturen aufgewachsen sind und daher keinen Einstieg finden.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • *alte_eule* schrieb:

      Genauso muss ein Auzubi überhaupt keine Berufsschule besucht haben, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Er muss nur die 1 1/2 fache Zeit der Ausbildungszeit in dem Beruf gearbeitet haben:
      perspektive-berufsabschluss.de/de/501.php


      Auch das ist korrekt. Du musst letztlich dann nur noch die Abschlussprüfung schreiben. Keien Ahnung, wie viele Menschen Dir im Arbeitsleben begegnet sind, die das tatsächlich gemacht haben. Mir ist eine einzige Person begegenet, der dieser Weg vom AG und dem Arbeitskollegen vorgeschlagen und mitgetragen wurde. Und ich bin schon eine Weile im Berufsleben unterwegs.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Ich glaube nicht, dass es früher anders gewesen ist, insgesamt ja, aber schaut man 20-30 Jahre zurück, so fanden auch Schulabgänger mit einem schlechtem Abschluss einer Hauptschule eine Ausbildungsstelle mit etwas Perspektive, das ist heute nicht mehr der Fall. Zum einen sind die Anforderungen gestiegen, zum anderen bleiben immer mehr Ausbildungsplätze in der Industrie weg, dafür werden andere Scheinausbildungsplätze geschaffen, die keinerlei gesellschaftliche Anerkennung oder Lebensperspektive bieten können, nur um Jugendliche auszubeuten. Meine Beispiele hier sind Umzugshelfer, Kellner oder Tankwart, alles 2,5-3 Jährige Ausbildunsplätze. Die besten Fördermaßnahmen und Projekte ersetzen die fehlenden Ausbildungs- und spätere Arbeitsplätze nicht. Außerdem hat man de facto keine Möglichkeit, sich als Leiharbeiter nach der Ausbildung weiter zu qualifizieren, z.B. zum Techniker, der gesellschaftliche Aufstieg bleibt also auch hier nur ein leeres Versprechen.
    • Damas schrieb:

      Ich weiß ja nicht in wie weit bekannt ist, dass mindestens ein Hauptschulabschluss die Berechtigung zum Besuch einer Berufsschule gibt und damit zu einer Berufsausbildung.
      Ohne den Hauptschulabschluss ist keine Berufsausbildung möglich.



      Mein Satz ist also so, wie er da steht, definitiv falsch.
      Da habe ich mich wohl von der Realität verleiten lassen, wie diese z.B. auf dieser seriös wirkenden "Werbeseite" steht:

      schulabschluss.org/
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Aus genau diesem Grund habe ich dich korrigiert, Damas.

      Es ist tatsächlich so, dass die formale Berechtigung nicht mit der Realität übereinstimmt, was Betriebe i.d.R. fordern. Das macht den Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

      Die Externenprüfung ist übrigens nicht so selten, wie du vorgibst. Meine Quelle ist gerade jemand aus dem kaufmännischen Bereich, der meint, dass bei ihm jährlich zwischen 5 und 10% der Prüflinge extern zugelassen werden.
    • @vanvog

      Ich frage mich gerade, ob es wirklich so falsch ist, aus klassischen Hilfsarbeiterjobs Berufe mit einer Ausbildungsordnung zu machen?
      Und warum glaubst Du, dass eine Weiterbildung da nicht möglich wäre?
      .
      Der Ausbildungsberuf "Kellner" würde z.B. hier im Fortbildungsablauf integriert werden können:
      de.wikipedia.org/wiki/Hotelfachmann
      .
      Wir gehen ja immer mehr vom produzierenden Gewerbe weg hin zum Dienstleistungsgesellschaft.
      Dem muss Rechnung getragen werden.
      .
      Und Umzugsgelfer - könnte man auch gerne - Umzugsassistent oder sonstwie benennen... wenn ich umziehen müsste, hätte ich gerne meine Möbel vom Schreiner zerlegt, da diese auch vom Schreiner kommen und entsprechend gekostet haben. Da würde nicht mal ich drangehen und ich bin handwerklich eigentlich nicht ungeschickt. Naja, der Umzug müsste dann auch entsprechend bezahlt werden. Da ist dann nichts mehr mit Stundenlöhnen von 5 EUR drin.
      Was ist daran falsch?
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • hallo

      und eine kurze info zur externenprüfung aus der praxis:

      ich hab in etwa 30 jahren prüferpraxis für die ihk einer großstadt (bereich:
      groß-und außenhandel in 4 verschiedenen branchenkommissionen /
      pa etwa 2 x 20-30 prüflinge) nicht einen externen kandidaten erlebt.

      (stell mir das auch reichlich heavy vor-
      da müsste man sich den (theorie)stoff von 12 berufsschulstd je woche über i.d.r. 3 jahre erarbeiten,
      dazu all die fachpraxis über betriebl. abläufe und detaillierte warenkenntnisse.)

    • *alte_eule* schrieb:

      Die Externenprüfung ist übrigens nicht so selten, wie du vorgibst. Meine Quelle ist gerade jemand aus dem kaufmännischen Bereich, der meint, dass bei ihm jährlich zwischen 5 und 10% der Prüflinge extern zugelassen werden.


      Nehmnen wir doch diese Quelle, da für jeden einsehbar ist und sich jeder selbst ein Bild machen kann:

      datenreport.bibb.de/html/123.htm#erlaeu_a5_5-1

      Etwas scrollen und man sieht die relevanten Zahlen dieser Statistik.

      Ich arbeite weder im Einzelhandel noch im Hauswirtschaftssektor. In meinem Arbeitsumfeld ist eine externe Prüfung afür einem Ausbildungsberuf eher ungewöhnlich.
      Auch kommt in der Statistik nicht raus, wer eigentlich dort schon den Ausbildungsberuf absolviert hat, durchgefalle ist und erst Mal als Hilfsarbeiter weiter gemacht hat, um Jahre später wieder anzutreten. Da kenne ich zumindest auch einen Fall aus meinem privaten Umfeld.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • @elaka

      Hallo ;)

      Ich denke, dass hängt stark vom Berufsbereich ab, mit dem Du zu tun hast. Ich nehme mal an es sind keine landwirtschaftl. oder hauswirtschaftl. Berufsfelder - wenn ich mir so die Statistik ansehe.

      Und ja, ich weiß aus meinem Bereich damals, es war eine Ochsentour für die betreffende Person und ohne die gesamten Arbeitskollegen, die mit dem Prüfling fast 2 Jahre Prüfungsvorbereitung betrieben haben, nicht machbar gewesen. Hilfskräfte arbeiten in der Regel ja nur in einem Teilbereich des Ausbildungsberufes.
      Im Schreinerbereich könnte ich mir z.B. vorstellen, dass ein Hilfsarbeiter vor allem an der Zuschneidemaschine arbeitet. Mit dem Wissen alleine wird er wohl nie als externer Prüfling erfolgreich sein.
      .
      Da gehört eiserner Wille des Kandidaten und ein entsprechendes Arbeitkollegium dazu, dass das klappen kann.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Das alles wird wohl den Schulschwänzern auch nicht mehr gerecht.


      Ich wiederhole hier mal meine Aussage:

      Ein Jugendlicher, der sich im Unterricht langweilt, hat den Anschluss am Unterrichtsstoff verloren und damit die Fähigkeit seine Leistung positiv unter Beweis zu stellen. Die für mich logische Konsequenz eines halbwegs intelligenten, aber aktuell überforderten unreifen Menschen in dieser Situation ist wahrscheinlich zum Schulverweiger zu mutieren - sei es als Unterrichtsstörer, als fleißiger Smartphone-Nutzer während des Unterrichts oder gar als Fernbleiber vom Unterricht.
      .
      Ein Lehrer, der zum einen einen vom Ministerium vorgelegten Unterrichtsplan erfüllen muss und zum anderen noch 20-25 andere Schülern im Unterricht verpflichtet ist... was kann er tatsächlich leisten?
      Und Rektoren... sorry ich habe auf Grund der Arbeit meines Vaters etliche Schulwechsel erlebt und eigentlich nur einen einzigen Rektor erlebt, der tauglich war. Dem großen Rest gestehe ich ja gerne eine Genialität im Verwaltungsbereich zu, aber als Pädagogen waren sie - sorry - Flachpfeifen!
      Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf her. Und Con-Rektoren fand ich als Schüler(-Sprecher) noch übler!
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(

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    • Damas schrieb:

      Mein Satz ist also so, wie er da steht, definitiv falsch.

      Ich war mir nur nicht sicher ob das jedes Bundesland anders regelt.

      Damas schrieb:

      Nur sieht die Realität seit bereits Jahrzehnten völlig anders aus. Einen Ausbildungsbetrieb zu finden, der bereit ist, einen jungen Menschen ohne Schulabschluss auszubilden, geht fast gegen 0. Da brauchst Du Beziehungen und/oder ein ungeheures Engagement seitens der Eltern. Ein Teufelskreislauf für die jungen Menschen, die in sozial schwachen Strukturen aufgewachsen sind und daher keinen Einstieg finden.


      Da hast du Recht.
      Eine Möglichkeit ist über ein Praktikum in der 8-9 Klasse zu zeigen was man kann.
      Nicht nur sozial schwache sind davon betroffen, auch Jugendliche mit einer Lernbehinderung fallen ganz oft durch das Raster.
      Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul.

      Christian Friedrich Hebbel
    • Ich glaube, dass Ihr einen wichtigen Faktor des Schulschwänzens hier noch nicht genug berücksichtigt habt.
      Das harmlos "gehänselt werden" Genannte oder neudeutsch "gemobbt", wenn jemand im Unterricht den Anschluss verliert.

      Man fühlt sich nicht nur als "Depp" sondern man wird von Mitschülern auch dazu erklärt.... Das stärkt die "Langeweile" und auch das "kein Bock".
      Und es kann zu echter Krankheit führen. Man muss eine recht starke Persönlichkeit haben, um als "Nachzügler" oder Lernbehinderter hier trotzdem mit guter Laune und im wahrsten Sinne des Wortes "unverdrossen" zu überleben.

      Ich habe solche Situationen oftmals im Leben erlebt, selbst und bei Anderen.
      Hier liegt imo auch der Unterschied - im Klima- , ob manche/r "mal" eine Stunde "schwänzt" oder zum Permanent-Schwänzer wird, der nicht mehr in der Lage ist, dagegen selber, alleine, was zu tun.
    • @ Damas, ich auch.

      Aber wir haben zumindest angepackt und unser Wissen zur Verfügung gestellt.
      Ich habe noch vor kurzem einem Elternbeirat einen kleinen Vortrag gehalten und hoffe, dass die Leute was gelernt haben.

      Es liegt vieles im Argen bei unserer Lehrerausbildung. Jetzt wollen sie die Lernbehinderten in die Schulen integrieren. Da gibt es dann noch mehr FRust und Mobbing. Selbst von Seiten der Lehrer. Das produziert noch mehr Schulversager und Schulschwänzer. Das System der "Inklusion" ist m.M. nicht vollkommen durchdacht. Das alte System der Förderschulen mit Fördervereinen und der Lebenshilfe e.V. fand und finde ich nicht schlecht. Selbst für die Lernbehinderten gibt es einen Bundesverband "Lernen fördern" der mit der neuen Lösung nicht glücklich ist. Ich auch nicht.

      Persönlich habe ich festgestellt, dass jedes lernbehinderte Kind seine eigene Geschwindigkeit beim lernen hat. Das kann man mit Inklusion nicht beeinflussen, sondern nur diese Kinder frustrieren.
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.
    • @krennz

      Eigentlich würde ich eine Chance in der Zusammenlegung aller Schultypen sehen.
      Aber vermutlich würde sowas vermasselt werden, wie alle guten Ideen, weil die in der Praxis Beteiligten schlichtweg nicht gefragt werden bzw. überhört werden und Notwendigkeiten an irgendwelchen §-Reitern, Verwaltungshensgten und politischen Entscheidungen scheitern.
      .
      Geld ist eigentlich das Einzige an dem es nicht scheitern kann - das wird m.M. nach immer dann vorgeschoben, um Fehlentwicklungen/-entscheidungen zu übertünchen.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Damas ()

    • Die Durchgängigkeit der Schultypen (hier in Bayern und speziell in München) hat meinen Kindern die Möglichkeit gegeben einen für sie adäquaten Abschluss zu erreichen.

      Was dazu aber notwendig war, war der Wille und die Kenntnis und Anteilnahme von uns, der Eltern.
      Ohne das wäre es nicht gegangen das beste mit und für unsere Kinder aus dem Schulsystem raus zu holen.

      Und viele Eltern können das nicht.
      Und aus der Unkenntnis oder auch der fehlenden Kraft oder Einsicht dafür ...resultiert dann Ungerechtigkeit.
    • Das hast Du treffend gesagt.

      Einige wenige, wie Damas und ich bewegten örtlich viel, aber Bundesweit wenig.

      Wie wäre es wenn wir uns alle zusammentun und unser Schulsystem von unten heraus erneuern??????
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.