BGH entscheidet: Bundespräsdent Gauck darf Neonazis "Spinner" nennen

    • oldschmatterhand schrieb:

      Ich bringe mal die Zitate ein, damit sich der Leser selbst ein Urteil bilden kann, ohne lang suchen zu müssen:


      Ich glaube, du hast überlesen, daß nicht in obigem Posting nicht Gaucks Osloer Äußerung, die du zitiert hast, mit Köhler verglichen wurde, sondern seine Rede auf der Münchener Sicherheitskonferenz, in der er den Teilen der Gegnerschaft von Kriegseinsätzen der Bundeswehr die aufrechten Motive absprach. Die neuerliche Befürwortung von militärischen Interventionen wird auch allgemein in diesem Kontext verstanden, als Wiederholung der damaligen Aufforderung, doch bitte in den guten Staat zu vertrauen und die Bundeswehr öfter mal auf Demokratisierungsmission zu schicken. Das ist die Gemeinsamkeit, daß beide Bundespräsidenten bei der Bevölkerung um Verständnis für Krieg w(e/a)rben.

      Im Übrigen ist Köhler damals lediglich ehrlich gewesen. Natürlich spielen wirtschaftliche Interessen eine Rolle bei der Frage, ob Militäreinsätze stattfinden oder nicht. Kannst ja mal in Afrika nachfragen, wo in allerlei Konflikten diverse Parteien ein Eingreifen der westlichen Welt erhofft hätten. Blöd nur, daß es da nichtmal was gibt, wofür sich amerikanisches Bombardement lohnt. /sarcasm

      Jenseits der Frage, ob man vielleicht aus prinzipiellen Gründen gegen das Herbeibomben von Demokratie ist (oder aus pragmatischen, weil es ja nun einfach nicht funktioniert), was eine völlig legitime Position wäre, ist es vor allem diese Bigotterie, die völlig zu Recht auf die Empörung der Bürger trifft.

      -

      Was ist denn nun, du wolltest noch erklären, warum für dich Internetveröffentlichungen von Menschen, die sich gegen Verfassungsfeinde stellen, mit denen ebendieser gleichzusetzen sind.
    • Die Gegebenheiten des WKII sowie die darin erfolgten Völkermorde seitens Deutschland und seiner Verbündeten sind bsi heute noch nicht aufgearbeitet.

      Das was Gauck und Köhler gesagt hat, dass wir unserer Verantwortung gegenüber den Menschen gerecht werden müssen und dazu auch Waffen einsetzen sollten, sehe ich auch so.

      Doch als erstes müssen wir mal den Extremisten im eigenen Land die Stirn bieten und sie in ihre Schranken weisen. Darum geht es in diesem Fred.

      Es ist schon richtig,dass das BVerG den Satz von Gauck nicht als Beleidigung, sondern als Aufforderung zur Gegenwehr auffasst und unter den Schutz des Grundgesetzes stellt.

      "Wir brauchen Bürger, die auf die Strasse gehen, die den Spinnern ihre Grenzen aufweisen und die sagen "Bis hierher und nicht weiter" Und dazu sind Sie alle aufgefordert.

      O-Ton Gauck
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.
    • Irgendein schlauer Mann hat mal gesagt
      Die Demokratie ist einer der schlechtesten Regierungformen, aber wir haben keine bessere.
      Doch es lohnt sich dafür zu kämpfen, dass es so bleibt.
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Krennz ()

    • Ich weiss nicht, was diese Spinner eigentlich wollen.

      Nach der Forschung der Genetik sind alle Menschen dieser Erde miteinander verwandt.

      Wir stammen Alle von einer kleinen Gruppe von Urmenschen ab, dem Homo Sapiens Africanensis, der sich in seiner Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten zum Homo Sapiens Sapiens weiterentwickelte.

      Jeder von uns, egal wo er lebt, hat einen genetischen Zwilling, Vlt. bei den Aborigines, im Mato Grosse bei den Indianern, bei den Inuit oder in der Mongolei, in Indien oder China usw.

      Religion ist Menschgemacht. Die grössten Religionen berufen sich auf Gott. Dabei vergessen sie oft, dass es nur einen Gott gibt und geben kann, egal ob man ihn Gott, Allah, Jehova, Jahve oder Manitu nennt. Gott ist die Natur, die Evolution und der Geist des Verständnisses des Mensch sein.

      Bringen wir allen Menschen dieser Erde diese Erkenntnis und lehren wir allen Kindern lesen, schreiben und rechnen, geben wir ihnen eine Perspektive für ihr weiteres Leben und es wird Friede auf Erden. Dann haben einzelne Spinner mit ihren kruden Theorien keine Chance mehr. Dann gibt es bald keine Spinner mehr die unsere schöne Welt mit ihrem geistigen Dünnpfiff vergiften.

      Das ist der Inhalt des Satzen von Gauck wie ich ihn interpretiere.
      Solange das vermeintliche Recht Einzelner zum Unrecht für Andere wird gibt es keine Gerechtigkeit. myself

      Das was ich hier sage ist keine Rechtsberatung, sondern stellt meine persönliche Meinung dar und kann zu neuen Denkansätzen beitragen, auch wenn es "rechtlich" nicht immer einwandfrei erscheint.

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    • Gauck bei der Münchner Sicherheitskonferenz zum Thema "Einsatz militärischer Mittel":
      Ich verzichte bewußt auf das Herausziehen einzelner Wortpassagen, man sollte die vollständige Rede nachlesen, um sich selbst ein Urteil zu bilden (Lesen dauert nur ein paar Minuten) und dann auch zum Link in #27 reflektieren:
      bundespraesident.de/SharedDocs…Sicherheitskonferenz.html

      Wenn man den Bundespräsidenten in diesem Zusammenhang als "Kriegshetzer" betitelt, bedeutet das letztlich den Vorwurf, er habe sich außerhalb des Grundgesetzes gestellt. Ich bin überzeugt, dass der Bundespräsident den Art. 26 GG (--> § 80 StGB*) sowie die Vertragslage, in die die Bundesrepublik Deutschland (einschließlich der maßgeblichen Rechtsprechung des BVerfG) eingebettet ist, kennt und seine Aussagen hierauf abgestimmt hat.

      Insbesondere begrenzt er in seinen Aussagen den Einsatz militärischer Mittel als letzte zur Verfügung stehende Option ausschließlich auf den Schutz von Menschenrechten und Menschenleben (vielleicht hat er dabei z. B. an Srebrenica, den Völkermord in Ruanda und an Halabdscha gedacht).

      Selbst wenn man die bloße Begrifflichkeit der Kriegshetze (Duden: Aufstachelung zum Krieg) heranziehen möchte, kann ich das nicht erkennen.

      Zur Frage nach den Alternativen:
      Ja, die Bundesrepublik Deutschland könnte sich isolieren ("Libyen"). Oder wir könnten die Zeit zurückdrehen - wie weit? - bis zum 25. Februar 99 (Abstimmung im Deutschen Bundestag über den ersten Auslandseinsatz der Deutschen Bundeswehr, Stichwort "Kosovo"**, Bundeskanzler Schröder, Außenminister Fischer) - bis zum 9. Mai 45? - März 1848 - dann doch besser gleich bis zu dem Moment, wo wir noch sagen können: Halt, Adam, beiß' da nicht rein, schau mal, was Du anrichtest! Bei der Frage der Alternativen darf man nicht ausblenden, ob man auch dann Verantwortung übernimmt, wenn man wegschaut. Die Welt ist (leider) "etwas" komplizierter. Bestensfalls hat man die Wahl zwischen Pest und Cholera.

      *glasnost.de/kosovo/urteilstrafanz.html
      **glasnost.de/kosovo/
    • oldschmatterhand schrieb:

      Ich verzichte bewußt auf das Herausziehen einzelner Wortpassagen, man sollte die vollständige Rede nachlesen, um sich selbst ein Urteil zu bilden (Lesen dauert nur ein paar Minuten) und dann auch zum Link in #27 reflektieren:


      Ich helfe dir:

      Deutschland ist überdurchschnittlich globalisiert und es profitiert deshalb überdurchschnittlich von einer offenen Weltordnung – einer Weltordnung, die Deutschland erlaubt, Interessen mit grundlegenden Werten zu verbinden. Aus all dem leitet sich Deutschlands wichtigstes außenpolitisches Interesse im 21. Jahrhundert ab: dieses Ordnungsgefüge, dieses System zu erhalten und zukunftsfähig zu machen.


      Das ist exakt Köhler mit den wirtschaftlichen Interessen. Daß Gauck der bessere Rhetoriker ist, hat ja keiner bestritten. Die zu überprüfende These war aber - immer schön am Objekt bleiben - ob Gaucks Äußerungen auf der Sicherheitskonferenz mit Köhlers Rückflug-Interview vergleichbar sind. "Tag und Nacht" vermag ein objektiver Betrachter da nun wirklich nicht zu erkennen.

      Mir geht es übrigens nicht um die Frage, ob Gauck ein Kriegshetzer ist oder ob es Alternativen gibt (ja, gibt es, die würden aber bedeuten, daß wir all unsere schönen Privilegien aufgeben müßten, die wir auf der Armut der anderen 4-5 Milliarden Menschen aufbauen, das aber nur am Rande). Sondern darum, daß man so eine Meinung selbstverständlich in einer politischen Diskussion äußern darf.

      Krieg ist auch nicht gleichzusetzen mit Angriffskrieg. Deshalb gibt es ja ein eigenes Wort für letzteres. Niemand hat Gauck vorgeworfen, "die Fahnen hoch, die Reihen fest geschlossen" proklamiert zu haben, einer Ausführung, daß Gauck wohl Grundgesetz und Strafgesetzbuch kenne, bedarf es nicht. Wer für mehr Verständnis in der Bevölkerung für Kriegseinsätze der Bundeswehr wirbt, muß aber damit leben, daß man seine Position auf Schlagzeilenlänge verknappt. Und natürlich redet so jemand der kriegerischen Lösung das Wort.

      Das ist übrigens damals Merkels Position zum Irak gewesen: Wenn Deutschland (und die anderen "Unwilligen") nur fest genug an der Seite der Amerikaner gestanden und glaubhaft mit dem letzten Mittel gedroht hätten, hätte der Krieg nie stattgefunden, weil Saddam angesichts der Isolation seine WMD rausgerückt hätte. Und dafür hat die sich bis heute noch nicht entschuldigt, das muß man sich mal vorstellen. Es gehört zu den wenigen Dingen, die Goldkettchen-Gerd richtig gemacht hat, uns vor einer Mitschuld am Desaster im Irak zu bewahren. Böse Zungen unterstellten Wahlkampf, ich sage: Weitsicht (google: "excuse me, I am not convinced").

      In einer allgemeinen Krieg-ist-schon-ok-wenn-wir-vorher-nur-genug-anderes-probiert-haben-Atmosphäre wäre die ganze Sache vielleicht ganz anders ausgegangen.

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    • pandarul schrieb:

      Mir geht es übrigens nicht um die Frage, ob Gauck ein Kriegshetzer ist oder ob es Alternativen gibt (ja, gibt es, die würden aber bedeuten, daß wir all unsere schönen Privilegien aufgeben müßten, die wir auf der Armut der anderen 4-5 Milliarden Menschen aufbauen, das aber nur am Rande).
      Auch nur am Rande: Danke für Deinen Mut, das auszudrücken, was ich mich so oft nicht traue – (aus Angst, als Spinner hingestellt zu werden).
    • Die Gefahr besteht natürlich sehr wohl, wenn man der Generation der Trümmerfrauen und der Nachkriegsgeneration, also die, die sich jetzt Sorgen macht, ob sie in Würde altern kann, oder die sich jetzt auf den neuen Lebensabschnitt freut, die, also die, die diese Privilegien erarbeitet haben, das so plakativ um die Ohren haut.

      Wieder andere könnten sagen, hey, Euch Deutschen geht's gut mit Euren Privilegien (die ihr Euch auf dem Rücken der Weltbevölkerung "erreibacht" (?) habt), habt ihr vergessen, dass "wir" (unsere Söhne) es waren, die Euch von Eurem Wahnsinnigen befreit haben? Fühlt ihr Euch nicht verpflichtet, den Völkern, die heute unter solchen menschen(leben)verachtenden Tyrannen leiden, auch mit dieser (letzten) Konsequenz zur Seite zu stehen?

      Ein riesiges und hochexplosives Spannungsfeld. "Einfacher" wäre es (aber auch nur vielleicht), wenn "die Welt" sagen würde, nein, nein, ihr Deutschen, lasst mal lieber Eure Hände von den Waffen. Bis 1999 war es vielleicht noch so. Aber so ist es (leider) heute nicht mehr. Ich glaube nicht, dass es nur der Rhetorik Gaucks geschuldet ist, dass er sich so ausgedrückt hat, wie er sich ausgedrückt hat. Dass er das "dem MIK zuliebe" getan hat - ein sehr einfaches Gedankenmodell.
    • Es ist weiterhin glaube ich aus dem Kontext (und anhand der Größenordnung "Milliarden") deutlich erkennbar gewesen, daß es ganz allgemein darum ging, wie weltweit weniger Konflikte zu erreichen wären bzw. die bestehenden gelöst werden können. Mit Privilegien war also gemeint, daß unsere Smartphones so billig sind, weil in China ein Heer von 100 Millionen rechtlosen Wanderarbeitern existiert, die schlechter gestellt sind, als es in manchen Gesellschaften Sklaven waren. Daß unser morgendlicher Kaffee auch deshalb ein paar Cent die Tasse kostet, weil in den Ländern wo er herkommt, die Leute weniger als eine europäische Tasse Kaffee am Tag verdienen. Daß das gesamte Konzept Lager = 'im LKW auf der Autobahn' und die Containerlieferungen aus Fernost im Wesentlichen darauf beruhen, daß wir (ja, wir, der Westen) mit Diktatoren aller Art kollaborieren, die das Erdöl, das (wenn überhaupt) ihrem Volk gehört, zu einem profitablen Geschäft für wenige Eliten gemacht hat. Daß wir unseren Technologiefortschritt benutzen, um irgendwelchen schluckarmen Bauern in Afrika genetisch verändertes Saatgut andrehen, das gegen Schädling XY gleich das Pestizid selbst entwickelt, dummerweise aber in der zweiten Saison nicht keimfähig ist (soll ja immer neu gekauft werden, nich?) und in der dritten resistente Schädlinge hervorbringt - während es den Boden durch die Umstellung auf intensive Nutzung mit Aussicht auf nur noch gute Ernten und die damit verbundenen Gewinne, die wegen der hohen Anfangsinvestition nötig sind, auf Jahre unbenutzbar macht.

      Ein bekannter Kabarettist hat das mal in den schönen Satz gepackt: Das Überleben von Negern sei den Aktionären von Großkonzernen nicht zuzumuten.

      Daß man "ein Spinner" ist, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht, ist schon eine steile These. Schauen wir uns mal ne Gegenthese an: (Triggerwarnung: Debattenbeitrag ohne Anspruch auf Objektivität, und das von einem, der von sich selbst behauptet, links zu sein.)

      spiegel.de/politik/deutschland…seinsaetzen-a-976083.html

      Es geht ein wenig über die Rolle der Kirche im Krieg und die Ersatzreligion der Atheisten (Demokratie und Menschenrechte als Mission). Besonders schön ist aber in dem Zusammenhang der Papst (ja, der echte):

      Papst Franziskus hat sich übrigens gerade in einem Zeitungsinterview auch zum Krieg geäußert. Aber in einem ganz anderen Sinne. Er zog die Verbindung zwischen Krieg und Kapitalismus. "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen", sagte Franziskus.


      Ja, dieser Spinner, der ernsthaft wagt, zu behaupten, daß unser System nur funktioniert, wenn irgendwo auf der Welt Menschen am Arsch sind.

      Nun ist der Mann ja unfehlbar und der Stellvertreter Christi auf Erden. Und da sind wir wieder bei der ursprünglichen Frage, zumindest meiner, vor deren Beantwortung du dich ja nach wie vor durch Ignorieren drückst. Nach deiner Logik @oldschmatterhand müßte jetzt irgendwer sich ereifern und nach der Redaktion rufen, weil hier eine Grenzüberschreitung stattfindet, wenn du religiöse Bekenntnisse beleidigst, in dem du ihn als Spinner abtust. Gut, daß du hier der einzige bist, der Angst vor Meinungen jenseits der eigenen ideologischen Scheuklappen hat; deshalb darfst du diese Position hier nämlich äußern. (Disclaimer: Ich bin Atheist und habe mit dem Papst nix zu schaffen.)

      So. Was den Gründungsmythos der BRD anbelangt - "wir hatten ja nix, aber wir haben die Ärmel uffjekrempelt und angepackt" -, den du hier mit der Tränendrüse fest im Blick ins Feld führst, verweise ich einfach mal auf Pispers, der das so erklärt, daß es jeder verstehen kann. Vielleicht hilft das ein wenig bei der Einordnung, warum viele Menschen im Osten Deutschlands nur ungläubig mit dem Kopf schütteln können, daß die Rechtsradikalen von der CDU ausgerechnet den Mann als Ersatzheiligen verehren, der maßgeblich ihr 40jähriges Schicksal besiegelte.

      Wenn du das Problem also schon weniger global sehen möchtest, sondern mehr auf Deutschland bezogen, dann fassen wir doch mal zusammen, daß auch hierzulande immer schon ein Teil der Menschen in Armut leben mußte. Früher hinter der Mauer, heute von ALG II. Google-Tip.

      Zuletzt: ich glaube, die Behauptung hier so verstanden zu haben, daß Gauck Teil des MIK ist, ob ihm das nun bewußt ist oder nicht. Zumindest Eisenhower würde das durchaus so sehen, es ist ja genau das, wovor er gewarnt hatte. Dieselben Leute, die Gaucks Wähler ernannt haben, entscheiden z.B. über Rüstungsexporte. Und den Einsatz der Bundeswehr. Und bekommen Parteispenden von den Profiteuren oder werden Lobbyist oder Aufsichtsrat bei irgendwelchen Unternehmen, die definieren, was "deutsche Interessen" eigentlich sind.

      Es freut mich jedenfalls sehr, daß ein überwiegender Teil der Bevölkerung das Mitspielen bei dieser Farce rundheraus ablehnt. Diesen aufrechten Menschen niedere Motive zu unterstellen, ist ein starkes Stück von Gauck, und wer sowas in die Welt setzt, der wird damit leben müssen, wenn er überspitzt "Kriegstreiber" genannt wird. Auch die Darstellung Gaucks als Dschihadist (s. obige Kolumne bei SPON) ist in unserem Land zum Glück ein angemessener Beitrag zu einer derart wichtigen Debatte.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von pandarul ()

    • Papst Franziskus hat sich übrigens gerade in einem Zeitungsinterview auch zum Krieg geäußert. Aber in einem ganz anderen Sinne.
      Er zog die Verbindung zwischen Krieg und Kapitalismus. "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen", sagte Franziskus.
      Hey Pandarul,

      dieses "renegade" Papst-Zitat kannst du doch @oldschmatterhand - einen erzkonservativen bayrischen Staatsbürger, dessen Regierung den katholischen Glauben inoffiziell zur Staatsreligion erklärt hat - nicht einfach so vor die Füße werfen. :D

      Ansonsten meine volle Zustimmung zu deinem sehr interssanten und informativen Referats.
      "Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." (Friedrich Nietzsche)


      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Uhrologe ()

    • Ich möchte nochmal betonen, daß ich nicht notwendigerweise wörtlich (oder gar buchstabengetreu) alles von dem vertrete was ich hier poste, oder es sogar als einzig gültige Meinung betrachte. Das wäre ja auch vermessen.

      Mir geht es darum, ein paar Tatsachen anzusprechen, deren Wahrheitsgehalt jeder Interessierte im Kern durch eigene Recherche überprüfen kann. Und natürlich darum, diesen Vortrag 'radikal' zu formulieren, um aufzuzeigen, wie breit ein Meinungsspektrum eigentlich sein und was man alles vertreten kann.

      Mir geht es immer noch nicht so sehr um Gauck, dem ich durchaus zutraue, nicht etwa bösartig, sondern einfach ein seniler alter Mann zu sein. Laß Opa doch vom Krieg erzählen; eingreifen müssen wir erst, wenn er wirklich seine Stiefel aus dem Schrank holt, um loszumarschieren. :P

      Mir geht es darum, welche Äußerungen hier eine Grenzüberschreitung darstellen sollen. Ich komme überhaupt nicht darüber hinweg, daß die Form einer Äußerung als Aufhänger für einen Angriff auf ihren Inhalt dienen bzw. diesen durch das ins Spiel bringen von Strafrecht sogar moralisch diskreditieren soll. Nein, in Gauck einen kriegstreibenden Lügner zu sehen, verläßt mitnichten den Grundkonsens unserer Gesellschaft. Ganz im Gegenteil, in großen Teilen der Gesellschaft ist diese Auffassung Konsens. Ich empfehle, mal über den eigenen Horizont zu schauen bzw. in Anlehnung an die Signatur von @biguhu dessen Radius zu überprüfen.

      Genau wie hier beiläufig Links zu meinetwegen linksradikalen Nazigegnern als indiskutabel abgestempelt wurden. Als ob sich die Fakten dadurch änderten, wer sie anspricht.

      Aber wahrscheinlich ist das alles vergebene Liebesmüh. Ich nehme an das @oldschmatterhand nicht mal versteht, was an seinen entsprechenden Äußerungen so problematisch ist.
    • pandarul schrieb:

      Mir geht es immer noch nicht so sehr um Gauck, dem ich durchaus zutraue, nicht etwa bösartig, sondern einfach ein seniler alter Mann zu sein. Laß Opa doch vom Krieg erzählen; eingreifen müssen wir erst, wenn er wirklich seine Stiefel aus dem Schrank holt, um loszumarschieren.



      Jo... bösartige Kriegshetze ist definitiv falsch.... Nur dürften Aussagen von Gauck etwas mehr "wiegen" als die eines Hinterbänklers. Was sind doch nicht für Hoffnungen in Gauck gesetzt worden... mit wieviel Vertrausensvorschuss würde er ja schon "gefordert" als Bundesgrüssaugust. Man "wollte endlich wieder einen richtigen Präsi, der auch mal den regierenden die Meinung geigt". Für diese Hoffnungen ist er gewählt worden....

      Und dann stellt sich alles, was an Hoffnungen bevorschusst wurde, als verloren raus.... viel "platter" kann man nicht agieren. Ein Grüssaugust ohne Ecken und Kanten, nur keine Reibung erzeugen. Sich gutstellen mit den Regierenden....

      Mit seinen Äusserungen zur "aktiveren Bundeswehr" und zur NSA z.B. bereitet er zumindest fahrlässig den Weg für eine Entwicklung, die nicht dem Gedanken einer friedlichen Demokratie entspricht. In einer solchen brauchts keine Bespitzelungen, keine Kriege (Verteidigung, wie ursprünglich vorgesehen, ausgenommen). Die Bevölkerung ausspähen bzw. zulassen, dass diese durch andere Staaten ausgespäht wird, ist eine Massnahme diktatorischer Staaten.

      Und solche Äusserungen, egal ob "nur nicht drüber nachgedacht" oder einfach fahrlässig hingeworfen (um vielleicht nur jemandem in den Kofferraum zu kriechen) sind gefährlich...
    • oldschmatterhand schrieb:

      Ein riesiges und hochexplosives Spannungsfeld. "Einfacher" wäre es (aber auch nur vielleicht), wenn "die Welt" sagen würde, nein, nein, ihr Deutschen, lasst mal lieber Eure Hände von den Waffen. Bis 1999 war es vielleicht noch so. Aber so ist es (leider) heute nicht mehr. Ich glaube nicht, dass es nur der Rhetorik Gaucks geschuldet ist, dass er sich so ausgedrückt hat, wie er sich ausgedrückt hat. Dass er das "dem MIK zuliebe" getan hat - ein sehr einfaches Gedankenmodell.
      Natürlich hat er "das" nicht "dem MIK zuliebe" getan. Es ist vielmehr umgekehrt.
      Hätte er nur den geringsten Verdacht aufkommen lassen, daß er gegen den Stachel löcken würde, d.h. etwas anderes als die herrschende Meinung, also die Meinung der Herrschenden (zu denen der MIK gehört) zu äußern, hätte er es niemals zu einer Kandidatur gebracht.
      Pandarul hat ansonsten alles Wesentliche zum Thema gesagt.
      In allen Auseinandersetzungen, beim Terrorismus und im Krieg gegen diesen geht es um Materielles, um Geld. Selbst wenn es um liberté, égalité und fraternité ginge, was natürlich nicht der Fall ist, wären sie nicht umsonst zu haben. Eine Billion $ hat der Krieg im Irak und Afghanistan bisher gekostet. Auf eine Verbesserung der Lage dort hofft inzwischen niemand mehr. Und die Karawane des Terrorismus zieht weiter und zerrt die Karawane des war against terror an immer neue Schauplätze.
      Die Billion war also bisher bloß die Anzahlung. Romantiker rechnen schon mal vor, was man mit diesem Geld alles hätte erreichen können, wäre es in die zivile Entwicklung der Länder gesteckt worden. Aber da hat der Niebel, der erste Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit schon vor vier Jahren die Wahrheit über sein Amt gesagt, nämlich, daß es kein "Weltsozialamt" sei.
      Richtiges Geld für Entwicklungshilfe ist schon immer nur aus deutschen Kassen in deutsche Taschen gewandert, wie die Billion $ der USA in die des military-indistrial complex, dessen Aktionäre reich wurden und der Staat arm.
      Warum dem so ist, ist eine von jeder Antwort befreiten Frage, mit anderen Worten: alternativlos.
      Dabei haben die Terroristen mittlerweile, in Teilen nur klammheimlich, eine ganze Welt hinter sich. Alle die, die sich um ein Lebensglück betrogen fühlen, also nicht nur die Muslime, sondern auch die Menschen, die lieber im Mittelmeer ertrinken als in ihrem Elend zu verkommen, haben von Al-Quaida gelernt, wie verwundbar der weiße Riese ist. Sie sind Kinder einer Geschichte, deren Grundzüge der Weltmarkt und die Weltmächte geschrieben haben.
      Nur ist das Wissen darum nutzlos. Um diese Menschen aus ihrem Elend zu erlösen, wäre eine radikale Umverteilung des globalen Reichtums vonnöten, also nicht nur eine Enteignung der Bourgeoisie, die Expropriation der Expropriateure (Marx), sondern auch der weißen Wohlstandsbürger. Das würde wiederum keine Demokratie (die Herrschaft des Kapitals) überleben. Diesem Selbstmord ziehen die Eigentümer der Welt dann doch den Mord vor.
      Und Gauck wäre kein Pfaffe, sondern fast ein Christ, wenn er nicht dieser Vorgehensweise den Vorzug geben und stattdessen die Dinge beim Namen nennen würde. Gaucks Kriegshetze ist die waffentechnische Variante der Anekdote vom Bankier, der, vom Elend eines Bettlers gerührt, seinen Diener ruft: Jean, schmeißen Sie den Kerl raus - er bricht mir das Herz!

      P.S.: Was den Papst und seine zitierten Äußerungen anbelangt gebe ich zu bedenken: Er ist Chef einer Vereinigung, die maßgeblich am Zustand der Welt mitgearbeitet hat und ich glaube eher an Marx, als er schrieb: Die Kirch wird eher 48 von ihren 49 Glaubensgrundsätzen aufgeben, als ein Neunundvierzigstel ihre Vermögens.
      "What I Found Over The Years Is That Lots Of People Don't Agree With Me" -Bill Maher
    • blue_ornament schrieb:

      Auf eine Verbesserung der Lage dort hofft inzwischen niemand mehr. Und die Karawane des Terrorismus zieht weiter und zerrt die Karawane des war against terror an immer neue Schauplätze.



      Wer hat denn auf eine Verbesserung gehofft? Doch nicht die Leute die die Kriege angezettelt haben. Denen geht es doch garnicht um eine Verbesserung der Lage der Bevölkerung. Sonst würde man sich zuerst mal mit den Gegebenheiten "vor Ort" befassen und sich nicht irgendwelche Parolen auf die Fahnen schreiben....

      Welcher dieser Kriege hat denn jemals zu einer wirklichen Verbesserung geführt? Nicht einer.... mit Bomben und Granaten kann man keine Menschen "umerziehen". Weder im Irak noch in Afghanistan ist irgendwas erreicht worden. Im Gegenteil.... es ist schlimmer geworden. Hauptsache die Waffenindustrie kann wieder verdienen (ok... ziemlich sarkastisch....).

      Der K8r)ampf gegen den Terrorismus in dieser Weise schafft erst erfolgreich den Nachwuchs für die Terrororganisationen...
    • pandarul schrieb:

      blue_ornament schrieb:

      Dabei haben die Terroristen mittlerweile, in Teilen nur klammheimlich, eine ganze Welt hinter sich.


      Jeder, der eine Erklärung von einer Rechtfertigung unterscheiden kann, wundert sich nicht, daß wir Bomben unter den Hintern gelegt bekommen, sondern, daß es vergleichsweise wenige sind.
      Genau so ist es. Und ich mache keinen Hehl daraus, daß ich aus tiefster Überzeugung diejenigen verachte, die rechtfertigen statt zu erklären.
      "What I Found Over The Years Is That Lots Of People Don't Agree With Me" -Bill Maher
    • Bitte nicht Al Quaida rein bringen.
      Die meisten Al Quaida Mitglieder sind vieles aber nicht arm.
      Osama bin Laden gehörte zu den Reichsten in einem ohnehin reichen Land.
      Hier ging es nicht darum, das Elend der Armen zu beheben sondern um das Gleiche wie in vielen kapitalistischen Ländern, um Macht.

      Die Demokratie halte ich übrigens, bei all ihren Fehlern, immer noch für die beste aller Staatsformen.

      Die Machtgier sollte man nicht nur auf den Westen begrenzen, die sogenannten kommunistischen Länder standen und stehen dem in nichts nach.
      Genauso wenig wie viele muslimische Staaten etc.

      Mit Religion hat das wenig zu tun auch wenn vieles im Namen der Religion geschieht.
      Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition (Johann Nestroy)
    • pandarul schrieb:

      blue_ornament schrieb:

      Dabei haben die Terroristen mittlerweile, in Teilen nur klammheimlich, eine ganze Welt hinter sich.


      Jeder, der eine Erklärung von einer Rechtfertigung unterscheiden kann, wundert sich nicht, daß wir Bomben unter den Hintern gelegt bekommen, sondern, daß es vergleichsweise wenige sind.
      Quelle: ;)
      youtube.com/watch?v=sg9bQDqKJnU

      V. Pispers ist einfach der Beste, wenn es darum geht solche Dinge zu erklären. Das obige Video ist zwar mit fast ner 3/4 Std. etwas länglich, sollte sich aber m.E. jeder ansehen. Pispers beschreibt auf seine unvergleichl. drastische u. anschauliche Weise die Zusammenhänge von Terrorismus/Extremismus, mittlerer Osten, USA, "war on terror" etc.
      Interessant dabei auch die gelegentl. Kameraschwenks ins Publikum. Da bleibt so manchen vor schierer Betroffenheit das Lachen sprichwörtlich einfach im Halse stecken.
      Andere wiederum scheinen irgendwie verunsichert u. man meint förmlich die Rädchen im Oberstübchen knacken zu hören weil sich die Frage auftut: darf der das eigentlich, das einfach so drastisch u. laut auszusprechen? ER DARF! Und ich bin froh, dass es noch Leute gibt, die das nicht nur können, sondern es sich auch trauen.
      proper prior preparation prevents piss poor performance
    • mijanne2007 schrieb:

      Bitte nicht Al Quaida rein bringen.


      Naja, der Zusammenhang besteht ja auf der Ebene, daß die Mudschaheddin eine Erfindung der CIA sind (im Kampf für die Menschrechte, wissenschon) und wie @monza richtig sagte, denen der Nachwuchs statt die Demokratie herbeigestreubombt wird. Das hat natürlich nix mit Religion zu tun oder der Führungselite von Al Quaida. Richtig. Warum sollte die weniger bigott sein als unsere Fundamentalisten? Es geht darum, daß in einer halbwegs gerechten Gesellschaft junge Menschen solchen Kaputten und ihrer Ideologie den Vogel zeigen würden, statt zu sympathisieren oder sich anzuschließen.