MyDoom gegen NetSky gegen Bagle

    • MyDoom gegen NetSky gegen Bagle

      Krieg der Würmer

      Es begann mit einer der schlimmsten Virenattacken seit "I Love You": Am 26. Januar ging MyDoom um die Welt. So etwas verursacht Schäden - und es macht neidisch: Schnell versuchten Konkurrenten, den Virenautor zu übertreffen. Längst wächst sich der "Wettbewerb" zu einem wahren Viren-Krieg aus.

      Virenszene: Auf dem Weg vom Cyber-Vandalismus zur Cyber-Mafia?

      Die Vandalen sind wieder am Werk. Seit etwas mehr als einem Monat schaukelt sich der Konflikt zwischen einigen Virenautoren zu einem "Cyber-Krieg" hoch, bei dem die Rechner der ganz normalen Internet-Nutzer in aller Welt nicht mehr als Kollateralschäden sind.

      Begonnen hatte die derzeitige Virenwelle, in deren Verlauf man alle paar Stunden vor neuen Schädlingen warnen könnte, mit der Attacke von MyDoom.A, die als "erfolgreichste" Virenattacke seit "I Love You" gilt. Das rief Neider auf den Plan: Zuerst kamen die Trittbrettfahrer, dann die Konkurrenten, die noch eins draufsetzen wollten, um sich so zu profilieren. Schließlich begannen diese, sich auch noch gegenseitig zu bekriegen.

      Das ganze Ausmaß dieses sich zunehmend hochschaukelnden Konflikts begreift man am ehesten, wenn man sich die Chronik der MyDoom-Viren betrachtet - und die der mit diesem "Auslöser" verbundenen Würmer und Viren:

      • 26. Januar: Ein noch immer unbekannter Autor setzt MyDoom.A in Umlauf

      • 30. Januar: MyDoom.B wird "veröffentlicht"

      • 6. Februar: MyDoom.dam folgt

      • 9. Februar: Doomjuice.A versucht, die durch MyDoom geöffneten System-Backdoors für sich zu nutzen

      • 11. Februar: Doomjuice.B folgt

      • 12. Februar: Nachi.B tritt auf und versucht, eine eigene Attacke zu fahren und gleichzeitig die Auswirkungen von MyDoom zu bekämpfen. Doomhunter.A versucht dasselbe

      • 15. Februar: Nachi.B folgt

      • 16. Februar: MyDoom.E startet seine Attacke, Netsky.A tritt als "MyDoom-Jäger" auf den Plan

      • 17. Februar: Bagle.B nimmt sich MyDoom vor, startet eigene Attacke

      • 18. Februar: Netsky.B tritt auf den Plan und Jagd MyDoom

      • 20. Februar: MyDoom.F macht die Runde

      • 23. Februar: Nachi.D hält dagegen

      • 24. Februar: Netsky.C taucht auf

      • 27. Februar: Bagle.C kommt in Umlauf, doch das ist erst der Anfang, denn am

      • 28. Februar lässt der MyDoom-Hasser gleich eine ganze Salve von Viren-Versionen auf das Internet los: An einem Tag erscheinen Bagle.D, Bagle.E und Bagle.F. Es zeichnet sich ab, dass der Bagle-Autor es nicht nur auf den von MyDoom abgesehen hat, sondern auch auf Netsky

      • 29. Februar: Bagle.G zeigt, dass dem Autoren die Puste noch nicht ausgeht

      • 1. März: Bagle.H und Bagle.I erscheinen, Netsky.D und Netsky.E dokumentieren, dass auch andere noch mithalten können - und sich "wehren" gegen die Flut der Bagle-Würmer. Offenbar ist der Konflikt zu einem Wettlauf um die Krone des derzeit "erfolgreichsten" Virenautoren geworden

      • 2. März: Jetzt hält auch der MyDoom-Autor nicht mehr still: MyDoom.G erscheint. Bagle.J liefert direkt die Antwort

      • 3. März: MyDoom.H kommt in Umlauf, Netsky.F und Bagle.K halten dagegen - und gegeneinander

      Eine Chronik des gallopierenden Wahnsinns: Vom MyDoom-Autor vermutete man relativ früh, dass er mit seinen Attacken Ziele verfolgt, die nicht nur destruktiv sind, sondern eventuell auch kommerzieller Natur. Für die Autoren der anderen Viren schien zunächst vor allem die "erfolgreiche" Konkurrenz das Ziel.

      Doch das eine könnte mit dem anderen durchaus etwas zu tun haben. Noch ist die Virenschreiber-Szene zwar vor allem von oft jugendlichen Protagonisten beherrscht, denen es vor allem um die "Ehre" geht, die man mit Cyber-Vandalismus ernten kann. Zunehmend jedoch lässt sich mit Virentechnik auch Geld machen, zum Beispiel im unseligen Verbund mit der Werbemüll-Industrie.

      Dass die liebe Konkurrenz nicht nur neidisch ist, sondern auch eigene Pfründe bedroht sieht, deutet sich in einer Botschaft an, die der Autor des Bagle.J-Virus im Code seines Machwerkes versteckte:

      "Hey, NetSky" , steht da zu lesen, "fuck off you bitch, don't ruine our bussiness, wanna start a war?"

      Die Antwort steht noch aus, dürfte aber kaum lang auf sich warten lassen.

      Die Szene verändert sich: Kommt die "Viren-Mafia"?

      Die Virenexperten von Sophos vermuten, dass es dem Autoren-Dreigestirn um den Kampf um die Kontrolle der schätzungsweise zehntausend ursprünglich durch das MyDoom-Virus "geöffneten" Rechner geht.

      Graham Cluley, Chef-Virenjäger bei Sophos in England, über den sich zuspitzenden Clash zwischen den Autoren von Netsky und Bagle: "Wir glauben, beide Autoren könnten Zugang zu einem Untergrund-Netzwerk haben, das aus tausenden von befallenen Computern besteht, die dazu benutzt werden, jede neue Welle der Viren zu verbreiten."

      Das würde allerdings erklären, warum es den Viren trotz ständig erfolgender Updates der Virenschutz-Software gelingt, sich weiter in so großer Zahl im Web zu verbreiten. Gedacht ist dieses Netzwerk befallener Rechner aber eigentlich für etwas ganz anderes, glauben die Experten: Zur Verbreitung von Spam - und damit kann man richtig Geld verdienen.
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