Alt werden... mit Würde

    • schabbesgoi schrieb:


      Dieses zu begreifen, das Entschwinden des Gelernten bei den Betroffenen ohne deren Verschulden und Willen,

      Das entschwinden kann man sich wie eine Reihe Dominosteine vorstellen.
      Der erste Stein sind die Urtriebe, dann kommt die Kindheit, Jugend, Erwachsenenalter.
      Der letzte Stein ist die Gegenwart.

      Dieser Stein kippt nun um.. und zieht langsam die anderen nach sich. Die Steine kippen nun nacheinanderum.
      Die Leute bleiben eine Weile bei wichtigen Ereignissen, doch es geht immer weiter bis zum ersten Stein zurück.
      ___________________________________________________________________________________
      Wir sind alle nur Laien-Kinder, die in dem Sandkasten der Gesetze rumspielen....
      Hobby: Eigene Beiträge editieren - am besten mehrmals... [Blockierte Grafik: http://www.animaatjes.de/smileys/smileys-und-emoticons/buro/smileys-buro-210389.gif]
    • Ich lernte es mir vorzustellen, wie ein Bücherregal, werv. Am Anfang des Lebens ist es noch ziemlich leer, mit der Zeit füllt es sich und wird wohl geordnet. Und da stehn so viele Bücher darin, alle hübsch in Reihe. Jederzeit griffbereit um sich zu erinnern. Ein, Griff und -schwupss- man hat es.
      Die Krankheit bringt, dass eines rausfällt, die anderen rutschen, ein zweites fällt. Manchmal wird es noch mal wieder ein wenig zurecht gerückt, aber es wird wieder rutschen. Dann fällt ein anderes raus, und dann noch eines. Vielleicht das nächste Mal an der falschen Stellen wieder einsortiert. Nun findet sich schon vieles nicht mehr wieder oder man erwischt beim Suchen das falsche Buch. Mit der Zeit wird das Regal leerer und ungeordneter.

      Eines passiert aber meistens nicht: Dass es ganz leer wird.

      *alte_eule* schrieb:

      Mir ist dabei sehr bewusst geworden, Würde und inwieweit man sie behält, ist durchaus eine Sache auf Gegenseitigkeit und eine Frage des Respektes.

      Es gibt (objektiv, auch wenn es schwer fällt) keine Grund sauer zu sein. Der Mann kann lange Jahre der feinste Kerl der Welt gewesen sein. Aber zu "Gegenseitigkeit" und Respekt ist nun nicht mehr fähig. Das ist Teil seiner Krankheit.

      Stubentiger schrieb:

      um "in Würde" alt zu werden, muss wohl schon eine vorhande Würde vorrausgesetzt werden,

      Man sollte nie unterstellen, dass der "frühere", der ehemals gesunde Mensch nicht "würdig" mit Anderen umgegangen wäre und im Respekt Anderen gegenüber gelebt hätte.

      Und deshalb sollte man meiner Meinung nach solche Sätze überdenken.

      Die Krankheit kann die Persönlichkeitsstruktur eines Menschen sehr ändern. Oft tut sie das wohl hin zu einer Art "Bösartigkeit". Ich habe allerdings bei SchwieMu das Gegenteil erlebt. Sie war früher eine "böse Frau" allen gegenüber, die nicht so gelebt haben, wie es ihren strikten Moralvorstellungen entsprochen hat. Außerdem sehr herrisch.

      Als sie ihre Moralvorstellungen und Anforderungen an das Verhalten anderer vergaß, da wurde sie sehr freundlich zu anderen Menschen. Sie kümmerte sich mehr um sich, als um andere. Das nannte man früher wohl "altersmilde".

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    • schabbesgoi schrieb:

      Es gibt (objektiv, auch wenn es schwer fällt) keine Grund sauer zu sein. Der Mann kann lange Jahre der feinste Kerl der Welt gewesen sein. Aber zu "Gegenseitigkeit" und Respekt ist nun nicht mehr fähig. Das ist Teil seiner Krankheit.


      Damit setzt du aber voraus, dass er diese Krankheit hat. Das kann ich nur mit dem Hintergrund dieses kurzen Begegnens nicht beurteilen.
      Dagegen spricht auf jeden Fall die Reaktion seiner Begleitung. Das war eine gestandene Frau und kein junges Mädchen. Ich kann Asiatinnen nur schwer schätzen, aber Mitte 50 halte ich für nicht so abwegig.
      Da sollte man gelernt haben, solche Vorfälle nicht persönlich zu nehmen, wenn sie auf ein Krankheitsbild zurückzuführen sind.
    • schabbesgoi schrieb:

      Man sollte nie unterstellen, dass der "frühere", der ehemals gesunde Mensch nicht "würdig" mit Anderen umgegangen wäre und im Respekt Anderen gegenüber gelebt hätte.


      Nun ist es ja sehr unwahrscheinlich, dass alle "Chauvinistenschweine" altersmilde werden, also könnte man schon mal mit der Überlegung daran gehen. Und nur weil einer im Rollstuhl sitzt, muss man ja auch nicht unbedingt von einer Demenz ausgehen. Sicher, im Zweifel für den Angeklagten, aber ich denke mal, so eine Motorik brauchte schon ein wenig Übung in den vergangenen Jahren! ;)
      Bedenke: "Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt." ^^ Ringelnatz :D
      Was heißt das? Abkürzungen, "Forengeheimsprache" und "geflügelte Worte"
    • @schabbes

      #219 ist sehr einfühlsam wie realistisch beschrieben.
      Und nein - natürlich muss man sich das nicht gefallen lassen.
      ABER:
      ein "Zurechtweisen" oder besser den Erklärbären spielen "warum nicht dies oder jenes zu tun /unterlassen ist" trifft nicht gerade selten auf Unverständnis beim Betroffenen
      Und wenn die junge Helferin wegen so einem "Zwischenfall" am Wasser gebaut hat, vermute ich mal, dass sie nicht wirklich lange bzw. professionell im Job ist. Das wird sie schon noch lernen.
      Allerdings kann ich es auch verstehe, nur nach ein paar Jahren in der Behindertenhilfe... konnte mich eigentlich kaum noch was erschüttern.

      Alte Menschen können auf Grund von Krankheiten oder auch der bloßen Bewußtseins ihres immer stärker werdenden Unvermögens ziemliche Persönlichkeitsveränderungen durchlaufen, um nicht zu sagen, erschreckende.
      Nicht jeder wird ein mal ein netter alter Tatterkreis, der mit sich ungefragt alles machen lässt, was gut für ihn/sie ist. Ich schätze eher die wenigsten.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • da habt ihr auch nicht Unrecht. Man weiß es eben nicht, wenn man es so von außen beobachtet. Weder was jemanden zu so einem Angriff treibt, noch wie belastbar und ausgebildet die Pflegerin ist. Deshalb eben "überdenken". Und ja, bei Nicht-Kenntnis zu Gunsten es "Angeklagten" bei Leuten in dem Alter.

      Übrigens: Die Motorik ist bei Demenz durchaus nicht immer eingechränkt, oder besser: Erst in einem recht spätem Stadium. SchwieMu kann ganz schön schnell laufen, nur weiß sie halt oft nicht wohin sie will und weshalb. Auch schubsen und stoßen geht ganz gut (Ich bin darauf vorbereitet, denn dann weiß ich wenigstens, was ihr Wille oder Nicht-Wille ist, wenn sie es deutlich zeigt mit den Mitteln, die ihr verblieben sind). An Kraft fehlt es nur an manchen Tagen.

      Krennz hat in seinem Beitrag ein Dilemma irgendwie gut getroffen:
      "In Würde alt werden. Wer kann das noch, wenn er in Heimen lebt, die ihn mehr oder weniger entmündigen? "
      und dann im selben Post:
      "Irgendwie müssen wir, die Angehörigen von Alten, das Denken für die lieben Angehörigen übernehmen" ....

      Türlich :) Aber was anderes tun die Pfleger im Heim auch nicht, sie wollen das Beste für ihre Klienten/Patienten. Und die allermeisten tun das mit Engagement und aller Kraft und Zeit, die sie haben.
    • Ja Damas, "Zu hören" bekommen würde der Alte von mir auch was, wenn der tatscht. Jedes Mal und deutlich.
      Ich erwarte nur nicht, dass es "sofort" hilft und unterstelle eben auch nicht, dass das Gegenüber absichtlich bösartig handelt oder meine Ehre verletzen wollte.
      Nach meiner Erfahrung können Demenzkranke nämlich durchaus durch Übung noch begrenzt neues lernen und auch noch neue Leute und deren "Geflogenheiten" kennen lernen.

      Kleines Beispiel.: Wir bringen SchwieMu gerade in ihren Wohnbereich zum Abendessen (Immer ein guter Moment um uns zu verabschieden).
      Es kommt eine uns zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte jüngere Frau in den Bereich. SchwieMu lacht sie an, steht auf, macht den Mund auf und streckt ihr die Zunge zur Begrüßung raus.
      Hi, hi, es war ihre Ärztin, die gerade wegen jemand anderen im Heim war und kurz nach ihr schauen wollte. SchwieMu hat also die Ärztin genau erkannt. Obwohl sie nicht sprach. Sie hat die Ärztin "erkannt" und sich entsprechend verhalten. Die Ärztin ist erst ihre Hausärztin seit SchwieMu im Heim ist, sie kennt sie also noch nicht schon immer vor der Krankheit.
      Insofern: Auch demente Personen können noch an bestimmte Dinge begrenzt neu erlernen.

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    • Wenn diese Asiatin damit nicht umgehen kann, dann hat sie schlicht und ergreifend den falschen Job.
      Das ist ja das, was mich stört.
      Natürlich sind viele alte Leute im Umgang sehr schwierig und natürlich muss man das erst lernen, zumal bei diesen vielen unterschiedlichen Erkrankungen und (veränderten) Charakteren z.B. in einem Heim.
      Wie kann man nur so unverantwortlich sein und ungeschultes Personal für diesen Job einstellen?
    • Nun, jeder achte :!: Beschäftigte in D arbeitet im Gesundheitswesen. Ein großer Teeil davon in der ambulanten oder staionären Pflege.

      Die Ausbildung zum Altenpfleger dauert 3 Jahre. Und das hat seinen Grund.

      Aber man kann auch mit einem Aufwand von ca. 260 Stunden! und zum Preis von um die 700 Euro Seminare besuchen und darf sich dann hinterher "Pflegehelfer" nennen. Das reicht für einen (nicht gut bezahlten) Job um auf pflegebedürftige Menschen "losgelassen" zu werden. Es erfüllt die gesetzlichen Anforderungen.
      Nachweis: http://www.johanniter.de/index.php?id=137908

      Ist das nicht "geil"? :cursing:
      Dazu dann noch den "Demenzbegleiter nach §45b SGBXI" "on top". (Der ist eigentlich für Ehrenamtliche gedacht).
      32 Unterrichtseinheiten an zwei Wochenenden für gesamt 150 Euro. Dann bist Du schon fast eine richtige "Fachkraft für Demenz"
      http://www.johanniter.de/aus-und-weiterbildung/johanniter-bildungsstaetten/ausbildungszentrum-berlin/pflege/demenzbegleiter-nach-45b-sgbxi/

      Mann o man, Friseur werden ist schwieriger.....

      Oder gleich im Fernstudium? Mit nur ein paar "Schnupperwochen" ?
      Das reicht auch um im Pflegeheim zu arbeiten. Man ist dann "Betreuungskraft gemäß § 87b III SGB XI"
      http://www.sgd.de/persoenlichkeit/altenbetreuung-betreuungskraft.php


      Bei der Arge wurde mir gesagt, dass es hier in der Gegend genau zwei "Boom-Jobs" gibt. Entweder zu AOL oder in der Pflege....

      Über das Arbeitsamt kann man immerhin eine Ausbildung an einer Berufsfachschule mit der Dauer von (in der Regel) einem Jahr zur Altpflegehelfer/In bekommen. Als vollkommen Berufsfremde! 800 Unterrichtsstunden und 700 Theoriestunden. Dann ist man scheinbar "fit" für so einen anspruchsvollen und vielseitigen Beruf. Danach ist man dann "Staatlich anerkannte Pflegefachhelferin (Altenpflege)"

      Erinnert sich auch noch jemand, dass die Politk ernsthaft darüber diskutierte massenhaft die arbeitslosen Schlecker-Verkäuferin nach der insolvenz zu Pflegerinnen ausbilden zu wollen?

      Hmmm, kann es da wundern, wenn nicht Jede/r der Pflegedienste tut, dazu wirklich berufen ist?
      Gehst Du (aus Not) den Weg zum Pflegehelfer, so wirst Dir ein krisensicherer wohnortnaher Job "versprochen". Ist doch ein Traumberuf, gell? :cursing:

      Nicht desto trotz: Auch Pflegekräfte müssen und können lernen. Aber man sollte sich nicht wundern, wenn man auch auf hoffnungslos überforderte PflegerInnen trifft. Ich hoffe, dass die Asiatin es einfach lernen wird und Unterstützung von ihren Kollegen dabei bekommt.

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    • Der Punkt ist meiner Meinung nicht, dass
      ein Altenpfleger in 3 Jahre,
      ein Pflegehelfer in 260 h für den Preis von 700 EUR,
      und ein Demenzbegleiter an 32 Unterrichtseingheiten zu 150 EUR
      ausgebildet werden.
      .
      Das wird sich u.a. in den Gehaltsstufen und der Tätigkeitsfeld/Verantwortlichkeit wiederspiegeln.
      .
      Was mich daran stört, ist beim letzteren, dass man heute - will man ehrenamtl. tätig sein - immer häufiger ohne Schein nicht mehr reinkommt - selbst wenn man die Interesse mitbringt und ehrlich - ich habe noch nie einen Schein gegen Bezahlung gemacht um soziales Engagement von der Theorie her auf die Beine zu stellen. Für was auch? Man wächst mit den Aufgaben, die man übernimmt und etwas falsch machen gehört für mich auch dazu. Es muss natürlich auch jemand da sein, bei dem ich abgucken kann bzw. , der mir sagt, was ich falsch mache und wie ich es richtig machen könnte. Kein Thema!
      .
      Und bei den Ausbildungsberufen stört mich, dass das Arbeitsamt/Politiker/etc. Hinz und Kunz ohne Rücksicht auf Bedürfnisse der Betroffenen (und da meine ich beide Seiten - die zu Pflegenden wie die Pfleger) in dieses völlig überregulierte Berufsfeld treiben, damit die Arbeitslosen möglichst bald wieder aus der Statistik fallen. Ich denke sogar, dass diese Überregulierung in einem direkten Zusammenhang zu "wir nehmen jeden für den Pflegeberuf" steht. Pech für die, die in diesen Berufsbereich aus Überzeugung gegangen sind oder gehen.
      .
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • zeit.de/2014/12/kopfgeld-pfleg…al-klinik/komplettansicht



      Hier sind viele Aspekte des deutschen "Pflegenotstands" angeführt und in Beziehung zu Gegenmodellen in anderen Ländern gebracht.

      Fazit: Im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Staaten ist Deutschland "3.Welt", was die Standards betrifft.

      ================================================


      Wenn etwas einmal passiert, passiert es vielleicht nie wieder. Wenn etwas zweimal passiert, passiert es sicher auch ein drittes Mal
    • Damas schrieb:

      Der Punkt ist meiner Meinung nicht, dass
      ein Altenpfleger in 3 Jahre,
      ein Pflegehelfer in 260 h für den Preis von 700 EUR,
      und ein Demenzbegleiter an 32 Unterrichtseingheiten zu 150 EUR
      ausgebildet werden.
      .
      Das wird sich u.a. in den Gehaltsstufen und der Tätigkeitsfeld/Verantwortlichkeit wiederspiegeln.
      .
      Was mich daran stört, ist beim letzteren, dass man heute - will man ehrenamtl. tätig sein - immer häufiger ohne Schein nicht mehr reinkommt - selbst wenn man die Interesse mitbringt und ehrlich - ich habe noch nie einen Schein gegen Bezahlung gemacht um soziales Engagement von der Theorie her auf die Beine zu stellen. Für was auch? Man wächst mit den Aufgaben, die man übernimmt und etwas falsch machen gehört für mich auch dazu. Es muss natürlich auch jemand da sein, bei dem ich abgucken kann bzw. , der mir sagt, was ich falsch mache und wie ich es richtig machen könnte. Kein Thema!
      .
      Und bei den Ausbildungsberufen stört mich, dass das Arbeitsamt/Politiker/etc. Hinz und Kunz ohne Rücksicht auf Bedürfnisse der Betroffenen (und da meine ich beide Seiten - die zu Pflegenden wie die Pfleger) in dieses völlig überregulierte Berufsfeld treiben, damit die Arbeitslosen möglichst bald wieder aus der Statistik fallen. Ich denke sogar, dass diese Überregulierung in einem direkten Zusammenhang zu "wir nehmen jeden für den Pflegeberuf" steht. Pech für die, die in diesen Berufsbereich aus Überzeugung gegangen sind oder gehen.
      .


      Um die Gehälter geht es nur in zweiter Linie. Aber wie "ausgebildet" und stark kann eine Pflegerin sein....nach 260 Stunden Ausbildung?
      Wie soll die "Erfahrung" mitbringen, wenn es um die Bedürfnisse ihrer Patienten und auch um ihre eigenen geht?

      Hey, hier geht es nicht darum seinen eigenen Opa zu Hause zu pflegen, dafür kann so eine "Ausbildung" ja vielleicht nützlich und ausreichend sein.

      Nööö, gute und selbstbewusste Pflege im "gewerblichen" Bereich, als Profi, die fordert mehr. Übrigens etwas, was ich mir nicht zutraue.
      Da geht es um den Anspruch "das" Jahrzehntelang zu leisten, und nicht nur "wenn und solange" man als Ehrenamtlicher Lust dazu hat. Auch nicht nur für einen eigenen geliebten Menschen.
      Davon auch noch leben müssen/wollen, dass ist ANDERS.
      Menno, noch gar nicht lange her, da diskutierten wir hier auch über polnische Pflegerinnen im fast 24/7 Einsatz.

      Wie bekommt man den Blick dafür, die Ruhe, die Mentalität...auch den "bösartigsten" Patienten souverän entgegen zu treten?
      Nur damit ist es auf Dauer zu schaffen, den hilfsbedürftigen Dementen ihre Würde zu lassen. Und das braucht eben Aus-Bildung und Erfahrung, da bin ich mir sicher.
      Wer Pfleger ist, der muss autark sein, wissen was er/sie wert ist und dafür die Anerkennung auch bekommen.
      Und es braucht Zeit. Zeit für sich UND: Zeit in der Arbeit für seine Patienten. Davon ist nie "genug" (Was jetzt den in D fast dramatischen "Stellenschlüssel" nicht verharmlosen soll). Dazu gehört auch gelernt zu haben, wie man sich "managen" kann. Auch das geht meistens nicht aus Bauchgefühl, sondern nur mit Erfahrung und Ausbildung.
      Auch, wenn ich denke, dass es ein paar "Naturtalente" sicher gibt. Damit werden wir in zwanzig Jahren nicht auskommen. Wir tun es ja heute schon deutlich sichtbar nicht überall.

      Der Artikel, den Karakorum666 eingestellt hat, den halte ich für lesenswert. Der Artikel schwabbelt zwar am Anfang indifferent und hilflos ein wenig rum (von wegen: hat doch eh alles keinen Sinn), aber danach fasst er das Thema imo sehr gut. Da geht es dann um Augenhöhe mit den Ärzten, um Zusammenarbeit und Arbeitsbedingungen. Um Selbstbewusstsein. Und um Zufriedenheit im Job. Menno, einfach krank sein dürfen, wenn man denn krank ist. Auch so einfache Dinge.....
      Das ist meiner Meinung nach eine Voraussetzung dafür, dass man diesen Beruf gut (und länger) ausüben kann. Damit man Zeit und Nerven hat für die, denen man helfen soll und eigentlich will, den Alten und Kranken.
      Schlimm wird es, wenn man in solchen Berufen nur noch ums eigene Überleben kämpfen muss. Nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Klienten/Patienten. Ein Mangel an Ausbildung ist der erste Schritt in diese Krise. Ohne saubere Ausbildung ist man dem Umfeld einfach hilflos ausgeliefert.

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    • Ein hochinteressanter Bericht, den Du da verlinkt hast.

      Selbst bin ich inzw. ein absoluter Gegner der "Akademisierung" des Pflegeberufs und ein Abitur als Voraussetzung ist lächerlich. Empathie hat aber rein garnichts mit der Mathenote oder dem Erlernen von drei Fremdsprachen zu tun. Die Akademikerbildung wird m.M. nach viel zu hoch eingestuft. Das dürfte aber mit der Einführung des Bachelor/Master-Systems, dem Aufwerten der Fachhochschulen zu Hochschulen mit Möglichkeit das Promotionsrecht zu erwerben, der Einführung der Juniorprofessuren und der sich häufenden Mini-Lehrstühle an Universitäten eine Frage der Zeit sein, dass die "Überbewertung" anderen Berufsgruppen gegenüber, die erst eine Lehre mit anschließende Fortbildung beschreiten, ein Ende haben. Das wird zwar noch daueren, aber es kommt m.M. nach.
      .
      Nehmen wir doch das Bsp. den Tarif des Offentlichen Dienstes.
      Der ist in E1 - E15 aufgeteilt.
      E6-E9 ist der Bereich der Ausbildung mit Berufsabschluß
      E10-E12 dann der untere akademische Abschluß
      E13-E15 der höhere akademische Abschluss
      .
      Das jemand mit 3 Jahre Ausbildung zum Altenpfler in E6-E9 fällt finde ich persönlich nun logisch und auch gerechtfertigt.
      Nur, wenn er jetzt eine 2-jährige Fortbildung draufsetzt., bleibt er nach Tarif des Öffentlichen Dienstes bei max. E9. Das gilt - soweit mir bekannt - ist für alle nichtakademischen Fortbildungen.
      Warum hier nicht für E10 - E12 geöffnet wird.... keine Ahnung, was die Tarifpartner da eigentlich bis in die Nacht jedes Mal bequaken.
      .
      Und wenn dieser Altenpfleger mit 3 Jahren Berufsausbldung und einem 2-jährigen Fortbildung dann noch mal auf den Geschmack kommt und einen Wirtschaftsteil, ein Pharmateil, ein Sozpädteil, etc. dranhängen würde.... warum sollte er nicht Verwaltungsleiter eines Seniorenheims/Krankenhauses werden können? Warum sollte er nicht gleichwertig neben einem Arzt seinen Bereich erfüllen können?
      .
      Und diese Fortbildungsstätten haben wir! Wir haben Universitäten und Hochschulen, die sich dann vielleicht auch mal mit einer kritischen Klientel auseinandersetzten müssten und nicht nur überwiegend 20 - 25-Jährige für den Berufsmarkt formen - bitte in gesonderten Kursen. Es würden die Theoretiker mit dem praktischen Erfahrungsschatz konfrontiert werden und sich nicht mehr so widerspruchlos hinter der "Freiheit der Lehre" verstecken können. Hier wäre dann auch der Zwang an Unis und Hochschulen sich selbst zu hinterfragen endlich mal gegeben. Das würde dann auch wieder unserem kompletten Bildungssystem zu Gute kommen.
      .
      Wenn heute der Verwaltungschef eines Seniorenheims ein studierter Wirschaftsingenieur ist, woher soll er den wissen, welche Bedürfnisse seine Mitarbeiter (Pflegepersonal) oder seine Kundschaft (Pflegebedürftige) haben? Ich vergaß, der Verwaltungschef hatte sicherlich eine VO über "Mitarbeiterführung" bzw. "Stakeholding".
      Dieses von der Pike auf lernen ist heute nicht mehr möglich - außer man absolviert eine Lehre, setzt eine Fortbildung hinten dran und schmeißt das alles in den Mülleimer um noch mal ganz von vorne mit einem Studium anzufangen. Da kann man doch nur noch seinem Kind empfehlen gleich Medizin zu studieren und wenn die Noten nicht reichen halt was anders studieren und ja nicht in die Altenpflege gehen, denn da erfährt man keine gesellschaftliche Anerkennung, bei Weiterbildung auch keine finanzielle Anerkennung und hat keinerlei Chance in den Bereich der Mitgestaltung des eigenen Berufsbereiches zu kommen.
      Ich habe da die Befürchtung, dass die ganzen Pflegebestimmungen/-gesetze von sehr wenigen bis garkeinen aktiven Pflegeberuflern in irgendeiner Form begleitet - ob als Berater oder gar Entscheidungsträger - wurden. Das waren garantiert wieder so akademische Spitzenleute, die noch nie in ihrem Leben einem alten Menschen frische Windeln angelegt haben.
      .
      Persönlich würde ich heute keinem jungen Menschen empfehlen einen Pflegeberuf zu wählen, weniger wegen der miesen Bezahlung sondern wegen fehlender Aufstiegsmöglichkeiten und vor allem wegen der fehlenden Selbstbestimmung in diesem Bereich. Da bestimmen Andere (wer immer die sein mögen) an einem grünen Tisch, dass der Pflegende 2 min. für das Rasieren brauchen darf und 8 min für Windeln wechseln - egal, welchen alten Menschen er vor sich hat!




      .
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • @schabbes

      In Post 231 habe ich schon zart anklingen lassen, dass ich nicht der Meinung bin, dass eine möglichst langwierige am besten noch theoretische Ausbildung zum Erfolg führt, sondern letztlich die praktische Ausbildung mit Mitlaufen bei versierten Personal und langsam auf eigene Füße stellen. Ist mir persönlich bei der Arbeit mit Behinderten so gegangen.
      Kein Buch und kein theoretischer Unterricht vermag Erfahrung zu vermitteln, sondern alleine ein erfahrender Pfleger an der Seite - und da hätten wir auch schon wieder ein "Höherbezahlmerkmal"- Ausbilder neben der Pflegtätigkeit! Erfahrung kann einE PflegerIn nur am zu Pflegenden machen!
      .
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Natürlich gehören theoretische Kenntnisse dazu: wie legt man eine Verband an, wie bettet man jemanden um ohne eine Kreuzschaden zu bekommen, wie sind Krankheitbilder des Alter einzuordnen und ist der grundlegende Umgang damit.....
      Ist klar. Ich habe nicht geschrieben, dass ich kein Ausbildung will und 260 Stunden für eine Pflegehelferin ist immer noch besser als nichts...... aber wenn Du von "Erfahrung" sprichst?
      Kannst Du mir mal verraten, wie jemand zu Erfahrung kommen soll, ohne in dem Bereich praktisch zu arbeiten?
      Das verstehe ich schlichtweg nicht!
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Gegen den Einsatz von Pflegehelfern und Praktikanten spricht ja nichts, sofern sie nicht ständig überfordert werden, sondern das ausgebildete Personal entlasten.
      Das Problem sind die festgelegten Quoten, d. h. selbst wenn der Markt morgen mit ausgebildeten Kräften überschwemmt würde, würde ihr Einsatz aus Kostengründen gering gehalten und es würde weiterhin lediglich darauf geachtet, dass diese Quoten, also eine bestimmte Anzahl an Examinierten je Einrichtung, eingehalten werden.

      Der einzige derzeitige "Vorteil" ist, dass ausgebildetes Personal auch dann einen Job bekommt, wenn es jahrelang in einem anderem Bereich tätig war. Sie sind zwar dann nicht mehr auf dem neuesten Stand, erfüllen aber die Quote.

      So war es bei meiner Freundin auch. Sie hatte zwar Ausbidung und Berufserfahrung kannte sich aber z.B. zunächst mit so einigen neumodischen Geräten nicht aus.
      Großartige Einarbeitung gab es nicht und das war auch für sie anfangs nicht so einfach und sie hätte es am Liebsten wieder geschmissen, denn nachts war sie ja alleine und konnte keinen fragen und am Tag ist das auch schwierig, weil es da hektischer ist.
    • Ein sehr interessanter Link @karakorum der mich sehr beunruhigt wenn ich mir diesen Bericht durchlese.
      Zitat daraus:
      Hinzu kommt, dass im Pflegebereich in den letzten zehn Jahren ein Drittel der Ausbildungsplätze verschwunden sind. So gesehen gibt es, wenn heute schon Pflegenotstand herrscht, für das, was kommt, keinen Begriff. Nur eine vage, unheilvolle Vorstellung.
      Eigentlich könnte man den ganzen Link zitieren es ist erschreckend was hierzulande passiert.
      Warum klappt das in unseren Nachbarländern und in Deutschland nicht?
      Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul.

      Christian Friedrich Hebbel
    • Mirabella Neumann schrieb:

      So war es bei meiner Freundin auch. Sie hatte zwar Ausbidung und Berufserfahrung kannte sich aber z.B. zunächst mit so einigen neumodischen Geräten nicht aus.
      Großartige Einarbeitung gab es nicht und das war auch für sie anfangs nicht so einfach und sie hätte es am Liebsten wieder geschmissen, denn nachts war sie ja alleine und konnte keinen fragen und am Tag ist das auch schwierig, weil es da hektischer ist.


      Ich sehe kein Problem darin, jemanden der in diesem Bereich gearbeitet hat und sich - aus welchen Gründen auch immer - eine jahrelange Auszeit genommen hat, wieder direkt einzusetzten. Das es aber keine Einarbeitung mehr gibt (z.B. an Geräten oder sonstigen Gepflogenheiten/Regularien am Arbeitsplatz) ist inzwischen ein übliches Manko der Arbeitswelt, das auch den Pflegebereich trifft. Ob der betreffende Arbeitnehmer nun den "letzten Schrei" eines Psychoprofs kennt, ist für mich persönlich irrelevant! Allerdings vor neuen Geräten und zu erfüllenden Muss-Regularien alleine zu stehen, die man bis dato noch nie gesehen hatte, da haben es m.M. nach die Arbeitgeber irgendwie geschafft sich aus der moralischen Pflicht zu stehlen u.a. auch mit diesem ganzen "Qualitätsnormen" - Kontrolle statt Wertschätzung. Unsere Arbeitswelt verändert sich nicht zum Positiven und im Pflegebereich und auch Kindergärten und Schulen kommt das durch "Ware Mensch" am ehesten zum Vorschein.
      .
      Auch werden die Pflegekräfte aus anderen Kulturkreisen nun verstärkt eingesetzt. Damit kommt aber auch ein anderes Verständnis im Umgamg mit alten Menschen/Wert des Lebens rein. Bei der fehlenden Sensibilität für diesen Bereich sind die Probleme m.M. nach vorprogrammiert, weil Welten aufeinanderprallen.
      Ich denke da an die Beschreibung mit dem Vorfall der asiatischen Pflegekraft.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Penny schrieb:

      Ein sehr interessanter Link @karakorum der mich sehr beunruhigt wenn ich mir diesen Bericht durchlese.
      Zitat daraus:
      Hinzu kommt, dass im Pflegebereich in den letzten zehn Jahren ein Drittel der Ausbildungsplätze verschwunden sind. So gesehen gibt es, wenn heute schon Pflegenotstand herrscht, für das, was kommt, keinen Begriff. Nur eine vage, unheilvolle Vorstellung.
      Eigentlich könnte man den ganzen Link zitieren es ist erschreckend was hierzulande passiert.
      Warum klappt das in unseren Nachbarländern und in Deutschland nicht?



      Ein Grund könnte darin liegen, dass unsere m.M. nach vormals hervorragende Ausbildungsstand aus zwei Säulen bestand: der akademischen und der dualen Ausbildung, wobei die akademische Ausbildung immer einen höheren Stellenwert hatte - früher auch einmal zu Recht.
      Nur die Zeiten wandeln sich: die akademische Ausbildung wurde vor einigen Jahren im europäischen Rahmen angepasst und das Niveau musste nach unten gehen, da die Studienzeiten in D viel zu lang waren. Ein duales System konnte nicht angepasst werden, da es alleine in D existiert.

      Warum nun eine Studienabgänger mit 3,5 Jahren Studium "Pflegemangement" und ohne Berufserfahrung von vornherein höher bezahlt wird als ein gelernter Altenpfleger mit 3 Jahren Ausbildung und 10 Jahren Berufserfahrung ist nicht sachlich erklärbar.
      Da man aber allgemein scheinbar hier nicht in der Lage ist/gewillt ist, die nötigen Konsequenzen zu ziehen und die klassischen Ausbildung z.B. des Altenpflegers von 3 Jahren aufzuwerten, weicht man auf solche Modellversuche aus:

      (Altenpfleger) Modellversuche, in denen durch ein Aufbaumodul ein weiterer Abschluss erworben werden kann, sehen eine Ausbildungsdauer von insgesamt 3 1/2 Jahren vor.
      Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine Berufsfachschulausbildung als Altenpfleger/in mit einem Hochschulstudium zu kombinieren.

      Mit dem letzteren schließt Du aber wiederum ca. 70% der Schulabgänger von dieser Ausbildung aus. Naja, da bleibt ja dann der Pflegehelfer (Selbstfinanzierung bzw. Umschulung) mit 270 Stunden und 1000 EUR Gehalt im Monat übrig und den Arbeitgebern kosten die Ausbildungsplätze kein Geld mehr, den das Studium wiederum finanzieren Eltern und Gesellschaft. Die Ausbildung wird also zukünftig immer mehr vom Arbeitnehmer selbst, den Eltern und der Gesellschaft getragen und zwar mit den Inhalten, die die Industrie gerne hätte. Warum also noch kostenintensive Ausbildungsplätze des Erfolgsmodells von Gestern anbieten?

      Bei diesem ganzen Irrsinn geht es nicht darum eine bessere Ausbildungsgrundlage zu schaffen, sondern letztlich die Kosten der Ausbildung und der zukünftigen Löhne für die Arbeitgeber so gering wie möglich zu halten. Zur Zeit werden unsere ausgebildeten und berufserfahrenen Leute im Ausland willkommen geheißen, weil sie noch die bessere Ausbildung von vor 10 Jahren mitbringen. In 20 Jahren hat sich auch das erledigt. Da werden wir dann mit allen Industriestaaten den gleichen Ausbildundsstandard haben und eine Rohstoff weniger verkaufen können. Hauptsache Pflegebereich und Ausbildung haben sich gewinnbringend für die Shareholder entwickelt. Das ist der eigentliche Skandal in unserer Gesellschaft.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(