Fachkräftemangel

    • Fachkräftemangel

      Fachkräftemangel ist keine Fata Morgana mehr. Ich sehe es bei uns nun Tag ein Tag aus. Personal ist schwer zu finden. Ich könnte mir auch den Träger und mein Tätigkeitsbereich aussuchen ...

      In einer benachbarten Stadt musste man nun Restaurants schließen weil es keine Bewerber gab.

      Die Polizei in Brandenburg stellt noch für Oktober Azubis mit Übernahmegarantie ein - auch die Polizei in Sachsen Anhalt fährt mit Werbung Streife ...

      Die die 1990 - 2000 ihre Heimat verlassen haben, fehlen nun hier ... und ich gebe diesem Spot von Herrn Platzeck zu 100 % Recht:
      youtube.com/watch?v=JVc-BYtTId0

      Wir brauchen hier junges frisches Personal - bitte kehrt heim ... ist alles nicht so einfach ...
    • Naja, bei uns ist auch Fachkräftemangel im Handwerk und Logistik, wenn aber nur 1-stellige € Stundenlöhne bezahlt werden, wie soll davon jemand leben und im Ernstfall eine Familie ernähren können ohne mit Hartz IV aufstocken zu müssen?

      Und ausbilden tun viele Betriebe auch nicht mehr weil es ihnen zu teuer ist, für mich ist ein großer Teil des Fachkräftemangels hausgemacht und zwar von den Firmen die jetzt jammern

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    • Vielschichtiges Thema.

      Gegenfrage, Sternchen, wie soll der Handwerksmeister denn die höheren Löhne bezahlen, wenn er die Aufträge nicht bekommt, weil es die Hartz IV-Empfänger in ihrer Freizeit als "Freundschaftsdienst" billiger machen?
      Darüber wird sich auf den Fluren der Behörden auch offen unterhalten, dass es durchaus Befürchtungen gibt, dass man Arbeit annehmen muss, weil am Ende des Monats weniger in der Tasche bleibt.
    • Und warum hat der Handwerksmeister keine Aufträge, weil er und seine Kollegen so wenig bezahlen das sich ein normaler Mensch nicht leisten kann überhaupt einen Handwerker zu beauftragen....das ist eine Spirale die in einer nicht so weit entfernten Zukunft noch größere Probleme machen wird

      Unsere ansässige VW Werkstatt (ohne Glaspalast) nimmt einen Stundensatz von 130 Euro + MwSt, reche mal wie lange z.B. ein Amazonier da arbeiten muss um sich von seinen <10 Euro Stundenlohn eine Werksattstunde leisten zu können, selbst freie Werkstätten liegen zwischen 60 und 80 Euro Stundensatz

      Man hat doch überhaupt keine Wahl mehr, entweder man lässt es "schwarz" machen oder überhaupt nicht

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    • Klar, wer geht auch freiwillig zur Polizei, haufenweise Papierkram, Büros bei denen eine Renovierung überfällig ist und erst das Image der Polizei und das man bei den meisten Großeinsätzen entweder auf der falschen Seite oder gewaltbereiten Assis gegenübersteht...

      Bei deinen Beispielen wäre jetzt mal direkt die Frage nach den Arbeitsbedingungen und dem Gehalt, denn aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen das es primär einen Mangel an Fachkräften gibt, die für ein Hilfsarbeitergehalt oder noch weniger arbeiten. Oder gehts dir jetzt speziell um deine Region
    • Fachkräfte sind durchaus vorhanden. Viele Firmen, vor allem der Öffentliche Dienst, haben ihre Mühe sich die Fachkräfte zu angeln.

      Heutzutage werden gute Azubis schon von der Schulbank weg, abgeworben ( noch bevor sie ihren Abschluss/Gesellenbrief haben ). Das machen inzwischen selbst die großen Unternehmen, wie z. B. die BASF so. Vor 20, 25 Jahren hat das von den großen Unternehmen keiner gemacht. Wenn, dann kam das im Handwerk vor.

      Bei Fachkräften mit Berufserfahrung läuft das ähnlich.

      Probleme haben Leute mit keiner oder nur einer geringer Qualifikation.

      Teilweise, auch hier wieder insbesondere im Öffentlichen Dienst, ist der Fachkräftemangel auch hausgemacht. Anstatt die notwendigen Fachkräfte selbst auszubilden, wird zwar ausgebildet, aber eben nicht in dem Berufsbild, welches benötigt wird. Also unterm Strich Fachidioten großgezogen und dann, wenn die Älteren weg sind, bricht das Chaos aus.
      Gruß

      Manni :D

      >> Stiehlt einer ein Geldstück, dann hängt man ihn. Wer öffentliche Gelder unterschlägt, wer durch Monopole, Wucher und tausenderlei Machenschaften und Betrügereien noch so viel zusammenstiehlt, wird unter die vornehmen Leute gerechnet. << Erasmus von Rotterdam, Humanist und Universalgelehrter, 1466 - 1532
      "Die Gerechtigkeit wohnt in einer Etage, zu der die Justiz keinen Zutritt hat." Zitat aus dem Film "Justiz"
    • Annefrid schrieb:

      Ach wat, Fachkräfte gibts genügend!

      Dat Problem ist doch das diese Fachkräfte einfach nicht dementsprechend entlohnt werden und dann überhaupt keine Lust auf diese Jobs haben.

      So ist dat nämlich ;)



      So schaut es aus, und zusätzlich wird bei Bewerbungen zu stark auf Unterlagen geschaut, mancher der in der Prüfung nur 3/4 geschafft hat ist in der Praxis besser als ein Einserkandidat
    • Sternchen schrieb:

      mancher der in der Prüfung nur 3/4 geschafft hat ist in der Praxis besser als ein Einserkandidat

      Also da muss ich dir für meinen Bereich (Gartenbau) deutlich wiedersprechen. Bei uns wird die Gesamtnote zu 65% aus dem Praxisteil und nur zu 35% aus dem schriftlichen Teil abgeleitet.
      Ich hatte in letzter Zeit öfter das "Vergnügen" leute mit einem vierer Schnitt auf ihr können zu testen... Ganz ehrlich? Mir graut es wenn ich nur wieder daran denke.
    • Paketversender aus OHV schrieb:

      Die Polizei in Brandenburg stellt noch für Oktober Azubis mit Übernahmegarantie ein - auch die Polizei in Sachsen Anhalt fährt mit Werbung Streife ...
      Das kommt vielleicht auch auf die Region an.
      Hier ist es so, sobald du Brillenträger bist, hast du überhaupt keine Chance bei der Polizei.

      *alte_eule* schrieb:

      Wann hast du aus der Position eines Arbeitgebers heraus einen Stapel Bewerbungen gelesen und dein letztes Einstellungsgespräch geführt?


      Bei den ganzen Zeitarbeitsfirmen, in bestimmten Berufsfeldern, kannst du froh sein wenn überhaupt eine Rückantwort auf deine Bewerbung kommt. Eine Einladung zu einem Gespräch ist schon wie ein fünfer im Lotto.
      Mit wem das Pferd nie durchgeht, der reitet einen hölzernen Gaul.

      Christian Friedrich Hebbel
    • Also da muss ich dir für meinen Bereich (Gartenbau) deutlich wiedersprechen. Bei uns wird die Gesamtnote zu 65% aus dem Praxisteil und nur zu 35% aus dem schriftlichen Teil abgeleitet.


      Kann ich bestätigen. Der Praktische Teil überwiegt.

      Dat Problem ist doch das diese Fachkräfte einfach nicht dementsprechend entlohnt werden und dann überhaupt keine Lust auf diese Jobs haben.


      Genau das ist das Problem, zumindest bei Fachkräften mit Berufserfahrung. Deswegen holen sich Betriebe ja die Fachkräfte übers Abwerben. Da wird eben mehr geboten, als wenn eine Stelle normal ausgeschrieben wird.

      Ganz schlimm ist es ja im öffentlichen Dienst. Da wird auf dem TVÖD herum geritten und das Rad täglich neu erfunden. Über das LOB kann man nur noch lachen. Zumal auch hier das Rad ständig mal neu erfunden wird und die Kriterien geändert werden. Von Flexibilität keine Spur. Da werden dann Stellen ausgeschrieben und anschließend wundert man sich, wenn keine oder nur sehr wenige Bewerbungen eingehen. Das Herumgeeiere im Öffentlichen Dienst, bietet eben keine richtige Perspektive mehr. Wer bewirbt sich dann da noch ? Wenn man dann gar nicht mehr weiter weiß, werden Ausbildungsstellen geschaffen. Aber nicht in den Bereichen, die man eigentlich bräuchte, sondern in anderen Berufen bzw. Berufszweigen. Wenn die Azubis dann ausgelernt haben und auf den Posten kommen wo man vergeblich versucht hat eine Fachkraft zu finden, fängt das Choas dann an. Da sitzen dann Fachidioten auf den Posten und sind hoffnungslos überfordert, weil sie eigentlich etwas anderes gelernt haben.
      Gruß

      Manni :D

      >> Stiehlt einer ein Geldstück, dann hängt man ihn. Wer öffentliche Gelder unterschlägt, wer durch Monopole, Wucher und tausenderlei Machenschaften und Betrügereien noch so viel zusammenstiehlt, wird unter die vornehmen Leute gerechnet. << Erasmus von Rotterdam, Humanist und Universalgelehrter, 1466 - 1532
      "Die Gerechtigkeit wohnt in einer Etage, zu der die Justiz keinen Zutritt hat." Zitat aus dem Film "Justiz"
    • Hier in Sachsen-Anhalt war es bis vor 5 Jahren so, dass die Kinder nach Schulabschluß nicht weit genug weggeschickt werden konnten zur Ausbildungssuche. Das waren die letzten geburtenstarken Jahrgänge.........nun gibts lange Hälse bei den AG, weil es viel zu wenige neue Bewerber gibt. Da fehlen tatsächlich in einigen Branchen Fachkräfte. Vor wenigen Jahren noch wurde auch nur zögerlich nach der Ausbildung übernommen, ein neuer Lehrling war günstiger. Die sind dann auch weggegegangen, dorthin, wo es Arbeit gab. Und wer einmal weg ist, bleibt weg. Dazu kommt noch, dass die Ansprüche der AG an die Bewerber ins Unendliche geschraubt wurden, es gab genug Schulabgänger. Nun fällt das zurückstecken der Anforderungen einigen AG schwer.
    • Wenn ein KFZ-Unternehmen 130 EUR/Stunde nimmt, dann liegt das nicht unbedingt an den Stundenlöhnen.
      Der mtl. Lohn für eine 38-Stunden-Woche liegt durchschnittlich bei 2.450 Euro. Dann kommt da noch ein AG-Anteil an Sozialbeiträgen von rund 500 EUR dazu
      d.h. der AN kostet im Monat rund 3000 EUR
      was einen tatsächlichen Anteil von rund 20 EUR/Stunde.

      Da bleibt die Frage für was sind die restl. 110 EUR, die der Kunde für die Reparatur bezahlt.
      Da wären dann noch z.B. die Arbeitskosten von der Verwaltung (Rechnungschreiben/Telefgon bedienen/Organisation... also eine Sekretärin oder sowas...
      gehen wir von einem Unternegmen mit 5 Gesellen aus dann wären das bei 5x eiiner erbrachten Stunde 4 EUR abzuziehen, wenn die Sekretärin den gleichen gehalt hat - 106 EUR
      Ziehen wir noch 10 EUR pro erbrachter Stunde für den Chef ab... - 96 EUR
      Investitionskosten/Unterhaltskosten... - 80 EUR
      ..
      Und dann kommt der Staat, der
      Gewerbesteuern möchte
      Umsatzsteuer
      Energiesteuer
      Mineralölsteuer
      hast Du nicht gesehen Steuern
      Verpackungsabgabe
      Künstlersozialabgabe
      Fremdenverkehrsabgabe
      hast Du nicht gesehen Abgaben
      Fernseh- und Rundfunkgebühren
      EEG-Umlage
      usw.

      Das ist so das grob das, was jeder mitzahlt, wenn er eine Handwerkerstunde bezahlt.
      .
      Dann kommen jetzt noch die ganzen Regelungen, die der arbeitenden Bevölkerung auf dauer das Hirn verkleistert dazu wie: Betreibsanweisungen, Akkreditierungsformulare... ach was weiß ich, was da alles zugefüttert werden muss.
      .
      Wer heute als Arbeitnehmer seine Steuererklärung selbst macht, der kann das kaum noch ohne Hilfe. So ein Handwerksbetrieb hat keine Chance mehr ohne Steuerberater auszukommen.
      Dann kommen noch die Versicherungen für was auch immer, Innungsbeitäge, etc. dazu, weil man heute ja für jeden Mist verklagt wird und alles absichern muss bis zum Abwinken und informieren muss über jedes noch so kleine Schnuffudetail.
      Ich denke da nur an den Hype von Widerrufsbelehrung bei den Händlern - da wird was geändert und keiner weiß genau was es nun tatsächlich bdeutet udn die Auswirkungen lernt man das aus "leidvoller Erfahrung"

      Fazit: Die Stundensätze, die wir als Endverbraucher zahlen, haben wenig mit der erbrachten Arbeitsleistung zu tun.
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(

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    • *alte_eule* schrieb:


      Gegenfrage, Sternchen, wie soll der Handwerksmeister denn die höheren Löhne bezahlen, wenn er die Aufträge nicht bekommt, weil es die Hartz IV-Empfänger in ihrer Freizeit als "Freundschaftsdienst" billiger machen?

      Wenn ick mir ansehe welche horrende Stundensätze so mancher Handwerksmeister verlangt, wundert es mich allerdings auch nicht das die nur schwer Aufträge bekommen

      Dat kann man doch gar nicht mehr bezahlen, zumindest ick nicht :wallbash
    • @torwart

      Die Fachkräfte fehlen nicht nur in Sachsen-Anhalt.
      Frag mal Unternehmen in Niedersachsen oder Bayern.
      Wir hatten eine Stelle zu besetzten, weil wir dringenst eine Entlastung brauchen. Es mangelt nicht an Bewerbern, aber es mangelt massiv an qualifizierten Bewerbern und da meine ich nicht, dass sich auf eine Stelle für einen Verfahrenstechniker Biologen beworben hätten. Es war einfach nur schauderhaft.
      Schätze in 20 Jahren kann man dann neuen Kollegen das Schreiben, Lesen und Rechnen beibringen *seufz*
      .
      Ich habe k.A. was da los ist!
      Ich will meinen Junior-Status wieder :(
    • Damas schrieb:

      Schätze in 20 Jahren kann man dann neuen Kollegen das Schreiben, Lesen und Rechnen beibringen

      Das kannst du heute schon zum Teil. Aktuelles Beispiel: Vor zwei Wochen hatte ich nen Praktikanten mit, der jetzt im neunten Schuljahr ist. Mit dem war ich dann noch abends ein Aufmass machen für Rollrasen. Ich habe gemessen er die Maße notiert. Da habe ich zu ihm gemeint: "Dann kannst du ja schon mal die m² ausrechnen." Sollte ich meiner Meinung nach von nem Schüler im neunten Schuljahr erwarten können.
      Der hat da gestanden und mich angeschaut, als ob ich gerade von ihm verlangt hätte Hochschulmathematik anzuwenden.
      Ganz ehrlich da komme ich mir dann schon verarscht vor und denke mir nur, Wenn die schon solche Grundlagen nicht sauber draufhaben, was machen die den erst in der Berufsschule?
      Ich sehe eher kommen, dass die Betriebe kommende Azubis nichtnur fachlisch Bilden müssen sondern auch die Grundlagen aus der Schule neu vermitteln müssen.
      Bisher muss ich Gott sei dank dem Stift nur bei der Pflanzenkunde in den allerwertesten treten.
      Aber wenn ich sehe, was da auf uns alle zukommt... Gute Nacht Fachhandwerk.