Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank ( Solaris ) WIWO

    • Jetzt lieben Kriminelle auch diese Bank ( Solaris ) WIWO

      Jetzt lieben Kriminelleauch diese Bank

      Mit dem Geld von Promi-Investoren wie Visa und Samsung ist die Solarisbankzu einem Hoffnungsträger unter deutschen Finanz-Start-ups aufgestiegen – undstrebt an die Börse. Doch Aussagen von Ermittlern zeigen, dass Verbrecher dieKonten missbrauchen. Lässt das Geldhaus die Täter zu lange gewähren?



      Die Solarisbank kann im Frühjahr2021 nicht ahnen, dass ihr neuerKunde Probleme machen wird.Ein Mann aus einer deutschen Großstadt,Anfang 40, eröffnet da ein Konto bei demGeldhaus, er nutzt es zunächst kaum. Esgeht monatelang nicht einmal eine HandvollÜberweisungen ein – bis zum Spätsommer.Dann kommt es zum Geldgewimmel:Binnen zweier Monate landen mehr als 50Beträge auf dem Konto, die sich auf mehr als10 000 Euro summieren. Das Geld stammt,vermuten deutsche Ermittler inzwischen,vor allem von hiesigen Verbrauchern, diemutmaßlich Opfer von Betrügern gewordensind. Der Fall bringt nun die Solarisbank inBedrängnis. Hat sie das zwielichtige Gebaren schlicht zu lange laufen lassen?Ist die Bank zu schnell gewachsen?Das Geldhaus gehört zu den wichtigstenFinanzneugründungen der vergangenen Jahre, zu den Investoren zählen der Kartenkonzern Visa und ein Fonds des ElektroriesensSamsung. Das Start-up will mithilfe moderner Technologie etablierte Geldgiganten attackieren und strebt sogar an die Börse. DochAussagen von Ermittlern werfen nun dieFrage auf, ob die Solarisbank ihre Prozesseim Griff hat: Die Zahl verdächtiger Konten istauffällig hoch, die Reaktionszeit der Bank beiVerdachtsmomenten mutet mitunter trägean. Die Solarisbank hält entgegen: Sie gehekonsequent gegen Betrüger vor.Die Beliebtheit der Solarisbank-Kontenbei Kriminellen jedenfalls ist brisant – undähnelt jüngsten Problemen bei der NeobankN26. Der Konkurrent der Solarisbank warzuerst rasant gewachsen und dann in dieBredouille geraten, weil die Konten bei Verbrechern so beliebt waren. Die Finanzaufseher der BaFin entsandten deshalb gar Aufpasser. Ein Ermittler wundert sich nun: Istmit der Solarisbank ein deutsches FinanzStart-up erneut zu flott zu groß geworden?Anders als bei N26 können Kunden beider Solarisbank nicht direkt ein Konto eröffnen, sondern nur über andere Finanzfirmen.Solaris ist eine Art Bank-Plattform, mit dersich Unternehmen verbinden können, umselbst Geldangebote zu offerieren, ohne wiedie Solaris über eine Banklizenz verfügen zumüssen. Die anderen Firmen schalten alsobloß eine App oder Webseite vor die Systemeder Solaris, die die Konten verwaltet. DasGeldhaus hat mit dem Modell bekannte Kunde angezogen, etwa die Banking-App-Anbieter Tomorrow und Vivid Money.



      Die Folge:Die Solaris führt inzwischen für Kunden inganz Europa mehr als fünf Millionen Konten,Investoren taxierten den Wert des Start-ups
      auf 1,4 Milliarden Euro. In den vergangenenJahren waren nur vereinzelt Solaris-Kontenaufgefallen, die Kriminelle genutzt hatten.Bei Geldwäscheverdachtsverfahren, dieLandeskriminalämter bearbeiteten, betrugder Solaris-Anteil 2019 und 2020 teils nurein Prozent. Im vergangenen Jahr ist dieserWert plötzlich massiv gestiegen: Er liegt zwischen fünf und zwölf Prozent, wie Zahlenvon knapp der Hälfte aller LKAs belegen(siehe Grafik). Am höchsten ist der SolarisAnteil in Thüringen: Die Ermittler registrierten 641 Verdachtsfälle, bei 80 davonhätten Täter auf die Konten der Berliner gesetzt. Die Bank erklärt den Anstieg mit ihrem Wachstum: Sie habe „2021 rund eineMillion neue Konten eröffnet“. Angesichtsdessen sei der Anteil an den Verdachtsverfahren nicht besonders hoch.Überweisungen nach OsteuropaDiverse Staatsanwaltschaften bestätigen, dass Kriminelle gerne auf Solaris-Konten setzen. Die Behörde in Frankfurt amMain hält die Solaris neben anderen Instituten für eine „bei Betrügern beliebte Bank“.Laut Nürnberger Ermittlern nutzten Kriminelle Konten bei N26 und der Solarisbank„relativ häufig“. In Leipzig träten Fälle mitSolarisbank-Bezug in „nahezu allen Abteilungen“ und „besonders gehäuft“ in derGeldwäscheabteilung auf. Die Staatsanwaltschaft Stade teilt mit, bei von Dritten für Betrüger eröffneten Konten käme die Solarisbank „durchaus häufig“ vor. Aus Lübeckheißt es, andere Banken seien „nicht in gleicher Weise“ wie N26 und die Solarisbankaufgefallen.Mitunter ist das Problem jüngst sogarerst richtig groß geworden. Die Mainzer Behörde analysiert, Fälle mit Bezug zur Solarisbank beschäftigten die Ermittler „erst in jüngerer Zeit insbesondere in 2021“, was dieStaatsanwaltschaften Lüneburg und München 2 ebenfalls beobachten. In Karlsruheergab ein „Meinungsbild“ unter Strafver -folgern, dass Betrugsverfahren mit SolarisBezug „deutlich zugenommen haben“.Laut Ermittlern könnten SolarisbankKonten auf Kriminelle anziehend wirken,weil sie diese mit wenigen Klicks online eröffnen können. Hinzu kommt, dass die Täterso in den Besitz einer deutschen IBAN gelangen können. Ein solches Konto wecktVertrauen – gerade im Internet. Tatsächlichnutzen die Kriminellen die Konten oftmals für diverse Betrugsformen im Netz. Mal bieten die Täter, wie die StaatsanwaltschaftNürnberg-Fürth erläutert, Waren an, die sienie verschicken. In anderen Fällen gaukeltenKriminelle Opfern auf Datingplattformendie große Liebe vor, damit diese Geld an denvermeintlichen Partner (und dessen SolarisKonto) überweisen.Die Bank erklärt, für „junge Unternehmen wie die Solarisbank mit ausschließlichdigitalem Geschäft“ sei es „eine besondersgroße Herausforderung“, dass „die Bedrohung durch Cyberkriminalität weltweit ansteigt“ – auch im Zuge der Coronapandemie,weil diese die Digitalisierung beschleunigt habe. Kunden könnten ein Konto „ausschließlich“ mit „Identifikationsverfahren“ eröffnen,die dem Geldwäschegesetz entsprächen.Die kriminell genutzten Solaris-Kontenhätten oft einen „Durchlaufcharakter“, wie einStaatsanwalt analysiert. Der Ermittler beziehtsich auf Konten wie das des Mannes Anfang40, auf dem ab Spätsommer beinahe im Tagesrhythmus zwei- oder dreistellige Beträgeeingehen. Mal steht, wie aus einer Übersichtder Solaris hervorgeht, im Überweisungszweck der Name des Überweisenden, mal istdas Feld nicht ausgefüllt, dann geht es um Beträge im Rahmen eines Vertrages. Nicht eineinziges Mal geht ein Gehalt ein, nie bezahltder Mann Lebensmittel oder seine Miete mitdem Konto. „Das ist typisch für kriminell genutzte Konten: Sie dienen nur dazu, die Verbrechen abzuwickeln“, sagt ein Ermittler.Immerhin meldet die Solarisbank selbstim Herbst 2021 die Auffälligkeiten an die Behörden – allerdings Wochen nachdem dasKonto zum letzten Mal genutzt wurde. Zuvor hatte ein Tippgeber die Bank auf möglichen Missbrauch aufmerksam gemacht.Kommt es häufiger vor, dass das Startup solche Vorkommnisse nicht entdeckt?Laut LKA Niedersachsen und der Staatsanwaltschaften Mainz und Nürnberg-Fürth bestünden Konten teils Wochen oder Monate. Kriminelle haben dann oft viel Zeit, dieKonten für eigene Zwecke zu missbrauchen.Solaris betont, dass sie sich zu den „aufgeführten Einzelfällen“ nicht äußern wolle.„Im Nachgang lassen sich Betrugsmusterstets leichter identifizieren“, neue Erkenntnisse berücksichtige die Bank. Zudem habeder Schutz ihrer Kunden oberste Priorität.Kontoinhaber sitzen im Ausland Die Täter schaffen das Geld häufig aufeine ähnliche Art und Weise von den Kontenrunter: Die Kriminellen heben das Geld anAutomaten ab, überweisen es an Banken imAusland und an Broker, die den Handel mitKryptowährungen ermöglichen – oftmals andem Tag, an dem die Beträge der Opfer eingehen. Dieses Muster zeigt sich auch amKonto des Mannes Anfang 40: Mal wird miteiner Karte, die zu dem Konto gehört, in einem osteuropäischen Land online eingekauft. In anderen Fällen werden Beträge aneine osteuropäische Bank, an einen großenUS-Zahlungsdienstleister, an eine südeuropäische Bank und an einen Kryptowährungsbroker überwiesen.Zudem wirft die Identität einiger Kontoinhaber Fragen auf. Täter registrieren dieKonten oft nicht selbst: Regelmäßig könnensie Dritte mit Legenden zur Kontoeröffnungüberreden – und luchsen ihnen die Zugangsdaten ab. So stoßen Ermittler häufig auf Solaris-Kunden im Ausland, etwa in Italien,Polen und dem Baltikum. In Frankreich treten auch junge Menschen als Inhaber auf,erklärt Lübecks Staatsanwaltschaft.Die Darmstädter Strafverfolger habenfestgestellt, dass Kontoinhaber „oftmals arbeitssuchend“ seien. Die Behörde in Mainzberichtet von einem ähnlichen Fall: Obwohlsich der Kunde als arbeitslos bezeichnet habe, seien eine „Vielzahl von Buchungen“ füreine „offensichtlich gewerbsmäßige Tätigkeit“ über dessen Konto geflossen. Die Ermittler in Lüneburg und Nürnberg erklären,in einigen Fällen hätten die Adressen auf deneingesandten Ausweisen nicht mit der Anschrift übereingestimmt, die der Inhaber derBank genannt habe. „Diese unterschiedlichen Adressen sind von der Bank nicht inallen Fällen hinterfragt worden“, erklärt dieLüneburger Staatsanwaltschaft.Die Solarisbank erklärt, sie „investiertkontinuierlich“ in ihre „Compliance-Systeme“, um alle Regeln zu befolgen. „Mehr alszehn Prozent unserer Mitarbeiter arbeitenheute schon im“ Compliance-Bereich –„Tendenz steigend“, sagt ein Sprecher.Dieses Wachstum dürfte der Bank guttun.

      Ich und mein Horst ! :saint:

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